Bist du sicher, dass dein Geld reicht?
Wenn du zu meiner Generation gehörst, hast du wahrscheinlich auch zu wenig Vermögen. Jetzt weiß ich, was wir dagegen tun können.
Joey Tribbiani ist bekannt für seine plumpen
Wissenschaftler der Federal Reserve Bank of St. Louis haben jetzt eine Erklärung dafür gefunden: Die Generation X, der auch die New Yorker Freundesclique aus Friends angehört, hatte ihrerzeit deutlich mehr Vermögen als die
Das überrascht mich kaum – ich werde demnächst 30 und gehöre genau zu dieser Zielgruppe. Spontan fällt mir niemand in meinem Alter ein, der sich Monicas und Rachels Wohnung
Warum weniger Vermögen ein Problem ist
Gerade brummt die Wirtschaft und die Löhne steigen. In meiner Generation kommt trotzdem wenig davon an, aus mehreren Gründen:
- Inflation: Mieten und Verbrauchsgüter werden teurer. Das ist vollkommen normal, frisst jedoch den
- Niedrige Einkommensmobilität: Auch die Bundesregierung musste zur Kenntnis nehmen, dass die
Aus sozioökonomischen Entwicklungen wie diesen zieht der Münchner Politikwissenschaftler Yascha Mounk, der an der US-Elite-Universität Harvard unterrichtet, ein düsteres Fazit. In seinem neuesten Buch
Seit dem Beginn der industriellen Revolution und dem Anbruch der modernen Demokratie haben durchschnittliche Bürger von einer Generation zur nächsten erhebliche Verbesserungen ihrer Lebensqualität genossen. Im letzten Vierteljahrhundert konnten sie hingegen bestenfalls bescheidene Zugewinne verzeichnen. Was für politische Folgen werden die daraus entstehenden Frustrationen wohl nach sich ziehen?
Millennials und Moneten
Allerdings bezieht sich Mounk bei seinen Untersuchungen zum großen Teil auf die US-Gesellschaft, in der die Extreme noch einmal
Trotzdem erschreckt mich die Lücke, die zwischen den beiden Generationen in den USA klafft: Ein typischer Haushalt der Generation X hatte im Jahr 2001 inflationsbereinigt rund 130.000 US-Dollar auf der hohen Kante.
Auch in Deutschland sprechen die Zahlen eine ähnliche Sprache. Keine Altersgruppe büßte derart viel Vermögen ein wie die 25–34-Jährigen: Im Jahr 2002 lag das durchschnittliche Nettovermögen in dieser Altersklasse bei rund 27.500 Euro, 10 Jahre später waren es knapp 22.000 Euro – das sind etwa
Steuern wir
Wie viel Geld braucht man?
Viele Menschen in meiner Generation sind sehr zufrieden mit ihrem Leben, obwohl sie wenig verdienen. Ist doch gut, wenn
Allerdings sind auch Menschen mit Idealen nicht vor Situationen gefeit, in denen sie plötzlich mehr Geld brauchen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn ein Millennials reden beim Brunchen häufiger über Jobs und Mieten als über den letzten Filmriss.
Klingt spießig, aber wenn wir mal ehrlich sind, reden Millennials heutzutage sonntags beim Brunchen mit Freunden längst häufiger über Jobs,
Weil so viele Millennials genau wie ich erst einmal studiert haben, bleibt uns weniger Zeit, den Vorsprung der älteren Generationen aufzuholen und ein Vermögen zu bilden, von dem wir auch im Alter noch zehren können. Nicht wenige vertrauen darauf, dass bis dahin der
Blöd nur, wenn dieser Plan nicht aufgeht oder sonst etwas Unvorhergesehenes passiert. Deshalb sollten wir Millennials endlich damit anfangen, Geld anzuhäufen. Wir müssen »vermögensbildende Maßnahmen« ergreifen, wie es im Beratersprech so schön heißt.
4 von 10 Jugendlichen und jungen Erwachsenen wissen zu wenig über Wirtschaft.
Das ist eigentlich nicht so kompliziert, aber viele Millennials wissen über Anlagemöglichkeiten und Finanzen zumindest gefühlt so gut wie nichts. Auch in den Schulen spielt dieses Thema eine untergeordnete Rolle.
Wie können junge Leute ihre Finanzen aufmöbeln?
Ich bin mit Martin Reuter bei der Verbraucherzentrale in Köln verabredet – nicht um mich selbst beraten zu lassen, sondern um im Interview erst einmal zu erfragen, was junge Berufstätige wie ich davon zu erwarten haben. Er empfängt mich in seinem Büro in der Kölner Altstadt, direkt am Rhein, manchmal kann ich während unseres Gesprächs die lauten Schiffshupen hören. Häufig kommen in dieses Büro junge, gebildete Leute aus der Mittelschicht, die die üblichen Beratungsgebühren für eine unabhängige Beratung einfach aufbringen können – viele Berufseinsteiger fangen mit wenigen hundert Euro monatlich zum Vermögensaufbau an.
Wenn nicht gerade ein Journalist in dem Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs sitzt, fragt Reuter zuerst nach den persönlichen Wünschen seines Gegenübers. Dann hakt er zügig einige Punkte ab, die Ratsuchende oft vergessen: Berufsunfähigkeits- und womöglich Risikolebensversicherungen.
In den 16 Jahren, in denen Martin Reuter nun als Finanzberater tätig ist, sind einige Dinge komplizierter geworden. Viele Finanzprodukte, besonders im Versicherungsbereich, sind weniger lukrativ geworden, weil die seit der Finanzkrise dauerhaft niedrigen Zinsen kaum noch Rendite abwerfen. Stattdessen rät Reuter nun häufiger zu einer Anlageform, die kurzfristig zwar risikoreich ist, über längere Zeiträume hingegen ordentliche Erträge in Aussicht stellt:
Ich rate niemandem, die Altersvorsorge nur auf Aktien aufzubauen, aber gerade für junge Leute birgt diese risikoreiche Anlage auch hohe Chancen. Bei einem langen Anlagezeitraum über 20, 30 Jahre können auch Menschen ohne großes Aktienwissen hier ordentlich Rendite machen.
Häufig geht es dabei um sogenannte »Exchange Traded Funds« (ETFs), also börsengehandelte Fonds. Diese sind passiv gemanagt, das heißt, beim Anbieter sitzt kein teurer Fondsmanager, der dauerhaft mit dem Geld der Kunden Aktien kauft, von denen er erwartet, dass ihr Kurs besonders stark steigt. Stattdessen investiert der Fonds gleichmäßig in alle Aktien eines bestimmten Index, also zum Beispiel die
Wir raten Verbrauchern, die sich nicht viel mit ihren Fonds beschäftigen wollen, zu Indexfonds auf grundlegende Indizes, die das Risiko über viele Aktien in verschiedenen Regionen und allen Branchen breit streuen – wie dem
Kleinere Indizes oder einzelne Aktien können zwar schneller wachsen, aber sie fallen auch schneller als breitere Fonds. »Man kann sich natürlich auch selbst ein Portfolio bilden, aber dann muss man sich damit beschäftigen«, sagt Reuter. Andererseits erzählt er von Millennials, die daran wohl Spaß hätten: Denn sie wechseln jetzt schon alle 4–6 Monate ihr Tagesgeldkonto, um jedes Mal wieder von Neukundenrabatten zu profitieren.
2 Bausteine, die sich längst nicht für alle lohnen: betriebliche Altersvorsorge und Riester
Häufig geht es auch um 2 Bausteine, die sich für manche lohnen, aber längst nicht für alle: betriebliche Altersvorsorge und
Was nach Reuters Erfahrung deutlich zunimmt, ist die Nachfrage nach grünen Fonds, also nach Anlageprodukten, die besonderes Augenmerk auf soziale und ökologische Standards setzen. Sie investieren zum Beispiel nicht in
Was willst du über Vermögen wissen?
Nach 45 Minuten Interview bin ich hoffnungsvoll, dass es auch für uns Millennials noch möglich ist, Vermögen aufzubauen und fürs Alter anzusparen. Das Problem dabei liegt auf der Hand: Dies gilt in erster Linie nur für Besserverdiener. Für Menschen unterhalb eines gewissen Einkommens ist es ungleich schwerer, den Weg in die
Um den ärmeren Menschen zu helfen, wäre ein breiteres Finanzwissen in der Gesellschaft ein lohnender erster Schritt. »Tatsächlich fänden wir ganz wichtig, dass das ein Schulfach wird und die Leute darin gebildet werden«, sagt auch Martin Reuter. Auch mit kleinen Sparbeträgen kann man etwas erreichen – man muss nur wissen wie.
Mit Illustrationen von Konstantin Schulze für Perspective Daily