Das sind die Häuser der Zukunft – und ich war drin
Ein internationaler Wettbewerb entwickelt Wohnraum gegen Klimakrise und Platzmangel und für ein besseres Leben. Unser Autor hat sich die kreativen Prototypen angesehen – in denen man wirklich wohnen kann.
Tom Lehmann schiebt ein rollendes Schlafzimmer durch eine Wohnung. Die ganze Etage ist ein einziger offener Raum. Durch die Fenster strömt Licht. Es ist angenehm kühl, obwohl draußen die Sonne bei fast 30 Grad Celsius knallt. Der Cube, so wird das rollende Zimmer in Form eines Würfels genannt, den Tom Lehmann durch die Gegend schiebt, bietet 5 Quadratmeter Privatsphäre. Er ist etwa 2,50 Meter hoch und wirkt wie eine dieser klassischen holzverkleideten Saunas, nur eben beweglich und mit großem Fenster. Darin: Ein Bett, das auch als Sofa herhalten kann, gegenüber eine Wand mit Stecklöchern. Dort kann man Regalbretter einhängen und – wenn nötig – auch eine Schreibtischplatte.
»Du kannst die Cubes beliebig verschieben«, sagt Tom Lehmann. »Wenn du mal länger schlafen willst, schiebst du den Cube auf die Nordseite der Wohnung, wenn du von der Sonne geweckt werden möchtest, schiebst du ihn auf die andere Seite.« Im Raum gibt es 3 solcher Cubes, die zusammen geschätzt 1/3 der Grundfläche der Wohnung einnehmen. Schiebt man alle Würfel auf eine Seite, hat man Platz für Sport oder auch einen Tiktok-Tanz. Die Apartments sind vor allem für Wohngemeinschaften erdacht: Bewohner:innen können direkt auf dieser Ebene eine Kochnische nutzen, die sich in einer Schrankwand verbirgt.
Eine Etage tiefer im gleichen Haus gibt es einen großzügigen, vom Licht durchfluteten Gemeinschaftsraum – eine Mischung aus Co-Working-Space und Wohnzimmer. Auf beiden Seiten liegen außen Holzterrassen.
Das Haus, in dem ich mich befinde, ist ein Prototyp und steht in Wuppertal. Es ist eines der 16 Projekte beim Solar Decathlon Europe, für den Hochschulteams aus 10 Ländern echte
In der Ausstellung stehen echte Ausschnitte aus einem größeren Gesamtbau, der aber nur in einem Modell existiert. Das beschriebene Haus mit den Cubes soll eine tatsächlich existierende 10 Meter mal 10 Meter große Baulücke schließen. Das Konzept vom Wohnen in rollenden Würfeln kenne ich bisher noch nicht. Viele Lösungen beim Solar Decathlon wurden extra für den Wettbewerb entwickelt, viele verwendete Techniken greifen aber auf altes Wissen zurück, das zum Teil in Vergessenheit geraten ist. Ich habe mir die Häuser vor Ort angeschaut und für einen Menschen, der an Lösungen interessiert ist, gibt es hier viel zu staunen.
Titelbild: Perspective Daily - copyright