Warum die Ukraine bis jetzt standhalten konnte
Russland ist militärisch überlegen, trotzdem ist die Ukraine mehr als 1 Jahr nach der Invasion noch immer frei. Die Geschichte der Filmemacherin Alisa Kowalenko, die ihre Kamera beiseitelegte und selbst Soldatin wurde, hilft zu verstehen, warum.
Jeans und T-Shirt können in Kriegsgebieten eine Lebensversicherung sein – zumindest dann, wenn sich die Konfliktparteien an die Regeln halten. Denn im Krieg dürfen weder Journalist:innen noch Zivilist:innen gezielt angegriffen werden. Wer dieses Gesetz bricht, kann vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt werden. Umgekehrt gilt: Wer Militärkleidung trägt, macht sich angreifbar.
Die ukrainische Filmemacherin Alisa Kowalenko ist zur Frontlinie im Osten ihres Landes gereist, um die russische Besatzung zu dokumentieren. Sie kennt die Regeln ebenso wie ihr französischer Freund, der als Kriegsreporter arbeitet. Beim Videoanruf mit ihm trägt Alisa eine Tarnjacke.
– »Alisa, bitte spiel’ nicht die Soldatin. Das ist brandgefährlich.«
Alisa schaut zur Seite, entgeht seinem Blick.
– »Und was, wenn ich Soldatin wäre?«
– »Was? Was hast du gesagt?«
– »Ach nichts. Gar nichts.«
Das Gespräch findet im Jahr 2014 statt, die beschriebene Szene stammt aus Alisas erster Doku
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