Müssen wir Parteien abschaffen, um die Demokratie zu retten?
Das Vertrauen in politische Parteien ist erschütternd gering. Was dafür spricht, dass sie ausgedient haben.
Stelle dir vor, du könntest für deinen Urlaub nur vorgefertigte All-inclusive-Pakete buchen. Das gemütliche Hotel von Reiseanbieter A mit dem Erlebnispaket Alpenpanorama von Reiseanbieter B kombinieren? Keine Chance.
Wenn du dich einmal für einen Anbieter entschieden hast, hast du keinen Einfluss mehr auf das künftige Programm. Seltsam starr kommt es daher, Platz für deine individuellen Vorstellungen und Wünsche ist nicht vorgesehen. Würdest du buchen?
Wohl kaum. Und doch musst du dich alle paar Jahre für ein genauso festgeschnürtes Paket entscheiden, bei dem es um wesentlich mehr geht als um ein paar Tage Urlaub. Nämlich dann, wenn du bei Wahlen dein Kreuz hinter einer Partei machst.
Du wählst zwar eine Gruppe mit einer bestimmten politischen Ausrichtung, mit der du dich bis zu einem gewissen Grad identifizieren kannst oder deren grundsätzliche Ziele du unterstützt. Wofür genau sich diese Gruppe dann aber einsetzt, welche Gesetzesentwürfe sie einbringt, befürwortet oder blockiert – auf all das hast du keinen Einfluss mehr.
Was, wenn es anders ginge? Wenn du mitregieren könntest, ohne dich für ein politisches All-inclusive-Paket zu entscheiden? Wenn du etwa dein Kreuzchen mehrmals im Jahr hinter konkreten Reformvorschlägen machen könntest, statt alle 4 Jahre hinter dem Namen einer Partei? Wären wir dann zufriedener mit der Politik? Und wäre das das Ende der politischen Parteien, wie wir sie kennen?
Über die Zukunft der Parteiendemokratie zu sprechen, war wohl noch nie so wichtig wie heute. Denn das Vertrauen in die Parteien schwindet in fast allen westlichen Demokratien. Die Mitgliederzahlen
Mit Illustrationen von Frauke Berger für Perspective Daily