Unser Rentensystem ist eine geniale Erfindung – und steht trotzdem auf wackligen Füßen
Teuer, kompliziert, ungerecht: Die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland hat einen miesen Ruf. Zu Recht? Wir schauen genauer hin und erklären verständlich, warum die Grundidee der Rente sehr sinnvoll ist – und woran das System von Anfang an wirklich krankte.
Auf einer Party oder bei einem Kaffee über Rente diskutieren? Wenig verlockend. Bestimmt läuft man Gefahr, dachte ich zumindest, als absoluter Stimmungskiller künftig gemieden zu werden. Ich habe es trotzdem getan – auch weil ich das Thema mit meinen inzwischen 32 Jahren immer schlechter vor mir herschieben kann.
Meine Befürchtungen erwiesen sich als berechtigt: Egal, wen ich frage, ob Menschen meiner Elterngeneration, meine Altersgenoss:innen zwischen 25 und 45 oder Studierende und Auszubildende aus dem Familien- oder Freundeskreis – die gesetzliche Rente scheint überall einen miesen Ruf zu haben.
»Ich habe mein Leben lang schwer geschuftet und bekomme so gut wie nichts raus«, klagen die Älteren. Besonders düster sieht es für diejenigen aus, die in ihrem Leben gesellschaftlich elementare, aber unbezahlte Sorgearbeit geleistet haben: Kindererziehung, Arbeit in der Pflege für niedrige Löhne oder Arbeit in Teilzeit. Tätigkeiten, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden, die damit nicht nur weniger verdienen, sondern auch später schlechter versorgt sind.
»Ich muss wahrscheinlich bis 70 ackern und soll trotzdem noch privat vorsorgen«, echauffieren sich die, die gerade mitten im Arbeitsleben stehen, zu denen auch ich mich zähle.
»Ich zahle bald die Rente für die Alten und kriege vielleicht selbst gar nichts mehr, wenn ich irgendwann in den Ruhestand gehen will«, resignieren Letztere, schon bevor sie den ersten Cent in die Kasse eingezahlt haben.
Haben sie recht?
Während ich darüber nachdenke, merke ich, dass ich keine Ahnung habe. Was weiß ich denn über unser Rentensystem?
Mit Illustrationen von Mirella Kahnert für Perspective Daily