Neue Sprachen lernen? 4 Tipps für jedes Alter
Wolltest du schon immer eine neue Fremdsprache lernen, traust dich aber nicht so richtig? Dieser Text zeigt dir, wie es mit wenig Mühe und viel Freude gelingt.
»Ich bin zu alt zum Sprachenlernen!«
»Ich würde sehr gerne, aber dafür habe ich doch gar keine Zeit!«
Kommen dir solche Sätze bekannt vor? Eine andere Sprache zu lernen, kann wie eine nahezu unmögliche Aufgabe wirken. Daher benutzen wir gern Ausreden, um es gar nicht erst zu versuchen. Doch das Lernen einer Fremdsprache muss nicht mühselig sein. Im Gegenteil: Es kann eine schöne Reise in eine andere Kultur und Denkweise sein und gleichzeitig Freude bereiten.
Mit diesem Text möchte ich dir einen Anreiz geben, endlich mal das Französischbuch auszupacken, dein Spanisch aufzufrischen oder dich gar mit der komplexen finnischen Grammatik anzufreunden. Danach gibt es keine Ausreden mehr! Denn ich zeige dir die Gegenmittel für die kleine Stimme im Kopf, die dich an deinen Fähigkeiten zweifeln lässt.
Vamos! Auf geht es!
Ausrede 1: »Kinder lernen Sprachen, aber ich bin zu alt dafür!«
Früher nahmen Forscher:innen an, dass die Gehirnentwicklung nach der Pubertät abgeschlossen ist. Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass das Gehirn bis ins hohe Alter formbar bleibt. Die Formbarkeit des Gehirns
PD Classic
Dieser Artikel erschien zuerst im Juni 2022. Vor Neuveröffentlichung haben wir den Text und seine Quellen noch einmal gründlich überprüft und kleinere Änderungen vorgenommen.
Das bedeutet, dass wir auch als Erwachsene noch neue Hirnstrukturen entwickeln und damit auch etwas Neues lernen können. Zwar verinnerlichen Kinder Sprachen wohl etwas besser als Erwachsene. Zum Beispiel ist es im Erwachsenenalter schwieriger, eine fremde Aussprache
Die Sprachtrainerin Lindsay Williams findet, der größte Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen sei ihr Selbstbewusstsein: »Es gibt 2 Dinge, in denen Kinder generell besser sind als Erwachsene: in der Aussprache und darin, keine Angst davor zu haben, Fehler zu machen.« Erwachsene hingegen streben häufig nach Perfektion. Das steht dem Erfolg aber eher im Weg, da man sich aus Angst, Fehler zu machen, nicht traut, zu sprechen. Laut Lindsay helfe es Erwachsenen deshalb, »sich bewusst darum zu bemühen, mehr Fehler zu machen«.
Wer spät anfängt, eine Sprache zu lernen, wird vielleicht nicht ganz auf das Niveau von Muttersprachler:innen kommen, aber das muss man auch nicht. Es reicht, die Sprache verständlich zu sprechen, wenn auch mit ein paar Fehlern. Durch aktives Sprechen wird aus dem
Ausrede 2: »Ich bin total unbegabt!«
Sprachtrainerin Lindsay lässt diese Ausrede nicht gelten. Nicht nur auf Sprachen bezogen findet sie: »Talent führt nicht automatisch zum Erfolg. Viel wichtiger sind Motivation und Durchhaltevermögen.« Wer motiviert ist und dranbleibt, auch wenn es mal mühselig wird, hat laut Lindsay auch mehr Freude am Lernen.
Lindsay Williams

Lindsay Williams ist eine britische Youtuberin und Sprachtrainerin. Sie unterrichtet Methoden für einen effektiveren Spracherwerb für Erwachsene. Auf Youtube hat sie mit Language Stories eine Reihe kurzer Dokumentarfilme (englisch) zu unterschiedlichen Sprachen produziert, die weniger bekannt sind, etwa zu Maya und Nahuatl.
Bildquelle: Lindsay WiliamsUm die Motivation aufrechtzuerhalten, rät die Expertin, eine schöne Beschäftigung zu finden, die einen immer wieder zur Sprache zurückbringt: »Finde eine:n Filmregisseur:in, deren Werke dich faszinieren, Musik, die du wieder und wieder hören willst, Rezepte, die dich mit der Kultur hinter der Sprache verbinden. Gib dir selbst einen Grund, immer weiter zu lernen.«
Auch ein persönlicher Grund motiviert. Du möchtest im Italienurlaub mehr sagen als »Buongiorno« und »Scusi«, oder dich führt eine Recherchereise in die peruanischen Anden. Du hast dich verliebt, und jetzt stellst du fest, dass Finnisch die Sprache ist, die am schönsten
Mit deinem Ziel vor Augen lohnt es sich, einen Lernplan zu erstellen. Darauf kannst du dir verschiedene Etappenziele notieren, wie etwa zum ersten Mal im Restaurant auf Italienisch zu bestellen oder mit den finnischen Schwiegereltern einen Abend zu verbringen und möglichst nur Finnisch zu reden. So hast du immer die nächste Etappe vor Augen und spürst deinen Fortschritt.
Lindsay rät außerdem, sich selbst beim Sprechen aufzunehmen. Wenn du dir nach ein paar Monaten deine ersten Aufnahmen anhörst, wirst du einen Riesenfortschritt feststellen. Das motiviert ungemein.
Ausrede 3: »Ich habe keinen Bock auf Grammatik!«
Vielleicht denkst du beim Thema Sprachenlernen zuerst an den langweiligen Englischunterricht in der Schule. Oder noch schlimmer: Deklinationstabellen im Lateinunterricht. Das muss nicht sein. Lernen sollte Spaß machen und an deine Interessen anknüpfen.
Kinder lernen Sprechen, bevor sie den Unterschied zwischen dem Nominativ und dem Akkusativ kennen. Das können wir als Erwachsene auch. Stattdessen befassen wir uns viel zu sehr mit der Grammatik und vergessen, wie wichtig der Gebrauch der Sprache im Alltag ist. Nutze Grammatikbücher als Nachschlagewerke zum Verständnis, konzentriere dich aber eher darauf, die Sprache anzuwenden. (Wie genau? Siehe dazu die Tipps unten in der Liste.)
Gerade zu Beginn deiner Reise in eine neue Sprache ist es eine gute Idee, spielerisch die neuen Klänge, Wörter und Satzstrukturen zu erkunden, ohne sie zu hinterfragen. Es spielt erst mal keine Rolle, warum es auf Deutsch »der kleine Hund« heißt, im Portugiesischen aber umgekehrt: »o cachorro pequeno«. Je mehr du dich auf die Sprache einlässt, desto mehr entfaltet sich deren Logik und wird

Ausrede 4: »Eine Sprachreise ist mir zu teuer!«
Muss ich eine teure Sprachreise buchen, um Erfolg zu haben? Nein! Hier einige Anregungen, wie du auch von zu Hause aus effizient eine Sprache lernen kannst:
- Sprechen: Du willst sprechen üben, dann suche dir eine:n Sprachpartner:in. Dafür gibt es inzwischen – neben Gruppen auf sozialen Medien – auch Plattformen wie etwa
- Schreiben: Eine Methode, die ich selbst gerne nutze: Tagebuch in einer Fremdsprache führen. Beim Schreiben muss ich immer wieder überlegen, wie ich mich ausdrücke. Dadurch muss ich nach Vokabeln und Grammatik suchen und lerne dazu. Das Internet hilft hier. Auf
- Lesen und Hören: Für Lindsay ist es wichtiger, möglichst viel zu hören und zu lesen, anstatt jedes einzelne Wort auf Anhieb zu verstehen. Daher rät sie, den Prozess des Lernens möglichst angenehm zu gestalten. Etwa ein Buch zu lesen, das man schon auf Deutsch geliebt hat, oder nach eingängiger Musik in der Zielsprache zu suchen.
Gerade wenn du noch nicht so weit fortgeschritten bist, hilft es, Hören und Lesen zu kombinieren. Eine nützliche Plattform dafür ist - Die Sprache im Alltag: »Stelle dir Sprachenlernen als etwas vor, was genauso Teil deiner Routine sein kann wie etwa Zähneputzen, Sporttreiben oder Netflixgucken«, sagt Lindsay. »Wenn wir es uns hingegen als eine Bürde vorstellen, die wir in unser Leben zwingen, dann werden wir es viel schwerer haben.« Die Sprache in den Alltag zu integrieren, ist einfach. Schreibe etwa deinen Einkaufszettel auf Französisch, schaue Serien auf Portugiesisch oder lies Zeitung auf Spanisch. Mache das, was du sowieso tust, allerdings in einer anderen Sprache. So kannst du neben dem aktiven Lernen noch mehr Zeit investieren, ohne in Konflikt mit deiner Routine zu kommen.
Was Mary kann, kannst du auch!
Das Beispiel von Mary Hobson zeigt, dass man wirklich nie zu alt ist, eine neue Sprache zu lernen. Mary Hobson
Ich will nicht so tun, als könne man eine Fremdsprache mal eben über Nacht lernen. Ohne Motivation, Zeit und auch ein bisschen Anstrengung geht es nicht. Aber das muss nicht nur stumpfes Karteikartenlernen und Grammatiktabellen-Anstarren bedeuten, sondern kann viel Freude bereiten.
Dabei ist es gut, sich an die unbeschwerte Herangehensweise von Kindern zu erinnern, viele Fehler zu machen und daraus zu lernen. Gleichzeitig können wir als Erwachsene strukturierter vorgehen, uns Ziele setzen und unser Lernen bewusst steuern. Mit dieser Kombination bist du nie zu alt, um Sprachen zu lernen!
Boa sorte! Viel Erfolg!
Mit Illustrationen von Frauke Berger für Perspective Daily