Zynismus ist nicht smart. So gewöhnst du ihn dir ab
Zynische Menschen glauben gern, sie hätten die Welt verstanden. Doch sie irren. Mit ihrer Einstellung schaden sie sich selbst und anderen. Auch ich bin in die Falle getappt – und will mich jetzt daraus befreien.
Als die Tage des vergangenen Jahres kürzer und dunkler wurden, stellte ich fest, dass auch in mir etwas dunkler geworden war. Hatte ich das politische Tagesgeschehen früher mit Elan, Empathie oder aufrichtiger Empörung kommentiert, bemerkte ich nun, wie mir immer öfter ein zynischer Kommentar zu Themen herausrutschte, die in mir Hilf- und Hoffnungslosigkeit weckten.
Von solchen Themen gab und gibt es genug: Da wären die Kriege in Nahost, der Ukraine und anderswo. Femizide und krasse Fälle von sexualisierter Gewalt wie der, den
Immer öfter entlockt mir all das wenig mehr als einen schnippischen Spruch. Nicht, weil mir die Weltlage egal wäre oder ich sie witzig fände. Sondern, so vermute ich zumindest, weil ich mich vor dem Gefühl der Überforderung schützen möchte, die sie in mir auslöst. Ist Zynismus mein Gartenzaun, der eine Grenze zwischen mir und der Welt da draußen zieht, wenn ich nicht mehr aushalte, was ich dort sehe?
Mit diesem Gedanken fühle ich mich unwohl. Seit 8 Jahren bin ich Mitglied einer Redaktion, die versucht, konstruktiv auf die Welt zu blicken. Mit Zynismus ist das kaum vereinbar. Wie konnte es passieren, dass er in meinem Leben auf einmal so viel Raum einnimmt? Und was kann ich dagegen tun?
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily