Müssen Verbrecher:innen bestraft werden?
Kein Gerichtsprozess, sondern Wahrheitssuche: Teil 3 meiner Bosnienreportage erklärt, wie Traumatisierte auch ohne Bestrafung ihrer Täter:innen Frieden finden können.
Ist es möglich, zu vergeben, wenn Unverzeihliches passiert ist, wenn gemordet, gefoltert, vergewaltigt wurde? Katharina Wiegmann und Judith Braun haben versucht, diese Frage mit den Werkzeugen der Philosophie und der Psychologie zu beantworten:
Die Frage nach Vergebung wird komplexer, wenn es nicht nur eine Person ist, der Unrecht widerfährt, sondern eine ganze Gesellschaft. Denn politische Versöhnungsprozesse sind oft die Aufgabe mehrerer Generationen.
Ich habe mich deshalb nach Bosnien-Herzegowina aufgemacht. In dem Land auf dem Balkan tobte vor 30 Jahren der wohl heftigste der Jugoslawienkriege. Und ein Teil der bosniakischen Bevölkerung erlitt ein grausames Kriegsverbrechen: den Genozid von Srebrenica.
Ich habe mit Menschen gesprochen, die Traumatisches erlebten und trotzdem keinen Hass (mehr) gegenüber den Täter:innen hegen; die daran arbeiten, verfeindete Gruppen miteinander ins Gespräch zu bringen; die für sich persönlich Versöhnung gefunden haben und sich diese Versöhnung auch für ihr Land wünschen.
Jene Menschen habe ich in meiner Bosnienreportage vorgestellt und ihren Geschichten Raum gegeben. Dies ist der dritte und letzte Teil der Serie. Teil 1 findest du hier, Teil 2 hier.
Mit Illustrationen von Frauke Berger für Perspective Daily