Ein typisches Motiv von Migrationsdebatten der vergangenen Jahre: Die Kommunen seien wegen der Geflüchteten überlastet. Dieses Narrativ ist so gängig, dass es allseits als Wahrheit akzeptiert ist. Eines ist zweifelsfrei sicher: Die Kommunen sind überlastet. Wegen der Geflüchteten? Man muss in der Berichterstattung gezielt suchen, um solche Berichte oder Stimmen zu finden, die nicht das herrschende Narrativ wiedergeben.
In der Bayern-2-Sendung
fand am 15. November 2023 ein interessantes Gespräch statt. Die Redaktion hatte zwei Gäste eingeladen: Richard Reischl, den CSU-Bürgermeister von Hebertshausen, einer Gemeinde in Oberbayern, und den langjährigen Flüchtlingshelfer Reinhard Kastorff aus dem Landkreis Freising. Man könnte sagen: Zwei Praktiker, die unmittelbar am Geschehen in den Kommunen beteiligt sind, und das schon seit Jahren. Gleich zu Beginn spricht Reinhard Kastorff etwas an, was in der Öffentlichkeit kaum noch Platz findet: Die große Bereitschaft vieler Menschen in Deutschland, zu helfen und sich zu engagieren. Das hat sich nicht nur 2015 gezeigt; diese vielen Menschen, die damals Geflüchteten ehrenamtlich geholfen haben, bei der Kinderbetreuung, beim Deutschunterricht, bei der Wohnungssuche, oder die im Jahr 2022 ukrainischen Geflüchteten bei sich ein Heim gegeben haben – sie sind alle noch da. »Die Helferkreise sind nach wie vor vorhanden«, sagt Kastorff. »Sie schlummern. Aber die oberen Strukturen, die Leitungen, sind noch vorhanden und können je nach Bedarf schnell aktivieren. Und dass man in Deutschland Menschen schnell aktivieren kann für Hilfen aller Art, und zwar ruckzuck, das erlebt man an allen möglichen Katastrophen.«