Neue Studie: Von wegen sozial schwach
Studierende aus sozioökonomisch benachteiligten Haushalten werden oft als »sozial schwach« bezeichnet. Eine Studie aus Wien und den USA zeigt, was geschieht, wenn wir stattdessen ihre Stärken betonen.
Studierende aus sozioökonomisch benachteiligten Haushalten haben oft besondere Stärken: Viele arbeiten neben der Uni, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Da sie sich auf ihre Eltern bei akademischen Fragen selten verlassen können, lernen sie schnell, eigenständig mit Problemen umzugehen oder Dozent:innen um Hilfe zu bitten.
Das Problem: Gespiegelt werden den Studierenden diese Stärken nur selten.
Vielmehr gelten Menschen, die sozioökonomisch benachteiligt sind,
Solche Narrative vom »Nichtgenügen« haben Folgen: Verschiedenen Studien zufolge glauben Studierende, die sozioökonomische Benachteiligung erfahren, weniger Talent zu haben als ihre Mitstudierenden.
Was wäre, wenn man dieses Narrativ umdreht?
Positive Narrative = höheres Selbstbewusstsein = bessere Leistungen
Genau das haben
In einem Experiment legten sie Studierenden in den USA einen Text vor, der ihre oft vergessenen Stärken hervorhebt: Problemlösungsfähigkeiten, Durchhaltevermögen, starker Umgang mit Herausforderungen. Dann ermutigten sie die Lesenden, ihre eigenen Stärken zu reflektieren, die sie im Umgang mit erlebten Herausforderungen gezeigt haben.
»Wenn ich auf meine Erfahrungen zurückblicke, fühle ich mich … nun, ja, stolz: Ich bin da, wo ich bin, weil ich hart gearbeitet habe, nicht wegen des Geldes meiner Eltern.« – Teilnehmerin der Studie
Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe waren die Teilnehmer:innen anschließend deutlich selbstbewusster.
In einem zweiten Langzeitexperiment zeigte sich, dass mit erhöhtem Selbstbewusstsein auch die Leistungsfähigkeit stieg: Teilnehmende zeigten über ein ganzes Semester hinweg bessere Noten.
Studienleiterin Dr. Christina Bauer ruft daher dazu auf, das Narrativ der »sozial Schwachen« zu überdenken: Zum einen lenke es von den eigentlichen Problemen mit unseren sozialen Systemen ab. Zum anderen stigmatisiere es Studierende aus sozioökonomisch benachteiligten Haushalten und trage zusätzlich zur Benachteiligung bei. Stattdessen solle das Umfeld der Studierenden deren Stärken betonen.
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Titelbild: Brad Neathery - CC0 1.0