So verwandelst du dein Smartphone in eine Festung
Datendiebe, Spähprogramme, Viren? Kein Problem! Mit diesen 6 Sofortmaßnahmen machst du dein Smartphone wirklich sicher.
Wenn der berühmte Whistleblower Edward Snowden ein Smartphone »sicher machen« will, sind seine Methoden eher radikal:
Nur so, erklärt Snowden, könne man ganz sichergehen, dass niemand an sensible Bild- oder Tonaufnahmen kommt. Das ist sicher sinnvoll, wenn man gerade auf der Flucht vor den
Für die Normalbürgerin oder den Normalbürger dürfte diese extreme Lösung kaum infrage kommen. Doch obwohl das Smartphone für
Fühlst du dich ertappt?
Gut so, denn mit dieser Sorglosigkeit wird der kleine Helfer in der Hosentasche zu einem waschechten Sicherheitsrisiko. Schließlich tragen wir Smartphones ständig mit uns rum und vertrauen Chats und Browser-Suchverläufen intimste Geheimnisse in Form von Daten an. Daten, an denen Regierungen, Unternehmen und Kriminelle großes Interesse haben.
So kannst du deine Daten – und damit dich selbst – am besten schützen.
Warum es unerlässlich ist, die Sicherheitslücke Smartphone zu schließen
»Das Erste, an das viele beim Thema ›Risiko‹ denken, ist der Identitätsdiebstahl«, erklärt mir Diplomjurist Michael Atzert von der Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherheit e. V. (GDD) am Telefon. Identitätsdiebstahl meint, dass gestohlene Daten dazu genutzt werden, zum Beispiel unter falschem Namen im Internet etwas zu bestellen – zu Kosten einer fremden Person.
Doch das sei bei Weitem nicht das einzige Risiko, wie Atzert weiter ausführt. Denn man riskiere nicht nur die eigene Sicherheit, wenn die persönlichen Daten ungewollt abfließen: »Es kann sogar der Arbeitgeber beeinträchtigt werden. Man denke etwa an Forschung und Wettbewerb zwischen Unternehmen. Hier können gezielte Angriffe auf Mitarbeiter wertvolle Firmengeheimnisse verraten.«
Ein weiteres Problem zeigt sich bei Datenskandalen im Ausland: Zwar müssen sich alle außereuropäischen Unternehmen, die Daten von europäischen Bürgerinnen und Bürgern verarbeiten, seit Mai 2018 an die Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO)
Onlinebetrug, Unternehmensspionage und Datenpannen sind natürlich 3 spezielle Risiken, wie der Diplomjurist einräumt. »Es ist allerdings gar nicht so einfach, konkrete Beispiele dafür anzuführen, welche vielfältigen Risiken aus unseren heutigen Datenschutzversäumnissen vielleicht später einmal resultieren. Dabei vertrauen wir unseren Smartphones heute ja fast unser ganzes Leben an: sexuelle Vorlieben, Gesundheitsdaten, politische Präferenzen – das alles wird gespeichert, zum Beispiel in Chats. Und wir können heute einfach noch nicht absehen, was mit den Daten in Zukunft vielleicht einmal passiert. Wir bewegen uns in einer Situation, wo eine allgegenwärtige Technologie bedenkenlos verwendet wird, ohne ihre Folgen absehen zu können.«
Hier ist jeder Einzelne in der Pflicht, eigene besonders sensible Daten zu schützen. Denn es reicht eben nicht, darauf zu vertrauen, dass Staaten und Unternehmen die eigenen Daten nicht auswerten. Sie haben schließlich häufig ein politisches und wirtschaftliches Interesse, genau das zu tun. Daten aber, die du erst gar nicht verteilst, brauchst du mit Sicherheit später nicht mehr einzufangen – ein guter Merksatz, um sparsamer mit Daten umzugehen.
An dieser Stelle erklären Apple-Nutzer für gewöhnlich, dass ihr Betriebssystem ja besonders sicher sei und dass das alles für sie nicht gelte. Das bekommt auch Michael Atzert manchmal zu hören und er antwortet: »Apple hat zwar verglichen mit Android derzeit das sicherere Betriebssystem auf dem Markt. Aber es ist sehr trügerisch, wenn man sich nur auf die vermeintliche Sicherheit eines Herstellers verlässt, da sich die Sicherheitslage jederzeit abrupt ändern kann.«
Tatsächlich wurde erst im September bekannt, dass es eine kritische Sicherheitslücke bei Apple-Geräten der Baujahre 2011–2017 gibt, die ein Einfallstor für Hacker und Geheimdienste ist.
Und nun?
6 Sofort-Maßnahmen, die wirklich jeder nutzen sollte
Man muss wirklich keine
- Gegen digitale Diebe: Passwort-Manager. Unter den 10 häufigsten Passwörtern hierzulande finden sich »123456«, »master«, »hallo 123«, »passwort« und »ficken« –
- Gegen analoge Diebe: bessere Authentifizierung. Der beste Passwort-Manager nützt nichts, wenn das Smartphone selbst nicht gut abgeschlossen ist. Das auf neueren Geräten eingestellte Punkte-Muster ist besser als nichts, kann aber anhand der
- Gegen Cyber-Kriminelle: Virenscanner. Moderne Schadprogramme wie Viren und Trojaner infizieren ein Smartphone von unsicheren Websites aus und können Daten und Passwörter stehlen. Sogenannte
- Gegen die Datenkrake: alternative Browser. Es ist ja kein Geheimnis: Unternehmen wie Google und Microsoft sammeln deine Nutzerdaten,
- Gegen unliebsame Mithörer: unabhängige Messenger. Wusstest du, dass der beliebte Nachrichtendienst Whatsapp zu Facebook gehört
- Gegen das Auslesen von Geodaten: verschlüsseltes VPN. Nicht nur der Browser, sondern auch das Betriebssystem deines Smartphones liest Daten mit und ist vor allem an deinem Standort interessiert. Den erhält es präzise bei eingeschaltetem GPS, verbundenen WLANs oder über angesteuerte Mobilfunkmasten.
Bei Google (Android) lässt sich der Standortverlauf im Konto zwar
So simpel wie schwierig: Der beste Schutz heißt ständige Wachsamkeit!
Passwortmanager, VPN-Client, Virenschutz und alternativer Browser – sie alle helfen dabei, das eigene Smartphone in eine Festung zu verwandeln. Doch die ist nur dann sicher, wenn sich Burgherr oder Burgfräulein regelmäßig um die Instandhaltung (Updates) kümmert und nicht das Burgtor offen stehen lässt.
Wer etwa einen VPN-Client installiert, aber dann doch seinen Standort auf Facebook postet, allen neuen Apps vertrauensselig Zugriff auf GPS, Kamera und Datenspeicher gestattet oder die
Auch wenn das nun recht lehrerhaft klingen mag: Datenschutz ist mehr, als einfach 6 Punkte einer Checkliste abzuhaken und dann zu vergessen. Es ist das Wissen darum, dass Daten im digitalen Zeitalter einen Wert haben und leicht missbraucht werden können. Effektiver Datenschutz bedeutet deshalb auch die tägliche und beständige Wachsamkeit – vor allem bei Smartphones, die wir immer bei uns tragen und denen wir unsere intimsten Geheimnisse anvertrauen.
Als Alternative bleibt, zumindest gegen unliebsame Mithörer, noch die Radikallösung mit dem Lötkolben – oder ganz auf das Smartphone zu verzichten.
Mit Illustrationen von Mirella Kahnert für Perspective Daily