»Ich wollte eigentlich nie Berufsbehinderter sein«
Raúl Krauthausen stellt eine Frage, die Inklusion überflüssig macht: Wenn 10% der Bevölkerung behindert sind, warum ist dann nicht jeder Zehnte in deinem Freundeskreis ein Mensch mit Behinderung?
13. Juli 2017
– 13 Minuten
Raul Krauthausen
Raúl Krauthausen ist kleiner als die meisten anderen Erwachsenen und sitzt im Rollstuhl. Das sieht jeder sofort. Was nicht jeder sofort sieht, ist, dass er Moderator, und ist. Dass er die größte Online-Plattform für rollstuhlgerechte Orte ins Leben gerufen hat. Nicht als die gesehen zu werden, die sie wirklich sind – davon haben Menschen mit Behinderung mehr als genug. Ich habe Raúl bei der TEDx-Konferenz 2015 in Münster kennengelernt und bin überzeugt, dass er ein Mensch ist,
Mehr als 81.000 Volljährige dürfen in Deutschland nicht wählen
Raúl, du darfst bei der Bundestagswahl am 24. September ganz normal wählen gehen. Das gilt aber nicht für alle Menschen mit Behinderung. Warum ist das so?
Raúl Krauthausen:
Das gilt nicht für Menschen, die in einer Vollbetreuung sind. Sie haben einen der für sie die großen Entscheidungen des Lebens trifft – ein wenig so wie Eltern.
Und wer entscheidet über diese Vollbetreuung, mit der das Wahlrecht wegfällt?
Raúl Krauthausen:
Das ist von Bundesland zu Bundesland Die Gefahr ist groß, dass Menschen unter eine fallen, obwohl sie alleine entscheiden könnten, Vor ein paar Jahren hat die CDU argumentiert: Ich frage mich dabei immer: Hat denn auch jeder gelesen, bevor er oder sie wählen geht? Eine vollständig demokratische Gesellschaft sollte auch die Stimmen von Menschen berücksichtigen, die nicht lesen können. Vielleicht sollten wir tatsächlich auch andere Faktoren mitberücksichtigen, die auch bei nicht behinderten Menschen die Wahlentscheidung beeinflussen, wie zum Beispiel Sympathien und Ansprache.
Der sogenannte aufgrund einer Totalbetreuung betrifft in Deutschland mehr als Gesetzlich gibt es 2 weitere Gründe, warum Menschen vom Wahlrecht ausgeschlossen werden können:
Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein haben im Sommer 2016 den Wahlausschluss abgeschafft, pünktlich
Du gehst ab Mitte Juli unter dem Hashtag #responsive bundesweit auf Tour, um Fragen rund um die Wahlen zu sammeln. Worum geht es dir dabei?
Raúl Krauthausen:
Was bringt eigentlich meine Stimme – oder Engagement generell? Was können wir gegen das Gefühl tun, dass angeblich »die da oben« eh machen, was sie wollen? Darüber möchten wir mit verschiedenen Menschen und Parteien sprechen. Nicht nur aus der Perspektive von Menschen mit Behinderungen.
Zentral ist dabei die Frage, was Gerechtigkeit bedeutet. Jede Partei hat in ihrem Programm das Wort
Was macht einen Menschen denn
Raúl Krauthausen:
Ich denke, die Tatsache, dass er in Deutschland lebt und volljährig ist. Das sollte reichen. Ich würde selbst die Bedingung der Staatsbürgerschaft anzweifeln. Jeder, der hier lebt und einen Beitrag zur Gesellschaft leistet, zum Beispiel indem er konsumiert und damit Mehrwertsteuer zahlt, sollte auch wählen dürfen.
Harter Kontrast: sagt, dass die meisten Wähler nicht informiert genug sind, um eine Wahl zu treffen. Wenn es gerechter zugehen soll, müssten wir also (noch) mehr Menschen das Wahlrecht wegnehmen.
Raúl Krauthausen:
Man könnte aus der Problematik auch eine andere Schlussfolgerung ziehen, nämlich dass wir mehr in politische Bildung investieren müssen, um die Menschen zu befähigen, die Wahlentscheidungen zu treffen,
Wer macht eigentlich Inklusion?
Was uns zum nächsten Thema bringt: Inklusion. für Inklusion und Barrierefreiheit. Was verstehst du darunter?
Raúl Krauthausen:
Inklusion bedeutet für mich: Durch den Abbau von Barrieren und Hindernissen in unserer Gesellschaft werden alle Menschen im Rahmen ihrer Möglichkeiten in die Lage versetzt, ihre Träume zu verwirklichen. Also gleiches Recht für alle, wobei unterschiedliche Startbedingungen ausgeglichen werden müssen, wenn zum Beispiel jemand nicht so gut laufen kann.
Das heißt aber doch, dass wir eben nicht alle gleich sind. Und uns fragen müssen, wann eine Einschränkung vorliegt. Ist es nicht auch eine Einschränkung, wenn sich der 2-Meter-Mensch im Bus die Knie prellt, weil er nicht genug Platz hat?
Raúl Krauthausen:
Das ist eine schwierige Frage. Zum einen glaube ich, dass die Frage, wann eine Einschränkung vorliegt und wann nicht, immer im Fluss ist. haben wir Standardgrößen angepasst. Das heißt, jemand, der 2 Meter lang ist, gilt erst mal nicht automatisch als behindert, ist aber trotzdem eingeschränkt – oder wird behindert –, weil er sich in Bussen den Kopf stößt. Dagegen gibt es Ansätze im Design, zum Beispiel im Rahmen des Dabei werden Produkte und Dienstleistungen so gestaltet, dass sie für alle Menschen
Noch mal zum »Im-Fluss-Sein«: Früher galt jemand, der schlechte Augen hatte, als sehbehindert, während heute eine Brille häufig zum Accessoire wird. Aktuell gilt jemand als behindert, der ein Hörgerät trägt oder der im Rollstuhl sitzt. Gleichzeitig hat sich die Technik so weiterentwickelt, dass wir zum Beispiel gehörlosen Menschen den Zugang zum Fernsehen via Untertitel oder eingeblendetem Gebärdensprachdolmetscher ermöglichen können – das wird aber nicht immer getan und mit zu hohen Kosten argumentiert. Obwohl diese nur einen Bruchteil der Produktionskosten ausmachen.
Du hast mal gesagt (bzw. geschrieben): »In meiner Vorstellung sollte Inklusion […] Ist Inklusion also erreicht, wenn wir nicht mehr über sie sprechen müssen?
Raúl Krauthausen:
Ja, natürlich. Solange wir darüber sprechen, gibt es Menschen, die gegen Mehrheitsstrukturen ankämpfen, indem sie noch nicht vorhandene Inklusion fordern. Genau das ist das Problem, das wir aktuell haben: Eine nicht behinderte Mehrheitsgesellschaft definiert, wie viel genug ist. Das führt automatisch dazu, dass mehr über behinderte Menschen gesprochen wird und zu wenig mit ihnen.
Jetzt verschaffen wir uns ein wenig lauter Gehör. Das ist erst mal unbequem für die Mehrheitsgesellschaft. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass Inklusion die Also: Wer hat die Deutungsmacht, was Inklusion ist und was zum Beispiel behinderte Menschen brauchen.
Wie lässt sich Inklusion beschleunigen?
Wie könnten wir Inklusion denn beispielsweise über beschleunigen?
Raúl Krauthausen:
Ich glaube, wo wir nachhaltig viel erreichen könnten, wäre, wenn wir in Architekturstudiengängen und -ausbildungen das Thema Barrierefreiheit verpflichtend verankern. Im Moment lernen die Architekten nur, wie sie Denkmal- und Brandschutz einhalten. Barrierefreiheit ist je nach Bundesland in geringem Maße oder gar nicht verpflichtend. Wenn wir Barrierefreiheit als Teil des Gestaltungsprozesses sehen, wird es nicht nur schöner, sondern auch billiger.
Differenziert über Behinderung zu berichten, gelingt Journalisten nicht immer. Deshalb habt ihr das Projekt gegründet. Wie sehr versucht ihr dadurch Einfluss auf die mediale Sprache zu nehmen?
Raúl Krauthausen: Sie kann Dinge verniedlichen oder überdramatisieren. Wenn wir Menschen mit Behinderung immer als Behinderte betiteln, nehmen wir sie vielleicht irgendwann nicht mehr als Menschen war, sondern als Behinderte. Wenn wir Menschen, die in Deutschland Schutz suchen, dann ist das auch eine Art Verniedlichung, die von vielen Menschen vielleicht gar nicht so gemeint ist, uns Deutschen aber die Legitimation gibt, uns höher zu stellen. Dabei sind Menschen, die in Deutschland Schutz suchen, Neubürger. Und Irgendwann Bürger. Das ist in der Sprache aber erst mal so nicht wiederzufinden.
Nehmen wir mal den Begriff der Darunter fallen Berufe, in denen Menschen mit behinderten Menschen arbeiten. Heilerziehungspflege enthält aber so viele Wörter, durch die ich mich als Mensch mit Behinderung stigmatisiert fühle. Ich möchte weder geheilt, noch erzogen, noch gepflegt werden. Ich möchte stattdessen, dass es Menschen gibt, die anderen Menschen in ihrem Alltag helfen, ihre Träume zu verwirklichen, als Anwältinnen, Assistenten und Unterstützerinnen. Es ist meist die Umwelt, die Menschen behindert, nicht die Behinderung an sich.
Muss ich im Rollstuhl sitzen, um Inklusion zu fordern?
Es geht bei dir ja immer um dieses eine Thema. Würdest du manchmal gern alles über Bord schmeißen – und nicht Aktivist sein?
Raúl Krauthausen:
Ich wollte eigentlich nie Berufsbehinderter sein, also jemand, der nur noch über das Thema spricht und damit mehr oder weniger seinen Lebensunterhalt verdient. Ich hatte das Glück, in meinem Leben vorher bereits andere Dinge gemacht zu haben, zum Beispiel habe ich beim Radio und diversen Werbeagenturen Dabei hatte ich mit dem Thema Inklusion aufgrund meiner eigenen Behinderung nur am Rande zu tun. Irgendwann habe ich aber gemerkt, dass es in dem Bereich noch so viel zu tun gibt und ich meine Fähigkeiten und Kenntnisse, wie mein Studium der nutzen kann, um einiges in Bewegung zu setzen. Jetzt versuche ich, so lange ich das Gefühl habe, etwas beizutragen zu können,
Machst du so lange weiter, wie du Erfolge siehst?
Raúl Krauthausen:
Ja, und ich denke, dass sich meine Rolle dahin entwickeln wird, dass ich die von mir generierte Aufmerksamkeit Damit die weitermachen können mit dem Kampf, dem Aktivismus, damit es sich von meiner Person als »bekannter Mensch mit Behinderung« löst.
Nehmen wir an, ich würde meinen Job heute an den Nagel hängen und mich ab morgen für Menschen mit Behinderung einsetzen. Wäre ich weniger glaubwürdig als du, weil du im Rollstuhl sitzt?
Raúl Krauthausen:
In der Behindertenbewegung gibt es seit Jahrzehnten die Forderung: Gerade in Deutschland finden wir überall Strukturen vor, in denen nicht behinderte Menschen definieren, was behinderten Menschen zusteht.
Ein Beispiel sind die Fernbusse, die vor einigen Jahren im großen Stil eingeführt wurden. Da hat man einfach vergessen, Rollstuhlplätze einzubauen. Weil behinderte Menschen nicht beteiligt wurden – ihre Perspektive fehlte. Das ist so, wie wenn Männer sagen: »Wir sind jetzt Feministen!« – aber nicht wissen, wie es sich anfühlt, täglich Sexismus zu erleben.
Interessant, dass du genau das als Beispiel ansprichst. Zum diesjährigen Weltfrauentag habe ich mit meiner Kollegin Juliane einen Artikel geschrieben, in dem wir argumentieren, dass Denn ist es nicht besser, wenn Rollstuhlfahrer und 2-Meter-Mensch gemeinsam abwägen?
Raúl Krauthausen:
Genau! Der nicht behinderte Mensch – oder der Mann – kann als Alliierter für die Rechte von behinderten Menschen – oder Frauen – kämpfen. Wenn aber nur Männer diskutieren, was Frauen dürfen und was nicht, was sie anziehen sollen und was nicht, ist das genau das Gleiche, wie wenn nicht behinderte Menschen darüber diskutieren, wo Barrierefreiheit notwendig ist – und wo sie einfach vergessen wird.
Österreich und Schweden als Vorzeigebeispiele
Sind andere Länder als Deutschland da bereits weiter?
Raúl Krauthausen:
Ja, auf jeden Fall. Zum Beispiel hat Österreich schon vor Jahren Gesetze erlassen, die die Privatwirtschaft seit Beginn dieses Jahres verpflichten, barrierefreie Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Wenn sie das nicht tun, werden sie verklagt.
Welches Land ist – neben Österreich – besonders weit in Sachen Barrierefreiheit?
Raúl Krauthausen:
In Schweden werden zum Beispiel neue Wohnhäuser nur noch mit rollstuhlgerechten Wohnungen gebaut. Außerdem werden Arbeitgeber verpflichtet, auch schwerstbehinderte Menschen zu beschäftigen. Dort, wo diese Menschen der Firma keinen Profit bringen, zahlt der Staat die Löhne. Es geht also um gesellschaftliche Teilhabe, weil auch nicht behinderte Menschen in einem Betrieb lernen, dass es behinderte Menschen gibt. Gleichzeitig lernen Menschen mit Behinderung, dass sie nicht alleine sind und sie in einer lebendigen Umgebung sind.
Wer oder was verhindert Fortschritte in Deutschland aktuell?
Raúl Krauthausen:
Ich glaube, das ist historisch bedingt. Das liegt in Deutschland sicher daran, dass nach dem Zweiten Weltkrieg ein Wohlfahrtssystem geschaffen wurde, das damals das Nonplusultra war. Dabei wurden Menschen mit Behinderung in Sondereinrichtungen untergebracht. In diesen getrennten Welten wurde sicher viel Positives für die Menschen dort erreicht. Aber gleichzeitig hat es über die Jahrzehnte auch zu einer Isolation geführt, die heute immer noch da ist. Sie fahren mit eigenen Fahrdiensten durch die Stadt und gehen in ihre eigenen Schwimmbäder. Wenn es keine Berührung gibt, gibt es auch keinen Zwang für die reguläre Schule oder das städtische Schwimmbad barrierefrei zu werden. Es gibt tatsächlich aktuell viele Menschen, die sich dagegen wehren, weil so viel umgebaut werden muss. die UN-Behindertenrechtskonvention
Die UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) ist ein völkerrechtlicher Vertrag, der im Jahr 2006 von der verabschiedet wurde und im Jahr 2008 in Kraft getreten ist. Aktuell gilt die BRK in 174 Ländern, entweder wegen Ratifizierung, Beitritt oder (im Fall der EU) durch formale Bestätigung.
Die zentrale Aussage ist, dass Menschen mit Behinderung weniger als Kranke betrachtet werden, sondern als gleichberechtige Menschen. Die BRK hält aktuell einen Geschwindigkeitsrekord: Sie entstand innerhalb von 5 Jahren; keine andere Konvention wurde je so schnell von so vielen
Welche neuen Perspektiven brauchen wir?
Brauchen wir vielleicht einfach eine neue Definition von »behindert«? Oder sollten wir solche Kategorien besser ganz abschaffen und Menschen stattdessen – je nach Situation – beurteilen,
Raúl Krauthausen:
Ich denke, letzteres. Die Unterscheidung zwischen behindert und nicht behindert ist schließlich fließend. Vielleicht ist es sinnvoller, zwischen »zeitweise behindert« und »nicht behindert« zu unterscheiden. Zum Beispiel brauchen Kinder im Alltag für bestimmte Dinge die Unterstützung von Erwachsenen. Das Gleiche gilt, wenn wir alt werden und bestimmte Dinge nicht mehr können – und uns über einen Aufzug am Bahnhof freuen, der dann plötzlich nicht nur dem Rollstuhlfahrer nützt.
Hinzu kommt, dass wenn wir zum Beispiel dieses Interview führen, es völlig egal ist, ob ich im Rollstuhl sitze oder blind bin. Das heißt, aktuell liegt gar keine Behinderung vor.
Es kommt also immer auf die Situation an. Und dann die Frage: Wie könnte eine Unterstützung aussehen?
Gruppenzugehörigkeiten geben auf der einen Seite Halt und Sicherheit, können auf der anderen Seite aber – wo hältst du die Einteilung in »wir« und für sinnvoll?
Raúl Krauthausen:
Auch das ist situativ bedingt. Ich glaube, dass es sinnvoll ist, Gruppen zu haben, in Form von Peer Groups, sodass es Schutzräume gibt, in denen man sich über die eigene Situation in einer Gesellschaft, die einen selbst als Minderheit betrachtet, austauschen kann. Zum Beispiel in Frauenhäusern.
Ich möchte lieber als Mensch gesehen werden, der Hobbys, Interessen und Träume hat – und weniger in der Kategorie »der Behinderte« subsumiert werden. Genau wie Alleinerziehende, Kinder oder andere Gruppen, die sich über bestimmte Eigenschaften definieren, habe ich situativ bedingte Bedürfnisse.
Heute Morgen hast du folgenden Tweet abgesetzt:
Was nervt dich am meisten an der Stigmatisierung?
Raúl Krauthausen:
Dass Menschen denken, dass jemand, der anders ist als sie, immer Unterstützung braucht oder nicht genauso ein gleichwertiges Individuum ist, wie der nicht behinderte Mensch auch. Denn der würde sich ja auch nicht wünschen, dass ich ihm über den Kopf streichele. – Es sei denn, wir würden in einem Kulturkreis leben, in dem das Standard ist.
Wenn du eine Sache mit einem Fingerschnipsen sofort ändern könntest, was wäre das?
Raúl Krauthausen:
Ich würde sofort Regelschulen verpflichten, Menschen mit Behinderung aufzunehmen, auch mit einer Quote. Dort, wo dann mehr Bedarf an Unterstützung besteht, müsste diese vom Land oder vom Bund bezahlt werden. Wir müssen aufhören, zu denken, dass Menschen mit Behinderung den Unterricht verlangsamen. Das, was den Unterricht an Regelschulen aktuell verlangsamt, ist die Klassengröße und die damit verbundene permanente Überforderung der Lehrer.
Daran anschließend: Wie könnte denn jeder einzelne – und ich sage bewusst – Mensch, Inklusion »machen«?
Raúl Krauthausen: Ich glaube, momentan wissen wir alle, dass es behinderte Menschen gibt, und niemand äußert sich offen gegen Behinderung. Es sagt niemand: »Behinderte sind scheiße!« Was aber viele Menschen sagen, ist: »Inklusion ist wichtig, aber bitte nicht in der Schule meiner Kinder!« Wir müssen uns – und das kann jeder einzelne für sich tun – die Frage stellen: Wenn 10% unserer Gesellschaft warum ist dann nicht jeder Zehnte in meinem Freundeskreis behindert? Und was kann ich dafür tun, um auf Menschen mit Behinderung zu stoßen?
Maren ist Neurowissenschaftlerin und Professorin für Nachhaltige Transformation an der FH Münster. Nach dem Studium der Kognitions- und Neurowissenschaften in Deutschland, Kanada und den Niederlanden wurde sie am University College London promoviert. 2016 gründete sie Perspective Daily mit und war bis 2019 Chefredakteurin und Geschäftsführerin.