Hör mal: Die Welt geht doch nicht unter
Der Podcast gegen die Weltuntergangsstimmung – auch zum Lesen. Heute: Erde wird grüner, Zero Waste im Nahen Osten, Cannabis ist kein Heroin.
Was sind gute Nachrichten und wie können wir uns noch öfter mit ihnen befassen?
Aus diesen Fragen ist der vollgut-Podcast entstanden. Einmal im Monat erzählen nun unsere Autoren, welche guten und konstruktiven Nachrichten ihnen in letzter Zeit zu Ohren gekommen sind. Entwicklungen, die erst einmal gut klingen, wie die verkürzte Meldung »Weltweite Arbeitslosenquote gesunken«, reichen uns dabei nicht aus. Wir nehmen Lösungen genau unter die Lupe und liefern die Hintergründe dazu. Und ein bisschen Spaß haben wir auch an der ganzen Sache.
Wer sich den Podcast nicht gleich anhören kann: kein Problem! Die guten Nachrichten gibt es auch als Leseversion. Am Ende des Artikels könnt ihr in der Umfrage zudem eure guten Nachrichten eintragen, die wir dann vielleicht in der nächsten Folge besprechen.
Dieses Mal hat Chris Vielhaus seine Good News vorgestellt.
Die Erde ist grüner geworden
Die gute Nachricht
Satellitenbilder der NASA zeigen, dass die Erde in den Jahren 2000–2017 um 5% grüner geworden ist. Das beschreibt in etwa die Fläche des Amazonas-Regenwalds. Zu dem Ergebnis kamen Wissenschaftler aus den USA, China, Indien, Frankreich, Dänemark, Norwegen und Deutschland. Ihre Studie stellten sie im Februar 2019 in der
Was steckt dahinter?
Die Erde ist definitiv grüner als vor 20 Jahren. Vor dem Hintergrund der globalen Erwärmung klingt diese Nachricht erst einmal gut. Doch die Gründe dafür sind zweischneidig. Zum Beispiel hat diese Entwicklung auch mit dem erhöhten Kohlenstoffdioxid-Gehalt in der Luft zu tun. Wodurch unter bestimmten Umständen
Der Mensch hilft dem Ergrünen aber auch direkt nach, vor allem in China und Indien. Beide sind unter den Top 3 der größten Kohlenstoffdioxid-Emittenten und der bevölkerungsreichsten Länder der Welt. Die Ernährungssicherung von so vielen Menschen fordert umfassende Maßnahmen. Eine davon ist, die Produktivität von Agrarland zu steigern. Das ist in den letzten Jahren in China und
Nachhaltiger als diese Maßnahmen sind die Aufforstungsprogramme in den beiden Ländern. Im Jahr 2016 brachen die Inder sogar einen Weltrekord. An nur einem Tag wurden in der Provinz Uttar Pradesh
Wir diskutieren jetzt ja auch nicht weg, dass Seen verschmutzt werden und Wüsten sich ausbreiten. Das wiegt diese Entwicklung nicht auf.
Im Nahen Osten eröffnet der erste Unverpacktladen
Die gute Nachricht
Mitte Februar eröffnete in der libanesischen Hauptstadt Beirut der erste Zero-Waste-Laden im Nahen Osten unter dem Namen
Was steckt dahinter?
Wer den Libanon kennt, wird bei der Nachricht, dass gerade in diesem Plastik-Wunderland ein Unverpacktladen eröffnet, aus allen Wolken fallen. Denn Plaste drängt sich dort bei jeder Gelegenheit auf. Wer nicht schnell genug reagiert, bekommt seinen Einkauf im Supermarkt direkt eingetütet. Der Fruchtshake – ohnehin schon im Plastikbecher –, die Zigaretten, der Schokoriegel, für jeden Anlass gibt es ein passendes, knisterndes Beutelchen. Dabei hätten es die Libanesen dringend nötig, ihren Plastikkonsum in den Griff zu bekommen.
Seit dem Jahr 2015 beherrscht eine Müllkrise das Land. Wegen der Schließung der größten Mülldeponie blieb der Unrat erst offensichtlich auf den Straßen liegen, mittlerweile wird er illegal an der Küste und in Wäldern gelagert. Die Wasserproben aus den Küstenregionen sind mehr als besorgniserregend. Im Ocean Health Index, der 221 Länder listet,
Auch der EcoSouk steht erst einmal als Symbol für das Umdenken eines noch sehr kleinen Teils der Gesellschaft. Doch der Dialog weitet sich, indem nicht nur die hippen Kids aus der Hauptstadt unverpackt shoppen,
Weg mit den ollen Computern! Dieser Pakt holt Schulen aus der digitalen Steinzeit
Die gute Nachricht
Bund und Länder wollen mehr Geld für die
Was steckt dahinter?
Wer vor ungefähr 10 Jahren einen Schulabschluss gemacht hat, hat vielleicht noch miterlebt, wie ein Klassenzimmer in der Schule plötzlich zum Computerraum umgewidmet wurde. Große, graue Monitore wurden aufgebaut, an ihnen sollten
40.000 Schulen haben wir in Deutschland. Da bleibt schon wieder gar nicht so viel übrig. Das heißt, es ist gut, dass die Finanzierung theoretisch möglich ist. Da muss aber mehr Kohle ran.
Film macht bei den Oscars auf extreme Kinderarmut aufmerksam
Die gute Nachricht
Der Erfolg des libanesischen Films »Capernaum« hat mit seiner Darstellung von extremer Kinderarmut im Libanon viel Aufmerksamkeit für dieses Problem erzeugt.
Was steckt dahinter?
Es lähmt einen fast zu sehen, dass in Beirut mitten in der Nacht 4-jährige Mädchen Passanten Rosen anbieten. Am Tag stehen sie in Smog und Hitze an den großen Straßenkreuzungen und springen während der Rotphasen zwischen den Autos umher, um Taschentücher und Kaugummis zu verkaufen. Die Zahl der Straßenkinder in Beirut ist durch die Flüchtlingskrise angestiegen, bei der über eine Million Syrer aus dem Nachbarland kamen. Genau diese Situation wollte die libanesische Regisseurin Nadine Labaki abbilden, nicht mit Schauspielern, sondern mit echten Menschen, die dieses Leben leben müssen.
In dem Film »Capernaum« geht es um den jungen Zain, der im Beiruter Vorort mit seiner Familie mehr haust als wohnt. Er geht nicht zur Schule, sondern arbeitet im Kiosk oder verkauft Saft auf der Straße. Gleich zu Beginn des Films wird der Teufelskreis der extremen Armut thematisiert. Zain steht vor einem Richter und will seine Eltern verklagen, weil sie ihn unter diesen Umständen auf die Welt gebracht haben. Dann erst sieht der Zuschauer die Geschichte, die Zain zu dieser Entscheidung getrieben hat.
»Ich glaube, dass Kino sozialen Wandel beeinflussen kann«, sagte Labaki in einem
Wir haben einen großartigen Grund, gerade über Kinder zu sprechen: Die Fridays-for-Future-Kids machen tolle Aktionen gegen den Klimawandel. In Kindern steckt so viel Potenzial, das dann total verloren geht, wenn man ihnen nicht in irgendeiner Art und Weise eine Perspektive gibt.
Cannabis soll nicht mehr als eine der gefährlichsten Drogen gelten
Die gute Nachricht
Die Weltgesundheitsorganisation hat zum ersten Mal seit dem Jahr 1961 die Schädlichkeit von Cannabis untersucht und festgestellt, dass es nicht in die Gruppe der gefährlichsten Drogen zusammen mit Heroin gehört. Sie empfiehlt eine Neuklassifizierung innerhalb der Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen.
Was steckt dahinter?
Bevor Kifferherzen bei dieser Nachricht höherschlagen: Es geht nicht darum, die Droge für gesunde Erwachsene zu legalisieren. Der Fokus der WHO liegt darauf, den Einsatz von medizinischem Cannabis zu erleichtern.
Titelbild: Wesley Gibbs - CC0 1.0