Was denken junge Araber? 10 überraschende Antworten
Weniger Religion und mehr Onlineshopping: Was sich 200 Millionen junge Araber für ihre Zukunft wünschen.
Wenn in Bayreuth die Studenten Catherine und Christopher öffentliche Beete anlegen, um die Stadtbewohner zusammenzubringen und um gleichzeitig mehr Bewusstsein für die
Was sich aber Khodor, Bassem und Ali 3.000 km entfernt von Bayreuth im libanesischen Tripoli überlegen, um ihre Stadt besser zu machen, erahnen die wenigsten Europäer. Die Probleme der 3 jungen Libanesen sind etwas anders gelagert als in Bayreuth. Es ist gar nicht so lange her, da kam es immer wieder zu
Schaut Europa auf arabische Länder, geht es meist um Geopolitik, Kriege und Terrorismus. Und, wer lebt da sonst noch so, außer Ölscheichs und Despoten? Die Antwort: Eine junge Generation im XXL-Format. Diese sogenannten »Millenials« gehören zu einem »Megatrend«, der die arabische Welt, ihre Politik und Wirtschaft früher oder später überrollen wird. Denn durch den demografischen Wandel wird Nordafrika und
Im Jahr 2011 demonstrierten viele von ihnen gegen ihre Regierungen, die nicht mit den Erwartungen einer überwiegend jungen Generation mithalten konnten oder wollten. Wo stehen sie heute? Was denken, fühlen, fürchten sie? Darauf versucht
Die 10 wichtigsten Ergebnisse
1. Junge Araber finden, dass Religion im Nahen Osten eine zu große Rolle spielt und religiöse Institutionen reformiert werden müssen.
66% der Befragten stimmten der Aussage zu, dass Religion eine zu große Rolle im Nahen Osten spiele. Das sind 16% mehr als noch im Jahr 2015. Ganze 79% fordern eine Reformierung der religiösen Institutionen. Das deckt sich mit dem Ergebnis, dass sogar die Hälfte der Befragten findet, dass Religion die Weiterentwicklung arabischer Länder hemmt.
2. Sie fordern staatliche Unterstützung in der angespannten wirtschaftlichen Situation in der Region.
Eine der größten Sorgen für junge Araber ist die steigende Jugendarbeitslosigkeit. Nordafrika und der Nahe Osten haben sogar die höchste Rate weltweit:
3. 3 von 4 jungen Arabern sind nicht mit der Qualität der Bildung in ihren Ländern zufrieden und die Hälfte würde das Studium in einem westlichen Land vorziehen.
49% der Befragten sagen, dass ihr staatliches Bildungssystem sie nicht ausreichend auf den Arbeitsmarkt vorbereite. Dass die Frustration sich nicht noch größer darstellt, liegt an den Teilnehmern der Umfrage aus den Golfstaaten. Dort ist der Lebensstandard deutlich besser als in anderen arabischen Ländern.
4. Sie sehen Saudi-Arabien und die USA als die Staaten an, deren Einfluss in der arabischen Welt am meisten wächst.
Seitdem Donald Trump US-Präsident ist, wächst in der Region das Gefühl der Bedrohung durch die Vereinigten Staaten wieder. 59% der Befragten sehen die USA als Feind an. Aber auch der Iran wird in den mehrheitlich
5. Sie sagen, es sei Zeit, die regionalen Konflikte in der Region beizulegen.
Der Nahostkonflikt zwischen Palästina und Israel ist auch 71 Jahre nach der israelischen Staatsgründung ein großes Thema unter den Jungen und seine Lösung nicht in Sicht. Das macht ihnen Sorge. 73% sagen, dass der Krieg in Syrien endlich enden soll, egal ob Baschar al-Assad an der Macht bleibt oder nicht. Die Einstellung zum
6. Die Vereinigten Arabischen Emirate sind für junge Araber das Land, in dem sie am liebsten innerhalb der Region leben würden und das für sie den größten Vorbildcharakter hat.
44% der Befragten vertraten diese Meinung. Der Hype um die Vereinigten Arabischen Emirate rührt vor allem von den guten beruflichen Perspektiven, der Stabilität und Sicherheit, die der Golfstaat in der Region bietet.
7. Der Großteil der jungen Araber sagt, dass illegale Drogen leicht zu bekommen seien und der Konsum steige.
In der Studie wird betont, dass die Golfstaaten weniger mit Drogen zu kämpfen haben. Vor allem in Nordafrika und in Ländern wie Libanon, Syrien, Jordanien und Irak beobachten die Befragten, dass Drogen leicht zu bekommen seien.
8. Psychische Gesundheit ist ein Thema, mit dem viele junge Araber in Berührung gekommen sind. Doch Behandlungsangebote für mentale Probleme seien rar gesät.
1/3 der Befragten kennt jemanden, der psychische Probleme hat. In den Golfstaaten seien der Auslöser meist persönliche Beziehungen oder Stress im Studium; im Libanon, Syrien, Jordanien und Irak hingegen finanzielle Ängste und die angespannte Sicherheitslage.
9. Sie kaufen mehr und mehr online.
Der Onlinehandel ist in einigen arabischen Ländern noch ein relativ junges Phänomen. Das hat auch infrastrukturelle Gründe:
10. Soziale Medien haben unter jungen Arabern einen besseren Ruf als traditionelle Medien und werden als vertrauenswürdiger empfunden.
Nur 4% der jungen Araber liest noch Zeitung. Die meisten Informationen erhalten sie durch soziale Medien.
Titelbild: Raul Cacho Oses - CC0 1.0