Wann online bestellen besser für die Umwelt ist (und wann nicht)
Denn deine Last-Minute-Geschenke haben gute Chancen, klimafreundlich zu sein.
Fahrradkuriere, DHL, UPS und Co. – und seit Jahren wird getestet, ob sich Drohnen lohnen. Um unsere Last-minute-Einkäufe so bequem wie möglich nach Hause zu liefern, lassen sich Unternehmen einiges einfallen. Die Einkaufserfahrung soll ein Kinderspiel sein: Du wählst online so wie im echten Laden aus, bezahlst an der virtuellen Kasse und wenig später klingelt es an der Tür. Gerade jetzt, kurz vor Weihnachten, hast du es vielleicht besonders eilig, weil du noch den ein oder anderen
Ich bin etwas skeptisch, ob die Same-Day-Lieferung jemals eine wichtige Rolle für uns spielen wird.
All diese Betriebsamkeit lösen wir mit unseren Zeigefingern auf der Maus oder dem Touchscreen aus. Hast du dich schon mal gefragt, was dein »Jetzt-Bestellen«-Klick eigentlich für die Umwelt bedeutet? Eins ist sicher, die Antwort ist nicht so einfach …
Klicken oder nicht klicken?
Tatsächlich kann dein Online-Einkauf unterm Strich eine bessere Umweltbilanz haben als der Shopping-Ausflug in die Stadt. Zumindest ist das das Ergebnis
Online bestellen rechnet sich aber nicht immer für die Umwelt: Vor allem, sobald du unzufrieden mit deiner Bestellung bist oder vielleicht verschiedene Modelle oder Größen zum Vergleich geordert hast und nun einen Teil zurücksendest. Oder wenn du nicht zu Hause bist, wenn der Postbote 2-mal klingelt …
Als Faustregel gilt: Online zu bestellen, lohnt sich für die Umwelt, wenn es größere oder Mehrfach-Bestellungen sind, die von einem Transporter geliefert werden. So wirbt das britische Lieferunternehmen Ocado damit, dass es als Lebensmittel-Lieferant eine viel bessere CO2-Bilanz hat
Dein Klick auf den Bestell-Button löst also hinter den Kulissen viel mehr aus, als nur deinen digitalen Warenkorb zu füllen.
Schneller!?
Eine wichtige Entscheidung, die du vor dem Klick auf »Jetzt bestellen« treffen musst, ist die Wahl der Versandart. Zu Beginn des Online-Shoppings war es nicht besonders günstig, im Netz einzukaufen – vor allem die Versandkosten waren hoch. Eine Lieferung am nächsten Tag war ein Luxus, den man sich nur am 22. Dezember oder in Notfällen »gönnte«.
Heute gehört es fast zum guten Ton eines Online-Shops, kostenlosen Versand anzubieten (zumindest ab einem bestimmten Bestellwert). Same-Day-Lieferungen sind im Trend.
Immer wenn du dich für die besonders schnelle Lieferung entscheidest, fallen aber einige Prämissen für eine besonders umweltfreundliche Lieferung weg:
Auf der Bilanz stehen am Ende also höhere CO2-Emissionen und höhere Kosten für die Unternehmen. Geschätzt
Auch aufseiten des Empfängers kommt noch etwas obendrauf.
Volle Tonnen vor der Tür
Hand aufs Herz: Hast du deine Verpackungskartons auch schon einmal in der Papiertonne des Nachbarn entsorgt? Oder dich gefragt, wie du die riesigen Dinger am besten kleinschneiden kannst? Der rasante Zuwachs an Online-Bestellungen taucht auch in den Abfallstatistiken auf.
Außerdem sorgt jeder Karton von seiner Herstellung bis zur Entsorgung für zusätzliche Umweltbelastungen.
Auch das Nutzen von
Mit E-Lkw und Fahrrädern emissionslos?
Die Ökobilanz von Zustellungen mit Fahrrädern oder
»Die Elektrofahrzeuge fahren aktuell nur die letzten Kilometer für die Paketauslieferungen«, weiß Andreas Pastowski vom Wuppertal Institut. Dort forscht der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler zur Energieeffizienz in der Logistik und im Güterverkehr. »Für Langstrecken reichen die heutigen Akkus noch nicht aus.«
Während es also bereits Lösungen für den klimaschädlichen Einfluss der »letzten Meile« gibt, bleiben die Langstreckentransporte noch auf der Strecke – Alternativen zum verhassten Lkw-Verkehr sind noch rar.
Die Bahn ist auch keine Lösung
»Die Bahn ist leider keine Alternative«, schlussfolgert Andreas Pastowski. »Wir haben im Rahmen des Projekts Green Logistics, bei dem auch die Deutsche Post DHL und UPS beteiligt waren, untersucht, ob die Bahn eine Alternative für Transporte zwischen den Paketzentren sein könnte. Dabei hat sich aber herausgestellt,
Auch wenn UPS diese Woche 125 E-Trucks von
Um trotzdem an der Umweltbilanz zu schrauben, kommen noch alternative Kraftstoffe infrage. Andreas Pastowski sieht das sogenannte Power-To-Fuel-Verfahren als wegweisend für den Güterverkehr. Dabei wird Strom genutzt, um das für den Kraftstoff benötigte Methanol aus CO2 oder anderen Stoffen herzustellen – natürlich mit Strom aus erneuerbaren Energien.
Statt – wie aktuell üblich – Biotreibstoffe unter anderem aus Palmöl beizumischen, sollten wir besser in größerem Stil Methanol beimischen, das aus sauberem Strom und CO2 gewonnen werden kann.
Wie das im großen Stil funktionieren kann,
Der Vorteil alternativer Brennstoffe ist, dass keine Investitionen in die Verkehrs-Infrastruktur notwendig sind, da sie einfach beigemischt werden können. Kommt reines Methanol zum Einsatz, ist der Transport sogar komplett CO2-neutral. Ein weiterer Vorteil ist, dass Methanol in der Handhabung unterm Strich sicherer ist als Benzin. Höchste Zeit also,
Doch egal wie deine Pakete bei dir ankommen, bleibt eine wichtige Frage zu klären:
Was landet in deinem Warenkorb?
Die beste Ökobilanz hat das Produkt, das nicht gekauft wird.
»Die Grundfrage bei der Entwicklung zu mehr und mehr Same-Day-Lieferungen ist vor allem: Was bedeutet das für unser Konsumverhalten?« Das untersucht der technische Umweltforscher Moritz Mottschall am Öko-Institut in Freiburg und forscht dort zu Ressourcenverbrauch und Mobilität. »Kaufen wir dadurch mehr Produkte ein? Kaufen wir Produkte,
Ist tatsächlich Not am Mann und du brauchst wirklich neue Schuhe oder ein neues Telefon, bleibt die Frage:
Bevor du jetzt dein reines Gewissen feierst, weil du den Online-Händler mit Fahrradauslieferung oder Power-To-Fuel-Technologie gewählt hast, nimm dir noch einen Moment und frage dich selbst, was du mit der gewonnenen Zeit anstellst.
Die Frage ist, was wir mit der Zeit machen, die wir nicht im Auto auf dem Weg zum Einkaufen sitzen. Wahrscheinlich nutzen wir die Zeit für andere Pkw-Fahrten. So ändert sich an der Gesamt-CO2-Bilanz am Ende nicht viel.
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Titelbild: Deutsche Post DHL Group - copyright