»Unser Verstand ist durch die Anbetung des Geldes verzerrt«
Die Präsidentin des Club of Rome erzählt, wie sie sich eine nachhaltigere und gerechtere Zivilisation der Zukunft vorstellt – und wie sie Nelson Mandela den Feminismus näherbrachte.
Rike Uhlenkamp:
Dr. Mamphela Ramphele, Sie sind eine von 2 Präsidentinnen des Club of Rome – als die ersten Frauen in der mehr als 50-jährigen Geschichte der Organisation. Sie waren auch die erste Schwarze Präsidentin der Universität Kapstadt, die erste Südafrikanerin als Direktorin der Weltbank. Es scheint, Sie mögen es, vorzupreschen?
Mamphela Ramphele:
Das sagt mehr über diese Institutionen aus als über mich! Obgleich afrikanische Frauen genauso gebildet sein können wie alle anderen, tauchen wir in den Führungsetagen kaum auf. Wir leben in einer Welt, die für eine weiße und männliche Dominanz ausgelegt ist. Auch mein Leben wurde dadurch bestimmt.
Club of Rome
Der Club of Rome ist ein Zusammenschluss von Expert:innen verschiedener Disziplinen aus mehr als 30 Ländern und wurde 1968 gegründet. Die gemeinnützige Organisation setzt sich für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit ein. Zum ersten Mal weltweite Schlagzeilen macht der Club of Rome mit seinem 1972 veröffentlichten Bericht »Die Grenzen des Wachstums«. Hier findest du die Website.
Inwiefern?
Mamphela Ramphele:
Als ich aufwuchs, ging die Gesellschaft davon aus, wer Schwarz ist, muss dumm sein. Ich habe mich von diesem Vorurteil befreit. Nur ich allein kenne meine Fähigkeiten und nutze sie nun, um in die Bresche zu springen.
Wie sehr hat Sie dabei Ihr Kampf gegen die Apartheid geprägt?
Mamphela Ramphele:
Ich bin geworden, wer ich bin, weil ich mir in den späten 1960er-Jahren, gemeinsam mit meinem Partner und anderen jungen Schwarzen Studierenden schwerwiegende Fragen gestellt habe: Wie ist es möglich, dass eine indigene Mehrheit von einer winzigen Minderheit im eigenen Land unterdrückt wird? Wie kann ein solches System so lange bestehen?
Zukunftsorientiert, verständlich, werbefrei. Dafür stehen wir. Mit Wohlfühl-Nachrichten hat das nichts zu tun. Wir sind davon überzeugt, dass Journalismus etwas bewegen kann, wenn er sowohl Probleme erklärt als auch positive Entwicklungen und Möglichkeiten vorstellt. Wir lösen Probleme besser, wenn wir umfassend informiert und positiv gestimmt sind.
Rike Uhlenkamp, Jahrgang 1987, studierte nach einer Weltreise Journalistik, Politik und Spanisch in Berlin, Hamburg und Valencia. Nach Stationen bei ZEIT Wissen, SPIEGEL ONLINE und GEO Saison arbeitete sie als freie Journalistin und besuchte im Anschluss die Zeitenspiegel Reportageschule. Für die Arbeit am Multimedia-Projekt »Morgen in Georgien« und das gemeinsame Abschlussmagazin »ERZwärts« wurde ihr Jahrgang in der Kategorie »Bestes Team« für den Preis »Journalisten des Jahres« vom Medium-Magazin nominiert. Seit Ende 2017 ist sie Mitglied von Zeitenspiegel Reportagen. Sie schreibt unter anderem für natur, SPIEGEL Wissen und Stern und berichtet für die Hilfsorganisation »Menschen für Menschen« aus Äthiopien.