Was passiert mit deinem Handy, wenn es ausgedient hat?
Jeder Deutsche produziert im Schnitt 23 Kilogramm Elektroschrott pro Jahr. Deshalb wird es höchste Zeit, diese 3 Recycling-Ideen umzusetzen.
In einer Schublade liegt ein altes Smartphone oder ein Ladegerät, das zu nichts mehr passt, irgendwo im Keller steht ein alter Toaster – ertappt? Wahrscheinlich schon, denn jeder Deutsche produziert im Schnitt rund
Was da herumliegt, ist kein Müll – sondern kleine Schätze aus Silber, Gold und Palladium. Pro Gerät sind das nur wenige Milligramm, doch alle Geräte im Umlauf zusammengerechnet enthalten eine Menge wertvoller Rohstoffe. Richtig recycelt könnten alte Elektrogeräte die Umwelt schonen, natürliche Ressourcen einsparen und Unternehmen sogar dabei helfen, unabhängiger von internationalen Märkten zu werden.
Doch jährlich werden hierzulande
Keine Frage, beim Thema Elektrorecycling hat der
- Mitte August 2018 wurde im deutschen
- Ab dem Jahr 2019 gilt eine ambitionierte EU-Recyclingquote von 65%. Bisher schafft Deutschland aber nur knapp die alte Quote von 45%.
Gut, dass Umweltbetriebe, Recyclingunternehmen und Forscher längst an neuen Lösungen für unsere alten Geräte arbeiten.
Die Stadt Münster zeigt, wie Menschen gern alte Toaster abgeben
Würdest du viel Zeit investieren, nur um einen kaputten Toaster wegzuwerfen? Wahrscheinlich nicht. Und genau das ist ein großes Problem: Der Recyclingwille eines Verbrauchers schwindet schnell, wenn er bei der Frage »Wohin damit?« auf Hindernisse stößt.
Das wissen auch die Händler, die Elektronik verkaufen. Sie müssten laut Gesetz Elektroschrott
Wer dafür keine Nerven hat, kann sich ganz ohne Hindernisse an die örtlichen Umweltbetriebe wenden. Mit einem Sack voller Elektroschrott habe ich den Test gemacht und einen Recyclinghof in Münster besucht. Monika Holtmann, Gefahrengutbeauftragte der Abfallwirtschaftsbetriebe Münster (AWM), erklärt, worauf es beim Elektroschrott ankommt:
Was als E-Schrott im Hausmüll landet, ist verloren. Deshalb kann hier auch jeder Elektroschrott abgegeben werden – außer große
Aber was, wenn die zentrale Abgabestelle geschlossen hat? Auch darauf hat die Stadt eine kluge Antwort: Für Elektrokleingeräte gibt es 45 Container im Stadtgebiet, die kleineren Elektroschrott aufnehmen und regelmäßig entleert werden.
Dass aber überhaupt weniger Elektromüll
Zentrale Sammelstellen, Abholservice, Container und Informationskampagnen können die Abgaberate tatsächlich erhöhen. Damit sich diese guten Ideen durchsetzen, treffen sich Vertreter vieler Umweltbetriebe deutschlandweit einmal pro Jahr und tauschen sich aus.
Doch auseinandergenommen und recycelt wird der Elektroschott dann woanders – und genau da entsteht das nächste Problem. Und auf dem Spiel steht nicht weniger als die Energiewende …
So holen wir noch mehr aus unseren alten Handys heraus
»Alle wollen recyceln – aber wir haben bisher noch nicht ausreichend definiert, wie gutes Recycling aussieht«, stellt Christian Hagelüken gleich zu Beginn unseres Gespräches fest. Der Bergbau- und Wirtschaftsingenieur leitet die Abteilung EU Government Affairs beim Recyclingunternehmen
Wenn das Bundesumweltamt angibt, dass bis zu 80% eines Handys recycelt werden, dann sagt das leider noch nicht viel über den tatsächlichen Erfolg aus. Denn solche Quoten rechnen nach Gewicht: Bei einem Smartphone reichen dafür etwa das Glas und das Gehäuse.
So landen etwa Metalle wie Gold, Silber, Palladium, Kupfer, Kobalt oder Zinn auf dem Müll. Denn diese sind vor allem in Bauteilen wie Leiterplatten oder Akkus enthalten, die tiefer in den Geräten sitzen – und von Herstellern extra gut
Vereinfacht gesagt, erklärt Christian Hagelüken, werden dann oft aus wirtschaftlichen Gründen solche rohstoffrelevanten Geräte im Gemisch mit anderen Elektrokleingeräten schlecht recycelt, wobei viele der eigentlich nutzbaren Rohstoffe
So erklärt sich auch,
Dabei könnten wir diese Ressourcen aus unseren Altgeräten in naher Zukunft dringend brauchen. Gerade klimafreundliche Technologien wie
Der Gesetzgeber muss hierzulande für die Einhaltung von verpflichtenden Recyclingstandards sorgen, die verbindlich regeln, wie recycelt wird. Das Recycling von Altgeräten sollte nur in solchen Betrieben erlaubt sein, die dafür zertifiziert sind, hohe Qualitätsstandards der Recyclingprozesse auch tatsächlich einzuhalten. Dadurch ließen sich deutlich mehr Rohstoffe zurückgewinnen und das macht uns in Zukunft auch unabhängiger von Produzentenländern und ihren Preisschwankungen.
Das Ziel von Recyclern wie Christian Hagelüken ist eine »Kreislaufwirtschaft«, in der Metalle unendlich lang wiederverwertet würden und weniger neue Rohstoffe nötig wären.
Die gute Nachricht: Hochmoderne Recyclingtechnologien können das für viele Rohstoffe heute fast schon leisten – etwa für Kobalt. Das Metall gewinnt Umicore aus alten Batterien zu 95% zurück. Und das hat großes Potenzial, wie Hagelüken skizziert: »Würde man das konsequent für alle Batterien weltweit machen, die heute in portablen Geräten wie Handys oder Laptops eingesetzt sind,
Doch für eine nachhaltige Zukunft müssen wir uns auch bei einem kritischen Rohstoff unabhängig machen:
Diese Forscherin will Seltene Erden zurückgewinnen – und lässt sich dabei von Viren helfen
Generatoren, Energiesparlampen, Computer und E-Autos – vieles, was du in Zukunft nutzen wirst, braucht Seltene Erden, um zu funktionieren. Auch die Industrie hierzulande ist vom Import Seltener Erden abhängig. Doch seit Jahren schwanken die Preise auf dem Weltmarkt stark – auch weil Hauptlieferant China gern mal den Export beschränkt.
Das ist der EU einfach zu riskant. Vorausschauend sammelt und lagert sie heute schon Tonnen alten Leuchtpulvers aus Elektroschrott, das reich an Seltenen Erden ist – bisher aber ohne es zu recyceln. Denn eine gute und günstige Methode gibt es dafür noch nicht.
Franziska Lederer will das mit einem neuen Ansatz ändern und baut dabei auf ungewöhnliche Verbündete:
Phagen sind Viren, die sich in Bakterien vermehren. Im Labor sind sie aber auch ein gutes Werkzeug, um Peptide zu finden, also kleinste Eiweißstücke, die perfekt zu einem Zielmaterial
Die Biologin leitet am Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie die Nachwuchsgruppe
Diese könnten dann für neue Recyclingmethoden verwendet werden, wie Franziska Lederer skizziert: Passende Peptide werden in einem Container mit zermahlenem Material aus Elektroschrott – etwa Leuchtpulver – vermischt. Dort binden sie sich mit der gewünschten Seltenen Erde und können dann
Beim Wort ›Viren‹ haben die Leute oft Angst. Doch die Phagen bleiben dabei ganz im Labor und werden auch nicht herausgegeben. So besteht keine Gefahr für Menschen und Umwelt. Wir finden mit ihnen nur den Schlüssel, damit das Recycling funktioniert.
Noch steht Franziska Lederer am Anfang ihrer Forschung. Doch schon heute haben große Unternehmen Interesse angemeldet. Kein Wunder, denn die Methode hat Zukunft: Mit hochspezialisierten Peptiden könnten auch andere Metalle wie Kupfer oder Gold aus Elektroschrott gewonnen oder kleinste Plastikteilchen besser sortiert werden. So wird gutes Recycling noch günstiger und holt viel mehr aus unserem Schrott heraus.
Weitere Informationen zu dieser Förderung findest du hier!
Titelbild: Umicore AG & Co. KG - copyright