Droht dieses Gebiet Europas Vietnam zu werden?
Soldaten, Geld und Diplomaten: Deutschland und seine Partner setzen alles daran, die Länder des Sahels vor dem Terrorismus zu bewahren. Warum es trotzdem immer schlimmer wird – und was eigentlich passieren müsste.
»Die Terroristen töten uns mit Waffen aus Frankreich, Deutschland, China und Russland. Wie ist das möglich? Kann Deutschland uns helfen?«
Es ist eine harte, aber berechtigte Frage, die Angela Merkel am 2. Mai von einem
Während ihres Besuchs im Mai sagt sie auch:
Auf der einen Seite scheinen sich Deutschland und Europa alle Mühe zu geben, »schneller« zu werden und
Die EU und der Sahel
Tausende europäische Soldaten, darunter
Dass Europa in der Region eine solche Verantwortung übernimmt, hat einen einfachen Grund: Es ist an der gegenwärtigen Situation nicht ganz unschuldig.
Egal ob bei Merkel, dem französischen Staatschef Emmanuel Macron, deren burkinischem Kollegen Roch Marc Kaboré oder einem Taxifahrer in Ouagadougou: Kommt die Sprache auf die Situation im Sahel, dann fällt schnell das Wort »Libyen«.
Als »Ursünde« gelten die Ereignisse vom 20. Oktober 2011, als der libysche Diktator Muammar al-Gaddafi von Rebellen aus den Trümmern seines Konvois gezerrt wurde, der kurz vorher von einer amerikanischen Rakete gestoppt worden war. Gaddafi überlebte seine Gefangennahme nicht. Dass der libysche Staat daraufhin kollabierte und seitdem sowohl Waffen als auch Kämpfer frei in der Region zirkulieren, ist für viele der Ursprung der Krise im Sahel.
Von diesem Tag aus scheinen die Ereignisse wie auf einer roten Linie geradewegs auf den Einmarsch Tausender französischer Truppen in Mali im Jahr 2013 zuzulaufen.
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In Gaddafis Streitkräften waren auch etliche malische Staatsbürger tätig. Viele waren Angehörige der Tuareg, einer ursprünglich nomadisch lebenden Volksgruppe aus dem Norden Malis, die seit der Unabhängigkeit Malis 1960 mehrfach gegen den malischen Staat rebelliert hat. Diese Kämpfer kehrten nach dem Tod Gaddafis nach Mali zurück – zusammen mit Waffen und Geld.
Hier bildeten sich mehrere bewaffnete Gruppen, die trotz unterschiedlicher Ideologien anfangs als Verbündete auftraten. Neben Kämpfern für eine Unabhängigkeit Nordmalis waren das vor allem religiöse Fundamentalisten, die teilweise im internationalen Al-Kaida-Netzwerk zu verorten waren.
Im Januar 2012 starteten diese Gruppen eine Offensive und eroberten innerhalb kurzer Zeit den gesamten Norden Malis. Desillusionierte malische Soldaten putschten daraufhin im März gegen die eigene Regierung und jagten den Präsidenten aus dem Amt, wodurch das Land in eine tiefe politische Krise stürzte. Im Juni zerbrach dieses Rebellenbündnis schließlich und die islamistischen Fundamentalisten übernahmen im Norden fast überall die Macht.
Diesen Einsatz hatte Präsident François Hollande damals aus Angst vor einem von religiösen Fanatikern kontrollierten Kalifat auf der Türschwelle Europas angeordnet. Seitdem wird die Zusammenarbeit zwischen Europa und dem Sahel stetig enger, die Investitionen in Sicherheit und Stabilität wachsen, die Geldtöpfe werden größer. Das Ziel: die Wiederherstellung der Ordnung und die Befreiung von den Terroristen.
Der Einsatz der EU trägt kaum Früchte
Es gibt nur ein Problem: Es wirkt nicht – die Situation wird immer schlimmer.
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