Denn Vertrauen ist das Schmieröl, das unsere Gesellschaft am Laufen hält.
19. April 2018
– 6 Minuten
Tobias Kaiser
Er war unscheinbar, aber vielleicht doch ein wenig nachlässig: Noch in den 1950er- und 1960er-Jahren hingen in meiner Heimat in den Niederlanden aus vielen Briefschlitzen, die sich in den Haustüren befanden, kleine Bindfäden heraus. Ein leichtes Ziehen daran reichte aus, um die Türklinke innen nach unten zu ziehen – und schon stand die Haustür offen. Verrückt, mag man aus heutiger Sicht denken;
Heute sind Bindfäden und offene Türen auch in meiner Heimat weitestgehend verschwunden. Vertrauen wir einander also nicht mehr? In Deutschland sieht es anders aus: Obwohl hierzulande das Vertrauen der Menschen in ihre Mitbürger laut Umfragen in den letzten Jahrzehnten langsam gestiegen ist, liegt der Wert bei nur 40% noch immer relativ niedrig. Warum das so ist, hat sicher viele Gründe. Klar ist allerdings, dass International schauen viele Länder nach Deutschland, es wird als wegweisend und freundlich eingeschätzt, Die Wirtschaft brummt und die Menschen sind weltoffener, als ihre Repräsentanten das manchmal vermuten lassen.
Noch wichtiger aber ist: Sie sollten es auch im eigenen Interesse tun. Denn ohne entstehen nicht nur gigantische Kosten – es funktioniert auch fast nichts mehr. Die wichtigste Währung unserer Gesellschaft ist nicht etwa das liebe Geld, sondern genau dieses Vertrauen.
Zukunftsorientiert, verständlich, werbefrei. Dafür stehen wir. Mit Wohlfühl-Nachrichten hat das nichts zu tun. Wir sind davon überzeugt, dass Journalismus etwas bewegen kann, wenn er sowohl Probleme erklärt als auch positive Entwicklungen und Möglichkeiten vorstellt. Wir lösen Probleme besser, wenn wir umfassend informiert und positiv gestimmt sind – und das funktioniert auch in den Medien. Studien haben gezeigt, dass Texte, die verschiedene Lösungen diskutieren, zu mehr Interesse führen, positive Emotionen erzeugen und eine erhöhte Handlungsbereitschaft generieren können. Das ist die Idee unseres Konstruktiven Journalismus.
Han geht es um Verantwortung, denn unser Handeln hat heute mehr Einfluss auf das globale Geschehen als je zuvor. Sind wir darauf vorbereitet? Wie können wir überhaupt noch eine Übersicht über die komplexen Zusammenhänge bekommen? Fachlich reicht seine Perspektive als Wirtschaftswissenschaftler, Psychologe und Neurowissenschaftler vom Individuum bis hin zum globalen Handelssystem.