Lerne Deutschlands arabischen Lieblingsstaat kennen
Während andere arabische Länder im Krieg versunken sind, führte Tunesien die Demokratie ein. Für Angela Merkel: ein Leuchtturm im Dunkeln. So viel investiert Deutschland in die junge Demokratie am Mittelmeer.
Woran denkst du, wenn du Tunesien hörst? An Datteln, Hotelschluchten und Palmen? An die Protestwelle des sogenannten »Arabischen Frühlings«, ausgelöst durch die Selbstverbrennung des tunesischen Gemüsehändlers Mohamed Bouazizi? An Menschen in Schlauchbooten, die verzweifelt versuchen, der tunesischen Küste zu entkommen, um ans europäische Ufer zu gelangen? Oder an das einzige arabische Land, das sich nach der Revolution auf den Weg in die Demokratie gemacht hat?
Tunesien, Leuchtturm der Hoffnung!
Das denkt die deutsche Regierung. So lobte Bundeskanzlerin Angela Merkel den nordafrikanischen Staat bei ihrem letzten Besuch im Februar 2017. Sie vergleicht ihn mit anderen Ländern in der Region, in denen nach dem Arabischen Frühling das Chaos ausbrach: Der tunesische Nachbarstaat Libyen zerfiel in
In Tunesien aber, dem arabischen Vorzeigestaat der Europäer, liefen die Menschen befreit von den Ketten des Diktators Ben Ali ins Wahlbüro. Der Aufbruch
So zumindest der Wunschtraum. Heute sind sich die Tunesier sicher, dass sich ihr Land nicht so entwickelt, wie die ausländische Kanzlerin ihnen weismachen will. Der 88-jährige Präsident Mohamed Beji Caid Essebsi hat unter den jungen Tunesiern kaum Fans. Sie demonstrierten im Jahr 2017 gegen seine Regierung, als diese ein Gesetz einführen wollte, das den korrupten Eliten aus der Zeit vor der Revolution
Doch die Europäer brauchen Tunesien als stabilen Partner am Mittelmeer, um
Die Bundesregierung unterstützt Tunesien damit vor allem bei der Überwachungstechnik sowie dem Umweltschutz und finanziert eine Infrastruktur für abgeschobene Tunesier. Vor allem aber investiert Deutschland in seine Vision eines demokratischen, arabischen Staates. Doch wie sehr stimmen deutsche Vorstellung und tunesische Wirklichkeit überein und wessen Probleme werden da eigentlich gelöst?
Titelbild: Anastasia Palagutina - CC0 1.0