Warum glauben Menschen an Mythen? Auf diese 6 sind wir selbst hereingefallen
Vom Jungfernhäutchen über Gefahren der Abtreibung bis zu Atlantis.
Hast du schon einmal an etwas geglaubt, was du für »richtig und bewiesen« gehalten hast, was sich dann aber als totaler Irrglaube entpuppt hat?
Sicher, denn jeder Mensch sitzt in seinem Leben einigen Mythen auf. Egal wie gut ausgebildet, intelligent oder rational er ist. Das können haarsträubende politische Ideen, Ideologien oder Weltanschauungen sein – wie der Glaube daran, dass die Erde eine flache Scheibe ist – oder auch Alltagsweisheiten und Mythen wie:
Viele dieser Irrglauben halten sich sehr hartnäckig in den Köpfen der Menschen. Wie gut sich Mythen halten und wie schnell sie sich weltweit verbreiten können, zeigt kein Beispiel besser als das Gerücht vom ungewollten Spinnenessen bei Nacht.
Der falsche Fakt wurde inzwischen zigfach von Biolog:innen weltweit widerlegt: Spinnen sind vibrationsempfindliche Tiere. Sie halten Abstand von den für sie gefährlichen, sich im Schlaf räuspernden, schnarchenden und in Bettlaken wälzenden Menschen.
Angeblich soll eine Kolumnistin namens Lisa Birgit Holst die Spinnenschluck-Geschichte 1993 als Sozialexperiment im Magazin PC Professional gestreut haben. So berichten es zumindest unzählige Medien. Unglücklich nur, dass
Ist es also ein Sozialexperiment mit doppeltem Boden, um gezielt Falschinformation zu verbreiten, oder nur ein Scherz von Internetnutzer:innen? Wer weiß. Jedenfalls sind Millionen Menschen und Medien darauf reingefallen – und tun dies immer noch. In diesem Text erfährst du, warum wir Menschen so anfällig für solche Irrglauben sind und welchen Mythen die Redaktion selbst lange geglaubt hat.
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Warum halten sich Irrglauben so hartnäckig, obwohl sie falsch sind?
Es gibt viele psychologischen Faktoren, warum Menschen Irrglauben leicht aufsitzen und sie sich so schnell verbreiten können.
- Wir suchen und glauben die Informationen, die zu unserem Weltbild passen: Menschen werden täglich mit einer Masse an Informationen zugeschüttet. Jede einzelne Person hat jedoch nur begrenzte Zeit, kognitive Ressourcen und Motivation, um komplexe Themen wie wissenschaftliche Erkenntnisse (die sich ständig gegenseitig bestätigen, widerlegen und weiterentwickeln) oder auch politische Themen zu verstehen. Wenn wir nach Nachrichten(quellen) suchen, tendieren wir dazu, jenen Meldungen Aufmerksamkeit und Glauben zu schenken,
- Ob die Informationen stimmen, ist gar nicht so wichtig: Einmal erlernte Überzeugungen lassen sich zwar wieder ändern, das ist jedoch gar nicht so leicht. Hören wir, dass eine unserer Überzeugungen falsch ist oder wissenschaftlich widerlegt wurde,
- Wir bewerten das als richtig, was uns vertraut vorkommt: Besonders hartnäckig halten sich Irrglauben, wenn wir sie schon einmal irgendwo aufgeschnappt haben und sie uns bekannt vorkommen. Da gängige Mythen so oft wiederholt werden – so wie ich auch in diesem Text den Spinnenmythos wiederholt habe –, brennen sie sich in unser Gedächtnis ein. Dies nennt sich Wahrheitseffekt. Nach einer Weile bleibt oft nur noch der Mythos hängen, aber nicht mehr die Information, ob er wahr ist oder nicht. Dann denken wir: »Irgendwo habe ich das schon einmal gehört, das muss also stimmen.«
- Wir sind unaufmerksam: Das Gehirn verarbeitet Informationen eher automatisch als systematisch. Bei der Flut an täglichen Informationen neigen wir dazu, unaufmerksam zu sein, sodass uns wichtige Details oder auch Einschränkungen einer Aussage entgehen können. Auch das trägt dazu bei, dass wir uns eher an die Mythen erinnern als an deren Wahrheitsgehalt.
- Wissenschaft kann sich irren: Das, was Forschende herausfinden, ist nicht immer »die Wahrheit«. Stattdessen sucht sie nach Erklärungen, wie Menschen, die Welt und alle Dinge funktionieren – nähert sich ihnen aber meistens lediglich an. Sie arbeitet mit Wahrscheinlichkeiten, Belegen, Theorien und Fakten. Vielen Menschen fehlt das nötige Wissen über Abläufe in der Wissenschaft, um so manch
Woher können wir wissen, was wahr ist und was nicht? Dirk Walbrühl erklärt, wann Lügen gut sind und wie wir schlechte erkennen können:
Irren ist also zutiefst menschlich. Einige Irrglauben sind harmlos, andere können Schaden anrichten. Deswegen ist es wichtig, immer wieder darüber zu sprechen und sie zu reflektieren.
Dies sind 6 Irrglauben, denen wir jahrelang aufgesessen sind.
Das Jungfernhäutchen ist eine Lüge, die sich bis heute hält
von Maryline BoudotIch kann mich noch genau daran erinnern, wie sehr ich geweint habe, als ich zum ersten Mal meine Periode bekam. Ich wollte auf keinen Fall eine Binde benutzen, weil ich von meiner älteren Schwester gelernt hatte, dass die »eklig« sind. Das war aber nicht der Grund für die vielen Tränen, sondern die Angst, dass mein Jungfernhäutchen durch das Einführen eines Tampons reißen könnte und ich damit meine »Unschuld« verliere.
Diese Sorge konnte mir zwar genommen werden, aber mein Glaube an das sogenannte »Jungfernhäutchen« blieb lange bestehen.
Das Gegenteil ist der Fall:
Aber woher kommt der Mythos vom Jungfernhäutchen überhaupt?
Wer hätte es ahnen können: Es ist ein Konstrukt des Patriarchats. Die Idee des Jungfernhäutchens wurde instrumentalisiert – und wird es immer noch –, um weibliche Sexualität zu kontrollieren. Viele Mädchen und junge Frauen haben die Sorge, ihre »Jungfräulichkeit« zu verlieren, egal ob durch Menstruationsprodukte oder beim Sport. Sie wachsen, wie ich, mit Horrorgeschichten auf, in denen ihr Jungfernhäutchen beim Reiten oder Turnen reißen könnte.
Ob eine Frau schon einmal Sex hatte, kann so nicht nachgewiesen werden
Das Ideal der Jungfrau ist in so gut wie allen Weltreligionen zu finden – wird aber auf unterschiedliche Arten ausgelegt. So ist im katholischen Christentum und in vielen Strömungen des Islams Sex vor der Ehe verboten. Der Glaube an ein intaktes Jungfernhäutchen soll dabei helfen, dass sich Menschen enthalten und die Regeln befolgen. Die Beweislast wird dabei auf die Schultern der Frauen gelegt. Als »Beweis« muss nach der Hochzeitsnacht Blut von dem durchstoßenen Häutchen auf dem Laken zu finden sein. Was natürlich kompletter Quatsch ist. Blutungen beim penetrativen Sex treten in den meisten Fällen durch Risse in der Vaginalwand auf. Fakt ist: Ob eine Frau schon einmal penetrativen Sex hatte oder eben nicht, kann so nicht nachgewiesen werden – genauso wenig wie beim Mann.
Eier zum Kochen anstechen: Sinn oder Unsinn?
von Josephine KubanMenschen lieben ein gekochtes Frühstücksei – egal ob nun hart oder weich. Sogar so sehr, dass über die Jahrhunderte ein kleines Sammelsurium an Küchenhelfern entstanden ist, welche das Eier-Esserlebnis perfektionieren sollen: Eierbecher, Eierkocher, Eierköpfer oder der Eierstecher, der wohl zur Grundausstattung der meisten Haushalte in Deutschland gehört. Die Funktionsweise des Eierstechers ist simpel: Eine kleine Dose ist mit einer Mulde für das Ei und einem Loch im Deckel versehen. Über eine Feder im Inneren lässt sich die Oberseite der Dose ein Stück herunterdrücken. Dadurch sticht eine dünne Nadel durch das Loch im Deckel in das aufliegende Ei. Über das Loch in der Schale soll die Luft im Ei entweichen, die sich beim Kochen ausdehnen und damit das Ei zum Platzen bringen würde – dachte ich zumindest.
Auch der Haushalt, in dem ich groß geworden bin, besaß einen solchen Eierstecher. Jeden Sonntagmorgen war es meine Aufgabe, 3 Frühstückseier anzupiksen und zu kochen. Mittlerweile gibt es nur noch wenige Sonntage im Jahr, an denen ich ein Frühstücksei essen möchte. Entsprechend überflüssig erschien mir bei der Ausstattung meiner eigenen Küche ein Eierstecher. Wenn ich doch mal ein Frühstücksei wollte, habe ich – fest überzeugt vom Glauben an das essenzielle Loch – mit spitzen Messern, Nadeln oder Schaschlikspießen mühselig ein Loch in die Schale gebohrt. Das scheiterte regelmäßig. Dann gab es Rührei.
Irgendwann verlor ich die Geduld und ließ das Ei einfach so – ohne Loch – in das kochende Wasser gleiten. Ich wartete … und es passierte … nichts. Die Schale blieb ganz, das Ei war köstlich. In diesem Moment verpuffte ein Mythos in meiner eigenen Küche, aber warum?
Selbst Experimente mit 3.000 Eiern liefern keinen eindeutigen Beweis für das Anstechen
Klingt zumindest mit meinen basalen Physikkenntnissen plausibel: Das Anstechen von Eiern scheint trotzdem nur einen geringen Effekt darauf zu haben, ob ein Ei beim Kochen platzt oder nicht. Für mich jedenfalls zahlt sich das aufwendige Anstechen ohne Eierstecher nicht aus. Das Gerät wird es auch weiterhin nicht in meinen Küchenschrank schaffen.
Macht das Schlafen mit nassen Haaren krank? Nein, aber es ist trotzdem nicht gut für dich
von Désiree Schneider»Trockne dir die Haare, bevor du ins Bett gehst. Mit nassen Haaren bekommst du eine Erkältung!« Die mahnenden Worte meiner Oma, bei der ich früher oft übernachtet habe, verfolgten mich bis vor Kurzem. Jahrzehntelang habe ich mir nach einer Abenddusche sorgfältig die Haare trocken gerubbelt oder geföhnt, bevor ich mich ins Wohnzimmer gesetzt habe oder ins Bett verschwunden bin. Damit ich nicht friere und gesund bleibe. So die Logik.
Wissenschaftlich gestützt ist die Aussage jedoch nicht. Erkältungen entstehen nämlich nicht dadurch, dass Menschen frieren. Sie entwickeln sich nur dann, wenn wir uns mit einem Erkältungsvirus angesteckt haben, der sich über Tröpfchen in der Luft verbreitet. Etwa wenn jemand niest oder hustet. Damit ist die Begründung wohl eine der über Generationen am besten behüteten Eltern-Mythen. Doch – wie das so oft bei Eltern und Großeltern ist – ganz unrecht haben sie mit ihrer Sorge auch nicht.
All dies ist bei mir zum Glück noch nicht aufgetreten, seitdem ich mich wie eine Rebellin mit nassen Haaren ins Bett lege. Aber ich habe immerhin auch kurze Haare, deren Feuchtigkeit schnell von einem Kopfkissen aufgesogen wird.
Wer die Pille nimmt, muss nicht bluten
von Lara MalbergerNachdem die erste Antibabypille in den 60er-Jahren auf den Markt kam, wurde sie bald als sexuelle Revolution gefeiert.
Auch wenn viele junge Frauen der Pille heute kritischer gegenüberstehen, zählt sie nach wie vor zu den verbreitetsten Verhütungsmethoden in Deutschland:
Zur Einnahme der Pille zählt dabei bis heute oft die 7-tägige Pause, zumindest dann, wenn es sich um ein sogenanntes
Abbruch- oder Menstruationsblutung? Das ist der Unterschied
Zyklus ohne Pillen-Einnahme: Im Verlauf des
Wird die Eizelle nach dem Eisprung nicht befruchtet, stirbt sie ab. Am Ende des Zyklus öffnen sich vorübergehend einige Blutgefäße in der Gebärmutterschleimhaut, und die oberste Schleimhautschicht löst sich. Um sie abzustoßen, ziehen sich die Muskeln der Gebärmutter in unregelmäßigem Rhythmus zusammen und entspannen sich wieder. Dadurch kann sich das Gewebe von der Gebärmutterwand lösen und zusammen mit etwas Blut durch die Scheide abfließen. Auch die unbefruchteten Eizellen werden so abgestoßen.
Zyklus mit Pillen-Einnahme: Die Hormone in der Antibabypille verhindern, dass im Eierstock ein Ei heranreift und springt – sie gaukeln dem Körper vor, dass genau das bereits passiert ist. Außerdem sorgen die Hormone dafür, dass sich der Schleimpfropf des Muttermunds verdickt, sodass beim Geschlechtsverkehr Spermien nur schwer in die Gebärmutter eindringen können. Zudem hemmen sie den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. So kann sich, selbst wenn es zu einer Befruchtung kommen würde, kein Ei in der Gebärmutter einnisten.
In der Pillen-Pause sinkt der Hormonspiegel: Ein Signal für die Gebärmutter, Gebärmutterschleimhaut abzustoßen. Weil die Hormone den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut jedoch ohnehin hemmen, ist die Blutung bei Menschen, die die Pille nehmen, meist nicht so stark wie die natürliche Menstruation. Eine unbefruchtete Eizelle gibt es in den meisten Fällen auch nicht – denn der Eisprung wurde ja unterdrückt.
Was viele Frauen – mir lange Zeit inklusive – nicht wissen: Das monatliche Bluten während der Pillen-Pause inklusive Schmerzen und Stimmungsschwankungen hat wohl keinen medizinischen Nutzen.
Eher könnte sogar das Gegenteil der Fall sein. Obwohl auf dem Beipackzettel oftmals festgehalten ist, dass die Pause zur Einnahme gehört, sind viele Gynäkolog:innen mittlerweile anderer Ansicht. In der
Weiter heißt es: »Menstruationsassoziierte Beschwerden treten in Langzyklen im geringeren Maße auf.« Dazu zählen auch Migräne oder Bauchkrämpfe, die während einer Pillen-Pause auftreten. Hier sei eine durchgehende Einnahme sogar besser. Laut
Um den Ursprung der Pillen-Pause ranken sich übrigens einige Mythen. Eine Theorie, warum die Pause eingeführt wurde: Mit der Abbruchblutung und dem Vortäuschen eines Zyklus habe man die Pille dem Papst und der katholischen Kirche als natürlich präsentieren wollen. Diese Geschichte lässt sich aber nicht einwandfrei verifizieren.
Die Pillen-Pause soll den natürlichen Zyklus nachahmen
Plausibler scheint eine andere Erklärung, der zufolge den Frauen selbst die Angst vor dem Präparat genommen werden sollte – denn
Das ist mittlerweile zum Glück anders – auch wenn es natürlich nach wie vor Nebenwirkungen gibt. Über Unsicherheiten und Bedenken mit dem Arzt oder der Ärztin zu sprechen und immer wieder zu hinterfragen, welche Medikamente du eigentlich wie und warum nimmst, ist deshalb umso wichtiger.
Abtreibungen an sich bringen Frauen nicht in Gefahr – sondern Verbote und Stigmatisierung
von Katharina WiegmannIch bin nicht in dem Glauben aufgewachsen, dass Schwangerschaftsabbrüche moralisch verwerflich sind. Dass Menschen jederzeit das Recht darauf haben, über ihren Körper zu entscheiden, stand für mich nie zur Debatte. Woran ich lange Zeit aber schon glaubte: dass eine Abtreibung in jedem Fall ein gravierender Eingriff ist, bestimmt gefährlich, ganz sicher mit schweren Folgen für die Psyche.
Warum ich das dachte, kann ich gar nicht so richtig sagen. Gesellschaftliche Prägung vermutlich, also ein Ergebnis dessen, wie viel und auf welche Art in meiner Jugendzeit über das Thema gesprochen – oder eher: geraunt – wurde.
Mein Aha-Erlebnis hatte ich erst mit Mitte 20. Ich traf eine Bekannte wieder, die ich im Auslandssemester kennengelernt hatte. Sie war inzwischen Ärztin in den USA und gerade dabei, sich auf
Studien haben den Mythos vom Trauma durch Abtreibung längst widerlegt
2022 hat der Oberste Gerichtshof in den USA das Recht auf Abtreibungen gekippt. Ein Rückschlag für Millionen von Frauen. Weltweit und historisch gesehen ist der Zugang zu Abtreibungen jedoch eine Erfolgsgeschichte – auch dank Aktivist:innen, die Gesetze brechen:
Die American Psychological Association (APA) kommt nach mehr als 50 Jahren Forschung zum Thema zu dem Schluss:
Die Leute müssen wissen, dass Abtreibungen keine psychischen Erkrankungen bedingen. Was den Menschen wirklich schadet, ist die Stigmatisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, fehlendes Wissen und eine mangelhafte Versorgung.
Warum ich so gern an ein versunkenes Inselreich glauben wollte
von Dirk WalbrühlIn meiner Jugend faszinierten mich die Mythen rund um »Atlantis«. Ich sammelte Bücher aus allen Ecken, die darüber spekulierten, ob es in der frühen Menschheitsgeschichte ein utopisches und fortschrittliches Inselreich gegeben habe.
Die Geschichte hält sich bis heute hartnäckig, vor allem in der Literatur, wo sie berühmte Romane beeinflusste, wie etwa das Reich Númenor in J. R. R. Tolkiens »Der Herr der Ringe«, Jules Vernes »20.000 Meilen unter dem Meer« oder Walt Disneys Film Atlantis: The Lost Empire (2001). Was mir daran gefiel: dass sich die Geschichten über Atlantis mit einigen Grundüberzeugungen von mir deckten, etwa dass die heutige Gesellschaft nicht die Krone der Schöpfung ist und Menschen früherer Zeiten fortschrittlicher waren, als wir heute normalerweise annehmen. Immerhin kommt der Atlantis-Mythos von niemand geringerem als dem griechischen Philosophen Platon, der auch den Untergang des Reiches durch eine Naturkatastrophe »innerhalb eines einzigen Tages und einer unglückseligen Nacht« beschrieb (um 360 v. Chr., in den Dialogen »Timaios und
Zweifel über die Existenz Atlantis sollten aber aufkommen: Philologie und Geschichtswissenschaft sind sich darin einig, dass Platon kein echtes Inselreich beschreibt, sondern eine Erfindung, mit der er etwas veranschaulichen wollte. Denn bei Atlantis handelt es sich schon bei Platon nicht nur um einen utopischen Staat, sondern auch um eine aggressive Militärmacht, die an ihrer eigenen Hybris zugrunde geht.
Gefährlich: Nationalsozialist:innen nutzen Atlantis in ihrer Parteiideologie
Aber gibt es nicht doch die Chance, dass das echt ist – so wie das sagenumwobene Troja, das man auch lange für einen Mythos hielt, bis der Archäologe Heinrich Schliemann es fand?
Wer diesen Gedanken folgt – so wie ich eine Weile lang –, landet heutzutage unweigerlich bei zweifelhaften Autor:innen und Verlagen voller Esoterikbücher und Okkultismus. Dass manche dieser Bücher rechtsradikale Gedanken enthalten, kommt nicht von ungefähr. Die Nationalsozialist:innen arbeiteten Atlantis damals sogar in die
Denn jenseits der Wissenschaft lässt sich leicht alles erzählen. Und besonders gern werden dabei Mythen verwendet, die an Grundüberzeugungen andocken und leicht in die Irre führen.
Genau deshalb ist bei allen Mythen tiefe Skepsis angesagt, egal wie interessant deren Ideen sind.
Redaktionelle Bearbeitung: Désiree Schneider
Mit Illustrationen von Frauke Berger für Perspective Daily