5 Lösungen für das Problem mit der Plastikflut im Supermarkt
Schutzsprays, Lasertätowierungen oder Nachfüllstationen: Es gibt schon viele Kunststoffalternativen, die sich bewährt haben. Die Plastikverbote der EU können kommen.
Seit fast 1,5 Jahren sind in der EU Einwegbesteck und -teller, Wattestäbchen und Strohhalme aus Plastik sowie einige andere Einwegplastikprodukte verboten.
Symbolisch viel, ökologisch weniger. Es waren klare politische Signale, dass wir uns von der Wegwerfgesellschaft verabschieden müssen, und es hat ein Umdenken in der Industrie bewirkt. Auf Natur und Umwelt hat es jedoch nur geringe Auswirkungen. Dafür ist die Menge der verbotenen Produkte zu klein; die meisten Verpackungsalternativen wie
Der Erfolg solcher Verbote hängt maßgeblich davon ab, wodurch die Kunststoffe ersetzt werden. Denn neben all den Problemen des Plastiks muss erst einmal eine Alternative gefunden werden, die
So plant die EU, gegen Plastik vorzugehen
Dagegen will die Europäische Kommission nun rigoros vorgehen. In einem
Darum ist Frankreich Vorreiter in der EU
Im Januar 2023 haben 3 Umweltorganisationen in Frankreich das Lebensmittelunternehmen Danone wegen seines hohen Plastikverbrauchs verklagt. Das ist bisher nur in wenigen EU-Staaten möglich. Grund dafür ist das seit 2017 geltende französische Gesetz zur Sorgfaltsüberprüfungspflicht. Es verpflichtet Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitenden dazu, Sorgfaltspläne aufzustellen und Menschenrechte und Umweltschutz von Zulieferern einzuhalten. Sobald das europäische Lieferkettengesetz in nationales Recht überführt wird (in voraussichtlich 2 Jahren), werden solche Klagen EU-weit möglich sein.
Es gibt aber ein Land, das den Plänen der EU schon weit voraus ist: Frankreich.
Unser Nachbar will bis 2040 alle Arten von Einwegkunststoff – inklusive jeglicher Verpackungen – verbieten. Das Ziel wurde 2020 im
In der Theorie ist das Vorhaben ambitioniert, in der Praxis wird es von der Verpackungsindustrie sabotiert. So gelang es Vertreter:innen der Plastikindustrie, erfolgreich gegen die Verordnung zu klagen und sie Ende 2022
2 große Kritikpunkte an Frankreichs Vorhaben bleiben:
- Plastik muss laut Gesetz nur im Supermarkt eingespart werden,
- Das Verbot gilt nur für unverarbeitetes frisches Obst und Gemüse. Tiefkühlware oder bereits geschältes oder geschnittenes Gemüse aus dem Kühlregal betrifft dies nicht.
Auch auf EU-Ebene argumentieren Kunststoffhersteller bereits gegen den Vorschlag der EU-Kommission. Doch der Druck ist inzwischen so groß, dass eine Verschärfung in der EU sehr wahrscheinlich ist. Um sich nicht von den neuen Gesetzen überrollen zu lassen, sollten sich die Verpackungsindustrie und Supermärkte rechtzeitig auf den Wandel einstellen. Und das ist gar nicht so schwierig, wie manch ein:e Lobbyvertreter:in das Parlament glauben machen will. Denn es sind schon viele Lösungen im Umlauf, womit der Handel jetzt sofort Plastik einsparen kann – ohne gleich zum Unverpacktladen zu werden.
1. Essbare Verpackung aus dem Meer für Takeaways
Die Takeaway-Kühltheke ist verlockend. Doch bei den einzeln in Plastik verpackten Falafeln, Salatsoßen und Karottensticks leidet das grüne Gewissen schnell. Dabei muss das nicht sein. Verschiedene Start-ups sind auf das »Wundermittel Alge« gekommen, um daraus ein
Seetang lässt sich zu etwa

Was sagt die Forschung dazu? Forschende der Universität Tübingen fanden heraus, dass sich
In deutschen Supermarktsortimenten gibt es
2. Eine zusätzliche Haut für Obst und Gemüse
Ganz nackt liegen Paprika und Avocado dann doch selten im Supermarkt. Das hat einen Grund: Plastikverpackungen machen Obst und Gemüse
Einige Supermärkte in Deutschland haben für dieses Problem eine umweltfreundliche und unsichtbare Lösung gefunden. Rewe, Penny und Edeka besprühen beispielsweise ihre Avocados und Südfrüchte seit 2 Jahren mit einem geruchs- und geschmacklosen Schutzspray.
Diese Schutzsprays
Das Coating ist bei Rewe und Co. (und ihren jeweiligen Discountern) gut angekommen: Die Kund:innen akzeptieren die
3. Tätowierte Kiwis und Gurken
Gerade
Als Lösung haben Forschende das »Natural Branding« erfunden. Dabei wird Obst und Gemüse mit einem Laser zum Beispiel mit dem Biosiegel gekennzeichnet. Das Verfahren ist seit 2013 in Deutschland erlaubt. Bisher nutzen Rewe, Penny, Edeka und Aldi die tätowierte Kennzeichnung für Biolebensmittel wie Süßkartoffeln, Kiwis, Avocados oder Gurken. Für eben diese Lebensmittel mit festeren Schalen ist das Natural Branding gut geeignet. Zu kleine Früchte oder Zitrusfrüchte können nicht markiert werden, da diese die veränderten Schalenpigmente neu bilden und die Markierung aus diesem Grund verbleicht.
Ein Hof in Dachau erklärt in diesem Video, wie die Lasermarkierung die Farbpigmente in der obersten Hautschicht verändert, und zeigt, dass das Obst und Gemüse durch die Markierung nicht beschädigt wird:
Ein weiterer Vorteil: Gerade Paprika, die oft in 3er-Packs angeboten werden, können nun einzeln verkauft werden. So können die Kund:innen die Anzahl an Obst und Gemüse kaufen, die sie wirklich brauchen – und es landet weniger in der Tonne.
Am besten wäre eine Kombination aus essbarem Schutzspray für eine längere Haltbarkeit und dem Natural Branding, dann könnte mehr fragilem Obst und Gemüse die Plastikverpackung erspart bleiben. Das ist jedoch aktuell aufgrund von EU-Verordnungen noch Zukunftsmusik.
4. Müsli, Shampoo, Wasser und Bier zum Nachfüllen
Für Haferflocken, Nüsse, Nudeln und Trockenfrüchte haben sich Nachfüllstationen in Unverpackt- und Bioläden bewährt. Allmählich tasten sich auch konventionelle Supermärkte vor.
Der Ablauf ist dabei immer ähnlich: Kund:innen müssen ihre eigenen Behälter mitbringen oder sie vor Ort kaufen. Diese wiegen sie, füllen sie auf, wiegen sie erneut. Die Waage berechnet die Differenz und den Preis. Ein Beleg wird ausgestellt und an der Kasse bezahlt. Damit können Verbraucher:innen genau so viel kaufen, wie sie brauchen, und der Handel spart Verpackungen und teilweise sogar Geld. Nudeln, Trinkwasser und Bier können so nämlich in großen Mengen angeliefert werden.
So richtig durchgesetzt haben sich die Nachfüllstationen in Supermärkten und Discountern jedoch nicht.
5. Lieber hart statt flüssig
Es sieht aus wie ein Spülmaschinen-Tab, kann aber auch ein Spülmittel, Fensterreiniger oder Universalreiniger sein. Einige Drogerie- und Supermärkte bieten inzwischen Reinigungsmittel als festes Konzentrat an, das zu Hause nur mit Wasser

Genauso sieht es mit festem Duschgel und Shampoo aus, die es inzwischen in fast jedem Supermarkt zu finden gibt. Laut der Verbraucherzentrale NRW
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily