»Mir hat die Bundeswehr beigebracht, nicht in Schubladen zu denken«
Sagt diese Frau, Muslimin und Marineoffizierin. Jetzt hat sie ein Buch darüber geschrieben, warum sie stolz auf Deutschland ist.
12. Februar 2019
– 11 Minuten
Nariman Hammouti-Reinke
Soldatenschwund, Skandale und Spott über marode Ausrüstung – seit Jahren kommt die Bundeswehr nicht aus den Negativschlagzeilen. Das schlechte Image lastet vor allem auf den Kameraden. Das weiß die Marineoffizierin Nariman Hammouti-Reinke, die seit 14 Jahren Soldatin ist und jetzt veröffentlicht hat. Es ist ihr persönliches Plädoyer für die Bundeswehr.
In ihrem Buch arbeitet sie sich an den Vorwürfen gegen die Bundeswehr ab. Ausführlich steigt sie zum Beispiel in den spektakulären Der deutsche Oberleutnant aus dem Elsass hatte sich seit dem Jahr 2015 als syrischer Flüchtling ausgegeben und soll so in Deutschland Anschläge auf Politiker geplant haben. Als seine Tarnung aufflog, sei in der öffentlichen Aufarbeitung zu in der Bundeswehr viel verallgemeinert worden, meint Hammouti-Reinke und schreibt: »Nur möchte ich darauf hinweisen, dass wir kein besonderes Sammelbecken für Menschen mit solchen Ideen sind.«
Der Generalverdacht haftet ihr nicht nur als Soldatin an. Als Tochter marokkanischer Eltern und als Muslimin kämpft sie gegen Vorurteile an vielen Fronten. fragt sie provokant im Interview, das ich in Berlin mit ihr führe. Noch davor habe ich mich gefragt, wie ich denn so eine Offizierin überhaupt anspreche. Doch relativ direkt und schnell duzt sie mich. Und mindestens genauso direkt spricht sie dann über Soldatenbashing in der Öffentlichkeit, die Parallelen zu ihrem Vater, der marokkanischer Freiheitskämpfer war, und die Verantwortung der Politik, die Bürger endlich über Auslandseinsätze der Bundeswehr zu informieren.
Warum hast du jetzt ein Buch über die Bundeswehr veröffentlicht?
Nariman Hammouti-Reinke:
Der Zeitpunkt war Zufall. Wir wissen ja nie, wann Skandale um die Bundeswehr hochkochen. Warum ich es geschrieben habe? Wir brauchen die Debatte darüber, dass die Bundeswehr in die Mitte der Gesellschaft gehört. Wir brauchen aber auch die Das geht für mich nicht. Ich bin in meiner Familie die erste Generation, die in Deutschland geboren wurde. Ich habe wie viele andere Aber auch wir sind Deutsche.
Juliane schlägt den journalistischen Bogen zu Südwestasien und Nordafrika. Sie studierte Islamwissenschaften und arbeitete als freie Journalistin im Libanon. Durch die Konfrontation mit außereuropäischen Perspektiven ist ihr zurück in Deutschland klar geworden: Zwischen Berlin und Beirut liegen gerade einmal 4.000 Kilometer. Das ist weniger Distanz als gedacht.