Stusstistik: Wir arbeiten nicht zu wenig, Herr Merz!
Seit einigen Wochen fordern Politiker: Wir müssen mehr arbeiten. Wen meinen sie mit »wir« und stimmt das überhaupt?
Seit einigen Wochen tobt in Deutschland eine Debatte darüber, ob wir es uns alle zu bequem gemacht haben. Ob wir nicht noch mehr anpacken müssten. Ausgelöst hat diese Diskussion eine Rede von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) beim Wirtschaftsrat seiner Partei Mitte Mai.
Wir müssen in diesem Land wieder mehr und vor allem effizienter arbeiten.
»Wir müssen mehr arbeiten« – dieser Satz ist zurzeit wohl am häufigsten von der Union zu hören. Aber auch der eher konservative grüne Ministerpräsident Baden-Württembergs, Winfried Kretschmann, argumentierte immer wieder in diese Richtung. Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD)
Warum schlägt die Merz-Rede nun so hohe Wellen, dass ihr Inhalt noch Wochen später diskutiert wird?
Wenn Merz davon spricht, dass »wieder« mehr und effizienter gearbeitet werden müsse, steckt darin ein klarer Vorwurf: Die Menschen hätten zuletzt zu wenig geleistet. Diese Botschaft trifft auf eine ohnehin angespannte Stimmung – wirtschaftlich läuft es nicht gut, die Exportleistung lahmt, die Infrastruktur ist marode, der demographische Wandel gefährdet das Rentensystem, der Fachkräftemangel spitzt sich in vielen Branchen zu. Merz’ Lösung: Wir können uns da selbst herausarbeiten, indem wir die Ärmel hochkrempeln und zupackend in Vorleistung gehen.
Titelbild: Collage: Frauke Berger / unsplash+ - copyright