Warum in Russland die Telefone jetzt nicht mehr stillstehen
Zehntausende Freiwillige bauen eine Telefonbrücke nach Russland. Ihr Ziel ist dabei auch, den Krieg zu beenden und die Bevölkerung wachzurütteln. Wer dahintersteckt und was sie damit erreicht haben.
Nach 51 Minuten Telefonat ist Paulius Senūta erst einmal platt. Er zieht die Glastür des Besprechungsraums zu und kommt ein paar Minuten später mit einem Glas Leitungswasser in der Hand zurück. (»Made in Russia« ist in den Glasboden geprägt.) Er setzt an und trinkt gierig. Sofort wirkt der Litauer mit der durchdringenden Stimme wieder so quirlig wie vor dem Anruf. »Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, das war ein durchschnittlicher Anruf«, resümiert er. »Das war schon ein guter.«
Paulius Senūta muss es wissen: Insgesamt habe er inzwischen geschätzt 400 solcher Anrufe hinter sich, erzählt der 45-Jährige. Hauptberuflich leitet er eine Werbeagentur, doch seitdem Russland den Krieg in der Ukraine entfesselt hat, treibt ihn ein anderes Projekt um: »Call Russia«, oder auf Russisch
Wenn jede:r einmal anruft, schwindet der Rückhalt für den Krieg
Als Wladimir Putin erst den Krieg begann und dann den russischen Medien eine wahrheitsgemäße Berichterstattung darüber untersagte, schossen viele solcher Initiativen aus dem Boden: Internet-User:innen fluteten nach einem
Mit Illustrationen von Frauke Berger für Perspective Daily