Für die Klimakrise gibt es eine einfache Lösung: weniger arbeiten!
Klimaschutz und die 40-Stunden-Woche passen nicht gut zusammen. Ein Wissenschaftler hat jetzt berechnet, wie viel Arbeit in der Woche ökologisch verträglich wäre.
Im Jahr 1930 hielt der britische Ökonom John Maynard Keynes eine bemerkenswerte Vorlesung. Er stellte die Prognose auf, dass die Enkel der Studierenden, die vor ihm saßen, nur noch 15 Stunden pro Woche würden arbeiten müssen. Rund 100 Jahre werde es dauern, bis sich die notwendige Arbeit dank Technologie und
Er hat sich offensichtlich geirrt. Die Produktionszuwächse und technischen Fortschritte, die Keynes erwartete, sind zwar eingetroffen. Sie haben aber kaum etwas an unserer Arbeitszeit geändert. Heute, 11 Jahre vor dem Stichtag, liegt die Wochenarbeitszeit im OECD-Schnitt
Doch Keynes’ Forderung ist aktueller denn je. Unternehmer, Gewerkschaftler, Politikerinnen, Wissenschaftler und Aktivistinnen betonen immer wieder, wie wichtig eine Reduzierung der Arbeitszeit ist.
Der niederländische Historiker und Journalist Rutger Bregman geht noch weiter, oder vielmehr einen Schritt zurück, zu den Überlegungen von Keynes. Er behauptet, die Zeit sei reif für die 15-Stunden-Woche.
Klimaschutz und Arbeitszeiten hängen direkt zusammen
Der Thinktank Autonomy hat jetzt in einem »The Ecological Limits of Work« betitelten
Der Zusammenhang zwischen Klimawandel und Arbeitszeit mag auf den ersten Blick ein wenig konstruiert erscheinen. Doch bei genauerem Hinsehen erscheinen die Aussagen des Autors Philipp Frey, der am Karlsruher Institut für Technologie forscht, völlig logisch.
Der Grund dafür ist unser auf Beschleunigung und Wachstum ausgerichtetes Wirtschaftsmodell, das ein hohes Maß an Arbeitskraft verlangt. Beschäftigte bieten diese Arbeitskraft, weil sie ihre Konsumausgaben decken müssen: für die 90-qm-Wohnung, den Autokredit, den Wäschetrockner, die Federwiege für das Baby und so weiter.
Die erreichten Produktionsgewinne haben uns also keine 15-Stunden-Wochen beschert, sondern eine Kultur des Massenkonsums. Gleichzeitig schaffen wir durch unsere Arbeit immer neue Konsumgüter. Güter, auf die man eigentlich verzichten könnte: Autos, Wäschetrockner, Federwiegen. Es versteht sich von selbst, dass die Produktion all dieser Dinge keine besonders gute Wirkung auf die Umwelt hat.
Doch wie viel Arbeit ist ökologisch verträglich? Dass es einen Zusammenhang zwischen Arbeitszeit und Treibhausgas-Emissionen gebe, darüber herrsche allgemeine Übereinstimmung, schreibt Philipp Frey. Nur wie der Zusammenhang genau aussieht, das sei noch unklar.
Um das herauszufinden, hat er sich den Zusammenhang zwischen dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) und den Treibhausgas-Emissionen verschiedener Länder näher angesehen. Mit den Erkenntnissen darüber, wie hoch die Emissionen pro Kopf und Jahr sein dürfen, um die Erderwärmung unter 2 Grad Celsius zu halten, kommt er dann auf ein »nachhaltiges BIP«.
Im nächsten Schritt berechnet er, wie viele Arbeitsstunden nötig sind, um dieses nachhaltige BIP zu erreichen. Das Ergebnis überrascht: Eine nachhaltige Wochenarbeitszeit beträgt gerade einmal 6 Stunden.
Der Autor betont in seiner Studie, dass es zu eindimensional gedacht ist, einfach nur die Arbeitszeit zu verkürzen. Es bedürfe einer umfassenden ökonomischen Transformation. Er versteht seine Analyse aber als Beitrag, um die Gestaltung von Arbeitszeiten im Zusammenhang mit der Klimakrise zu begreifen. »Wenn wir auf eine nachhaltigere Wirtschaft umsteigen wollen, müssen wir uns auch mit der Reduzierung der Arbeitszeit für alle Arbeitnehmer befassen«, schlussfolgert er. Eine kurze Arbeitswoche ist demnach kein Luxus mehr, sondern eine ökologische Notwendigkeit.
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Titelbild: Christopher Burns - CC0 1.0