Der Nahostkonflikt: Antworten auf 5 Fragen, die viel zu selten gestellt werden
Zum Beispiel: Welche realistischen Szenarien für Frieden in der Region gibt es?
Seit dem terroristischen Überfall der Hamas auf Israel und dem darauffolgenden Angriff der Israelis auf den Gazastreifen steht der Konflikt in der Region wieder im Zentrum der Weltöffentlichkeit.
Der Fokus ist oft sehr einseitig: Meist geht es vor allem um aktuelle Angriffe, das Ausmaß der Gewalt – und um die scheinbare Hilflosigkeit der internationalen Gemeinschaft angesichts von Hunger und Tod.
Dabei werden einige Aspekte in den Hintergrund gedrängt: Welche Chance besteht für Frieden? Woran sind die Bemühungen bisher gescheitert? Und welche Parteien könnten ihn in Zukunft möglich machen? Es sind diese Fragen, die zählen, wenn man ein vollständiges Bild eines Konfliktes zeichnen und Lösungsansätze finden möchte. Dieser Text versucht 5 der wichtigsten konstruktiven Fragen zu beantworten und holt sich dabei Rat von 2 Nahostexperten.
Falls du wenig Hintergrundwissen zum aktuellen Gazakrieg hast, kannst du im ersten Teil eine kleine Zeitreise zu den Ursprüngen des Konfliktes machen. Der Fokus liegt dabei auf den vergangenen Versuchen, den Konflikt zu lösen.
1. Welche Lösungsmodelle liegen auf dem Tisch?
Der Kern der diplomatischen Bemühungen zwischen Israelis und Palästinenser:innen liegt hauptsächlich in einer Frage: Wie wollen wir nebeneinander friedlich koexistieren? Um das Zusammenleben der beiden Völker zu regeln, gibt es verschiedene Ansätze – alle mit Vor- und Nachteilen:
- Die Zweistaatenlösung: Das Modell sieht 2 unabhängige Staaten vor – einen jüdischen und einen muslimisch-palästinensischen –, die das Selbstbestimmungsrecht des jeweils anderen anerkennen und friedlich nebeneinander leben.
Die Zweistaatenlösung wird bis heute in den meisten Friedensverhandlungen besprochen und gilt bei Mediator:innen als der realisierbarste Ansatz. Im Laufe der Zeit haben sich aber die israelische und die palästinensische Führung von diesem Konzept abgewandt und stattdessen auf militärische Mittel gesetzt. Es herrschen zu viel Frust und gegenseitiges Misstrauen, die historisch gewachsen sind (siehe Teil 1).
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