Jutebeutel und Bioprodukte: Willkommen in der Welt der grünen Statussymbole
Nachhaltiger Konsum ist selten selbstlos. Bei unserem Bestreben, die »richtige« Entscheidung zu treffen, könnten wir schnell elitär werden und andere ausschließen, fürchtet eine Soziologin. Doch es geht auch anders.
Wie würdest du diese 5 Fragen beantworten:
- Ob beim Einkauf im Supermarkt oder bei größeren Investitionen wie in ein neues Smartphone oder Auto: Informierst du dich vorher, wo die Produkte hergestellt werden und wie nachhaltig sie sind?
- Greifst du manchmal zur nachhaltigeren Variante, obwohl diese teurer ist als andere?
- Fühlt sich deine Entscheidung gut an, weil du davon ausgehst, dass du das Richtige getan hast?
- Gibst du lieber Geld für immaterielle Dinge wie Bildung oder Erlebnisse aus als für Materielles?
- Du liest eine Nachricht darüber, dass Großwarenketten lokale Einzelhändler:innen verdrängen. Fühlst du dich verärgert?
Wenn du die Fragen mit »Ja« beantwortest (oder dich insgeheim das Gefühl beschleicht, dass sie ziemlich gut auf dich zutreffen), dann Glückwunsch: Du gehörst wahrscheinlich zu einer neuen, so bisher noch nie da gewesenen gesellschaftlichen Gruppe – der grünen kulturellen Elite.
Anders als beim früheren Adel und Großgrundbesitzer:innen oder dem reichsten 1% der Menschen auf der Welt spielt Geld für diese kulturelle Elite eine untergeordnete Rolle. Vielmehr beschreibt sie eine größere Gruppe von Menschen, die sich durch ihre gemeinsamen Konsumgewohnheiten und Ideale definiert. Ihre Mitglieder können die gutverdienende Anwältin oder der alleinerziehende Künstler von nebenan sein, der jedes Wochenende den Kontostand überprüfen muss. Sie zeigen ihren sozialen Status etwa, indem sie bio einkaufen, sich bewusst ernähren, einmal die Woche den Yoga-Unterricht besuchen, an eine gute Uni gegangen sind oder gehen wollen, ihr Auto durch ein Lastenfahrrad ersetzen, nur noch Secondhand kaufen – oder Perspective Daily lesen.
Mit Illustrationen von Frauke Berger für Perspective Daily