Wenn wir eine gute Zukunft wollen, müssen wir bessere Vorfahren werden
Sind Menschen in der Lage, eine ferne Zukunft zu gestalten? Ja, sagt der australische Philosoph Roman Krznaric. Im Interview erklärt er, wie wir langfristig in einer Welt handeln, die sich nur ums Jetzt dreht.
Am 29. April 2021 fasste das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe einen ungewöhnlichen
Es ist ein historischer Beschluss. Die Verpflichtung des Staates, Leben und Gesundheit vor den Gefahren des Klimawandels zu schützen, so heißt es in der Begründung, könne auch in Bezug auf künftige Generationen gelten. Unseren Nachfahr:innen die Lasten der Klimakatastrophe zu überlassen, sei nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Jüngere Generationen hätten ein Recht darauf, einen bewohnbaren Planeten vorzufinden.
Gesellschaften sind oft nicht geübt darin, langfristige Entscheidungen zu treffen.
Die Klimakrise ist die größte, aber nicht die einzige Zukunftsaufgabe, der wir uns heute stellen müssen. Wie wichtig langfristiges Denken ist, hat uns nicht zuletzt die Pandemie gezeigt. Viele Länder waren schlecht darauf vorbereitet und haben kurzfristig agiert. Langfristig zu denken und zu handeln, sagt der Philosoph Roman Krznaric, sei in der heutigen Welt eine Seltenheit.
Roman Krznaric gilt als einer der führenden populären Philosoph:innen Großbritanniens. In seinem aktuellen Buch »The Good Ancestor« denkt er darüber nach, wie wir zu guten Vorfahr:innen für kommende Generationen werden. Ich habe mit ihm darüber gesprochen, wie wir es schaffen, unsere Zeitperspektive zu verändern, wie vorausschauende Demokratien entstehen und was wir von vormodernen Kulturen lernen können.
Titelbild: Christopher Sardegna - CC0 1.0