»Geht nach Hause!« So wehren sich Urlaubsorte gegen die Massen
Frust über grölende Partygruppen und Wohnungsmangel. Urlaubsorte rund um die Welt ringen um eine neue Balance. Welche Lösungen sie finden und wie auch du respektvoller Urlaub machen kannst.
In ganz Spanien sind in den vergangenen Wochen Zehntausende Einwohnende auf die Straßen gegangen.
»Menschen leben hier.«
»Jedes Airbnb-Apartment ist eine Familie ohne Zuhause.«
»Das ist kein Tourismus, sondern eine Invasion.«
»Touristen, geht nach Hause.«
Rund
Der Frust über Massentourismus kommt nicht von Ungefähr. Die Protestierenden beklagen nicht nur die schiere Anzahl an Urlaubenden, sondern nachweisbare negative Auswirkungen des Tourismus, die sich immer weiter zuspitzen:
- Wohnraum wird knapp und teuer: Ferien- und Kurzzeitvermietungen wie
- Lebenshaltungskosten steigen: Wachsender Tourismus schafft neue Arbeitsplätze für Einheimische. Allerdings sind diese Jobs oft nur für Menschen mit niedrigem Bildungsabschluss ausgelegt und schlecht bezahlt. Das Einkommen reicht nicht aus, um mit den steigenden Lebenshaltungskosten mitzuhalten.
- Wohnorte wandeln sich zu Touristenfallen: Reisende haben andere Bedürfnisse als Menschen, die an einem Ort leben. Alltagsgeschäfte wie Friseure, Discounter, Elektronikfachhandel, Schneidereien oder Leihgeschäfte werden verdrängt und müssen für die neunte Bar, dass elfte Luxus-Modegeschäft und das dreizehnte Restaurant weichen. Volle Straßen, mehr Verkehr, Lärm und Abgase inklusive.
- Ressourcen werden ungerecht verteilt: Menschen verwöhnen sich im Urlaub gerne selbst. Dabei verbrauchen sie viel mehr Ressourcen als zu Hause – etwa 2–3-mal so viel Wasser pro Tag.
- Privatsphäre schwindet: Ballen sich Tourist:innen nahe der Sehenswürdigkeiten und in den Einkaufsstraßen der Stadtzentren, können Einheimische ihnen aus dem Weg gehen. Doch neuere Formen von Tourismus wie der new urban tourism, mit denen Urlaubende sich von den typischen Touristenmassen abheben wollen, versprechen ihnen ein authentischeres Erlebnis: Leb wie die Locals! Doch durch Privatvermietungen wie
- Umwelt wird verschmutzt, Erholungsräume unzugänglich: Mit den Tourist:innen kommt auch der Müll. Je nach Region sind die öffentlichen Müllinfrastrukturen (noch) gar nicht für die Massen an Kaffeebechern, Pizzakartons, Bananenschalen und Snackriegel-Verpackungen ausgelegt.
Diese Entwicklungen sind nicht nur vielen Spanier:innen ein Dorn im Auge, sondern Anwohnenden in Touri-Hotspots weltweit.
Immer mehr Länder und Regionen lenken ein und versuchen mit unterschiedlichen Maßnahmen, die Touristitis zu behandeln. Doch gänzlich verzichten auf das Geld der Reisenden wollen (und können) die wenigsten.
Daher soll vielerorts nun verstärkt gesteuert und reguliert werden – und in diesem Zuge bestenfalls auch etwas für mehr Nachhaltigkeit getan werden.
Kann das funktionieren – oder bleibt es am Ende nur halbgare Symbolpolitik?
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