Für den Klimaschutz soll alles teurer werden. Ist das nicht total ungerecht?
Den CO2-Ausstoß zu verteuern ist vielleicht die eleganteste Art, das Klima zu schützen. Zumindest für die, die es sich leisten können.
Fliegen? Muss teurer werden! Fleisch? Natürlich auch! Und Benzin? Sowieso!
Es scheint fast, als wäre Deutschland fest entschlossen, jetzt endlich Ernst zu machen beim Klimaschutz. Und egal, ob CO2-Steuer,
Ich sehe das genauso: CO2 auszustoßen muss teurer werden, und die Ideen, die dafür auf dem Tisch liegen, sind gut. Am Ende kann jede Einzelne von ihnen ein wichtiges Teil im großen Klimaschutz-Puzzle sein. Doch sie haben auch einen gemeinsamen Makel: Wenn alles teurer wird, vertieft das die Ungleichheit.
Wenn alles teurer wird, wird es für einige zu teuer
Darauf hat mich vor Kurzem die »Spiegel«-Kolumnistin Margarete Stokowski in einem
Stokowskis Argumentation: CO2-Steuer und Co. wirken alle über den Geldbeutel und treffen so vor allem die, die ohnehin auf finanziell eher wackligen Beinen stehen. Es sind die Reichen dieser Welt, die auf zu breitem CO2-Fuß leben.
Die Maßnahmen erfüllen zwar ihren Zweck, indem sie Flüge, Fleisch und fetten Konsum verteuern und so eindämmen. Aber die »Last« des Klimaschutzes verteilt sich vor allem auf den Schultern der unteren Klassen – Klassismus!
Und sie hat Recht: Wenn Klimaschutz bedeutet, dass die Reichen 150 Euro mehr bezahlen, um nach Bali zu jetten (was sie wahrscheinlich verkraften können), aber die Armen nicht mehr ihre Familie im Ausland oder auch nur am anderen Ende der Republik besuchen können – dann ist Klimaschutz ungerecht. Dann wird Klimaschutz nicht akzeptiert werden. Und dann ist die Angst begründet, auch in Deutschland könnte es Aufstände wie die der
Ineffektiv ist es allemal, die Verantwortung beim Klimaschutz nur den Ärmsten anzutragen, denn es sind
Klimaschutz geht nur sozial
Zu Massenprotesten wie in Frankreich muss es aber nicht kommen. Vorausgesetzt, der Klimaschutz wird von einer sozialen Politik flankiert, die den Namen verdient. Wenn sich alle Menschen die Dinge leisten können, die ihnen wirklich wichtig sind, sind sie auch bereit, dort Einschnitte hinzunehmen, wo es sie weniger schmerzt. Auf den Kurztrip nach Mallorca verzichten? Wenn das den Sommerurlaub bei der Familie in Griechenland ermöglicht, akzeptabel.
Das reicht aber nicht: Auch Ideen wie das
Manche Probleme lassen sich nicht einfach weg-innovieren.
Ganz auf die Preisschraube zu verzichten ist nicht sinnvoll, denn das Argument aus der Wirtschaft, der Preisdruck fördere klimafreundliche Innovationen, stimmt. E-Autos, private Solaranlagen und stromsparende Fernseher dürften stark von einer CO2-Steuer profitieren.
Doch manche Probleme lassen sich nicht einfach weg-innovieren. Flugzeuge und Autos werden nicht so schnell klimafreundlich werden, wie sich das manche Menschen wünschen. Deshalb müssen auch Klimaschutzmaßnahmen auf den Tisch, die schnell wirken, gerade weil sie für alle gelten: Autofreie Innenstädte, fleischfreie Kantinen in öffentlichen Einrichtungen oder ein Tempolimit auf der Autobahn zum Beispiel.
Ob man das jetzt »Verbot« nennen mag, sei jedem selbst überlassen. Nur gelten sollten diese Regeln bitte für alle – egal, ob arm oder reich.
Hier findest du die beiden anderen aktuellen Dailys:
Titelbild: Pau Casals - CC0 1.0