Autofahren im Alter: Warum Gesundheitschecks für Senior:innen am Problem vorbeigehen
Viele Ältere haben Angst davor, ohne Führerschein noch stärker abgehängt zu sein. Das zeigt: Auch sie sind Leidtragende unserer Versessenheit aufs Auto.
Wenn meine über 80-jährigen Großeltern Auto fuhren, haben meine Mutter und ich immer gebangt. Am Steuer saß mein dementer Opa. Meine Oma, die sich nur schwer bewegen konnte, aber klar im Kopf war, gab als Co-Pilotin die Anweisungen. Diese Kombi klappte beim Einkaufen und Kochen wunderbar. Beim Autofahren weniger. »Was, wenn sie ein spielendes Kind oder einen Fahrradfahrer übersehen?«, fragte ich meine Mutter. Eine zufriedenstellende Antwort hatte keine von uns.
Zum Glück kam es nie dazu, sondern lediglich zu Blechschäden und umgefahrenen Straßenpfosten. Doch die Angst vor dem »Was wäre, wenn …« blieb, bis mein Opa starb. Jahrelang hatte meine Familie den Großeltern angeboten, die Einkaufsfahrten für sie zu übernehmen, und ihnen erklärt, das Autofahren sei so nicht mehr sicher – weder für sie noch für alle anderen Verkehrsteilnehmenden. Erfolglos. Auto und Führerschein bedeuteten für beide Selbstständigkeit und Unabhängigkeit. Etwas, was sie nicht bereit waren aufzugeben.
Ich war damals überzeugt: Senior:innen sollten zu ärztlichen Untersuchungen verpflichtet werden, um ihren Führerschein verlängern zu können. Das würde die Straßen um einiges sicherer machen.
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