Was wir bei Perspective Daily machen, wenn sich alles überschlägt
Statt des üblichen Sommerlochs hat in der zweiten Julihälfte eine Eilmeldung die nächste gejagt. Dabei bleibt manchmal die Genauigkeit auf der Strecke. Wie wir – auch bei tagesaktuellen Ereignissen – journalistisch arbeiten, erklären wir hier in 7 Punkten.
Dieser Text ist Teil unserer Sommerreihe und daher kürzere und leichtere Kost als unsere normalen Beiträge.
Was ist die Aufgabe von Journalisten? Unsere komplizierte Welt erklären, vereinfacht gesagt. Stellen wir uns die Welt als einen großen Flickenteppich vor, dann ist es unser Handwerk, die einzelnen Stücke anschaulich miteinander zu vernähen. Wenn es schnell gehen muss – weil alle anderen bereits berichten – greifen einige Redaktionen auf weniger gesicherte Informationen zurück, die sich im Nachhinein auch mal als falsch herausstellen. Um die Aufmerksamkeit zu erhöhen, nähen manche Redaktionen flink die grellsten Flicken des Teppichs zu einer Sensation zusammen, die am Ende nicht besonders seriös ist.
Wir machen bei Perspective Daily keinen Nachrichten-Journalismus. Das befreit uns von der Verantwortung, aus einer großen Nachrichtenlage möglichst schnell die gesicherten Fakten herauszusuchen. In der Regel greifen wir auf Fakten zurück, die andere bereits herausgesucht haben – und die wir miteinander in Verbindung bringen.
Wir sind ein sehr junges Medium mit verhältnismäßig jungen Autoren. Es geht uns nicht darum, den »Alten« zu erzählen, wie sie ihre Arbeit machen sollen. Es geht uns weder um Medien-Bashing noch um Besserwisserei: Es geht uns um einen reflektierten Journalismus.
Wir möchten mit Perspective Daily die deutschsprachige Medienlandschaft bereichern – immerhin sind wir das erste deutschsprachige Medium, das sich explizit auf Konstruktiven Journalismus beruft. Unsere Prinzipien gehen ein Stück weit über den
Unsere Anforderungen an die Arbeitsweise bei Perspective Daily haben wir bereits häufig diskutiert – jetzt haben wir sie in eine Liste gepackt. Unser Aufruf an euch: Liebe Mitglieder und Kollegen, lasst uns konstruktiv darüber debattieren!
1. Wir berichten konstruktiv
Wenn bei anderen Medien oftmals »die Welt ist scheiße« hängen bleibt, treten wir den
2. Wir berichten mit Haltung
Jeder Autor bringt seine eigene Weltsicht mit. Als Redaktion stehen wir für
3. Wir schreiben nur, was wir wissen
Ehrlichkeit und Transparenz zu unseren Recherchen sind uns wichtig.
4. Wir reflektieren, wie wir etwas schreiben
Ein Terror-Anschlag ist und bleibt ein Terror-Anschlag, auch bei Perspective Daily. Darüber hinaus gibt es jedoch sprachliche Nuancen, die unsere Wahrnehmung beeinflussen. Speichern wir eine Nachricht emotional als Horror- oder Schreckensnachricht ab? Oder als eine schlechte Nachricht mit möglichen Lösungsansätzen? Wir packen unsere Mitglieder nicht in Watte – üben uns aber in sprachlicher Verhältnismäßigkeit, anstatt mit drastischen Formulierungen um Aufmerksamkeit zu buhlen. Und wenn wir über
5. Wir bieten keine Plattform für Mörder und Terroristen
Wir können über das Thema Terror nicht schweigen, wollen aber nicht als Erfüllungsgehilfen des Terrors auftreten, indem wir zur medialen Verbreitung ihrer Propaganda beitragen. Als große Tageszeitung hat sich die französische
Der rechtsextreme norwegische Amokläufer, der vor 5 Jahren 69 junge Menschen auf der Insel Utøya ermordet hat, ist namentlich bekannt – weltweit hatten Medien seinen vollen Namen verbreitet. Ausländische Medien schreiben auch den Namen des Münchner Amokläufers aus – wir machen so etwas grundsätzlich nur in begründeten Ausnahmefällen. Wir wollen möglichen Nachahmungstätern nicht die Möglichkeit geben, sich mit dem Attentäter zu identifizieren.
6. Wir kämpfen für unsere gemeinsame Zukunft
Die Geschichte der Menschheit ist deshalb eine Geschichte des Fortschritts, weil Menschen schon immer nach Lösungen gesucht haben, anstatt von vorneherein zu sagen, dass etwas sowieso nicht funktioniert. Wenn etwas schiefläuft und damit offensichtlich nicht für eine gemeinsame Zukunft steht, üben wir konstruktive Kritik: Wenn eine –
7. Wir sind offen für Input von außen
Wir sind offen für Input von außen: Die journalistische Kommunikation über Papier, Radio und Fernsehen ist eine Einbahnstraße, an deren Ende der Rezipient steht. Online können wir alle miteinander im Austausch stehen, und das ist gut so. Jeder unserer Autoren steigt unter seinen Artikeln in die inhaltliche Diskussion ein. Genauso wollen wir unsere publizistische Idee im konstruktiven Dialog mit allen Interessierten weiter formen. Online, aber auch auf
Mit Illustrationen von Fabian Ludwig für Perspective Daily