7 Buchtipps für den Frühling
Diese neuen Werke haben uns gefallen. Euch auch?
Endlich lässt sich die Sonne wieder blicken! Ein guter Zeitpunkt, um sich ein gutes Buch zu schnappen, sich auf eine Bank oder einen Gartenstuhl zu fläzen und zu lesen. Wer sich lieber bei einem ausgiebigen Frühlingsspaziergang oder bei der Gartenarbeit berieseln lässt, findet die meisten Bücher mittlerweile auch als Hörversion.
Praktisch, dass gerade im Frühjahr viele neue Bücher erscheinen. Traditionell stellen viele Verlage ihre Neuerscheinungen auf der Leipziger Buchmesse vor, die Ende der nächsten Woche stattfindet.
Die Perspective-Daily-Redaktion kommt der Messe zuvor und hat für euch ihre 7 liebsten Lesetipps für den Frühling zusammengestellt – vom Sachbuch über die Essaysammlung bis zum Roman.
Reflektieren für 22 Euro: »Geld spielt keine Rolle«
von Benjamin Fuchs
Viele Dinge, die ich mache, sind Quatsch. Noch merke ich das. Noch habe ich ein Gefühl von Fremdheit, wenn ich ein Sofa für 2000 Euro kaufe oder eine Mango für 3,49 Euro.
So beginnt das neue Buch »Geld spielt keine Rolle« der Journalistin und Autorin Anna Mayr. Sie, die als Kind mit ihrer Mutter von Hartz IV lebte, hat jetzt eine Festanstellung bei der Wochenzeitung »Die Zeit« und keine Geldsorgen mehr. Oder vielleicht doch? Denn sie hadert mit vielem, was sie sich jetzt kauft, und hat Angst davor, dieses Gefühl zu verlieren und gedankenlos Geld für Unsinn auszugeben, wie alle anderen, die nicht auf jeden Cent achten müssen.
Es geht um einen Umzug, der 600 Euro kostet, weil sie jetzt Männer dafür bezahlt, dass sie ihre Sachen tragen. Um den Entwurf ihres Ehevertrags für 225 Euro und um ein Glas Wein für 5 Euro, das sie eigentlich nicht bestellen wollte, denn: ein Wein für 5 Euro, der kann ja eigentlich nichts sein. Darum, dass sie sich für diesen Gedanken schämt und sich plötzlich wie ein Snob fühlt.
»Zerrissenheit ist viel intimer als Wut«, schreibt sie. Und sie offenbart diese Zerrissenheit nicht nur, sie löst sie auch in mir als Leser aus. Wann habe ich zuletzt wie viel Geld gedankenlos ausgegeben und wann habe ich das zuletzt aktiv reflektiert? Ist es besser, zu verzichten und das Geld jemandem in Armut zu spenden? Klar! Aber wie viel ist genug? Und warum stellt man sich diese ganzen Gerechtigkeitsfragen und gibt trotzdem oft sinnlos Geld für sich selbst aus, statt es anderen zu schenken?
Hier spreche ich mit Anna Mayr über ihr erstes Buch »Die Elenden«, worin es um Armut geht, um Hartz IV und warum unser System Arbeitslose braucht:
Das Buch hört nicht bei Anna Mayrs persönlichen Geschichten auf. Die Geldbeträge und Käufe dienen nur als Startrampe. Beim Umzug geht es auch um die Frage, wessen Zeit eigentlich mehr wert ist: die des Umzugshelfers oder die der Auftraggeberin? Müsste er nicht genauso viel verdienen wie Mayr selbst? Beim Ehevertrag geht es im Kern um Gleichberechtigung, Ehegattensplitting und Sorgearbeit. Beim Gespräch mit einem Immobilienbesitzer um Vermögen und wem es zufliegt, während es anderen verwehrt bleibt. All diese Themen vermittelt Mayr mit erzählerischer Leichtigkeit, fast plaudernd, als würde eine Freundin es dir nebenbei erzählen und dich zum Reflektieren einladen: Für 22 Euro.
Anna Mayr: Geld spielt keine Rolle. Hanser Berlin, 176 Seiten, 22 Euro.
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily