Rezepttipps aus dem Kriegsgebiet: Dieser Food-Influencer aus Gaza macht Kinder glücklich
Hamada Shaqoura macht aus Konserven von Hilfsorganisationen leckere Gerichte für Kinder in Gaza, denen eine Hungersnot droht. In diesem Brief erzählt er aus seinem Alltag.
Hallo,
mein Name ist Hamada Shaqoura, ich bin 33 Jahre alt und komme aus Gaza-Stadt,
Früher habe ich als Marketingspezialist gearbeitet und Restaurants inner- und außerhalb Gazas dabei geholfen, ihre Social-Media-Präsenz zu stärken. Als Food-Blogger bin ich durch Gaza gereist und habe Restaurants bewertet.
Doch mit dem Ausbruch des Krieges verlor ich meinen Job, und das Haus meiner Familie wurde zerstört. Seitdem mussten wir viermal evakuiert werden und leben momentan in einem unfertigen Haus in Chan Yunis, das kaum bewohnbar ist. Es fehlen Badezimmer, Küche und private Räume; nur die Außenwände und das Dach stehen.
Das tägliche Leben ist eine große Herausforderung. Jeden Morgen beginnt die Suche nach Wasser und Nahrung, die durch die schwierige Versorgungslage und lange Transportwege erschwert wird. Besonders hart trifft es die Kinder: Viele leiden unter Mangelernährung und stehen vor einer drohenden Hungersnot.
Dagegen will ich etwas tun.
Alles begann mit Thunfisch aus der Dose
Ein halbes Jahr nach Beginn des Krieges kam mir eine Idee. Wir erhielten eine Lieferung Dosen-Thunfisch von einer Hilfsorganisation und ich dachte: Wie kann ich daraus etwas Köstliches machen? Ich sammelte die Dosen, kochte ein Thunfisch-Gericht und verteilte es an die Kinder in meiner Nachbarschaft. Eigentlich ist das Rezept für Shrimps, aber die hatte ich nicht. Das Essen schmeckte den Kindern trotzdem.
Ihre Freude über das Essen war so motivierend, dass ich anfing, regelmäßig zu kochen. Die Zutaten sind meist begrenzt: Bohnen, Thunfisch und Fleisch aus Dosen von Hilfsorganisationen wie dem
Mittlerweile bekomme ich immer mehr Unterstützung von kleinen humanitären Organisationen oder Graswurzel-Initiativen wie
Wenn ich die nötigen Zutaten nicht bekommen kann, ändere ich meine Rezepte spontan. Wie bei dem Thunfisch-Teller.
Der Duft von Süßkartoffeln zieht durch die Straßen – wie vor dem Krieg
Die Kinder warten morgens schon auf mich, oft mit Wünschen nach ihren Lieblingsgerichten. Schawarma, Burger und Zimtschnecken mögen sie am liebsten.
Frisches Fleisch ist schwer erhältlich, daher habe ich kürzlich Burger aus Falafel gemacht – eine vegane Alternative, die gut ankam. Ein paar Wochen davor habe ich Süßkartoffeln gekocht. Im Winter ziehen die Süßkartoffelverkäufer:innen normalerweise durch die Straßen von Gaza und erfüllen sie mit unglaublichen Gerüchen. Diese Erinnerung wollte ich lebendig halten, also bereitete ich Hunderte Süßkartoffeln mit Zucker, Honig und Rosinen zu.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich tun kann, was ich tue. Dass ich den Kindern ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann, auch wenn es nur für ein paar Augenblicke ist.
Wut über das weltweite Schweigen
Ich filme mich beim Kochen und teile die Videos auf Instagram, um Gaza und unseren Alltag sichtbar zu machen. Viele fragen, warum ich dabei so ernst in die Kamera schaue – für mich ist es ein Ausdruck des Protests gegen die Realität in Gaza und die Wut über das weltweite Schweigen.
Mein größter Wunsch ist es, dass der Krieg endet und alle Palästinenser:innen die Chance auf ein Leben in Würde haben. Von den Menschen in Deutschland und Europa wünsche ich mir, dass sie unsere Stimmen verbreiten und uns auf jede mögliche Weise unterstützen. Ich hoffe, die Welt erkennt, dass wir Palästinenser:innen kreativ sind und Chancen verdienen.
Der Krieg hat mich verändert. In dieser Dunkelheit habe ich gelernt, positiv zu bleiben, und die Freude am Geben entdeckt. Was dieser Wandel für mich bedeuten wird, werde ich wohl nur sehen, wenn ich diese Zeit überlebe.
Hamada
Redaktionelle Bearbeitung: Lena Bäunker
Titelbild: privat - copyright