An der Frontlinie im Informationskrieg
Die Republik Moldau strebt in die EU. Doch kremlnahe Politiker*innen im autonomen Territorium Gagausien halten mit Desinformation dagegen. Es gibt gagausische Journalist*innen, die sich dagegen wehren, Einschüchterungen und Anfeindungen zum Trotz.
Es herrscht Feststimmung in gleich mehreren Städten der Republik Moldau am Nachmittag des 18. Mais, einem Samstag. In Taraclia, Bălți, Orhei und Comrat sind Zelte mit den Aufschriften »Russland«, »Belarus«, »Kasachstan«, »Kirgistan«, »Armenien« aufgestellt. Dort werden von Menschen, die sich in nationale Kostüme dieser Länder gekleidet haben, kostenlose regionale Spezialitäten serviert.
Die vertretenen Länder sind nicht zufällig gewählt, denn sie bilden die Eurasische Wirtschaftsunion, einen Binnenmarkt inklusive Zollunion, der 2015 aus der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft hervorging.
Es gibt Rutschen, Tischkicker und Animateur*innen in Plüschkostümen, die die vielen Kinder bespaßen sollen – mit dabei sind das Krokodil Gena und Tscheburaschka, ikonische Trickfilmfiguren aus der Sowjetunion. Bei einer Lotterie kann man neben kleineren Preisen wie Süßigkeiten und Teesets sogar ein Smartphone gewinnen.
Zu Gast ist der in Russland und im postsowjetischen Raum sehr bekannte, aus Bulgarien stammende russische Popsänger Filip Kirkorov – als Videoprojektion in der Stadt Taraclia. Er gratuliert allen Teilnehmenden zum Fest der Völkerfreundschaft und singt für sie ein Lied auf Rumänisch.
Doch den Höhepunkt des Fests bildet eine andere Videoprojektion, nämlich die des wohl bekanntesten prorussischen Politikers Moldaus, Ilan Șor. Er verkündet den Start einer neuen Kampagne des von ihm frisch gegründeten »politischen Blocks«. Das Motto ist unzweideutig: »Stopp EU« und »Nein zum EU-Beitritt!«. Ilan Șor zufolge würde die EU-Mitgliedschaft für Moldau – entgegen der Meinung von Wirtschaftsexpert*innen – hohe Preise für Gas, Strom und »eine gewaltige Armut« bedeuten.
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily