Von 60 auf 8 Quadratmeter: Warum unsere Autorin in einem Van lebt und arbeitet
Das Leben im Van ist nicht romantisch, aber es entschleunigt. Wie es mit einem Vollzeitjob zusammenpasst und warum es sogar dir zugutekommen kann.
Als ich die Augenlider öffne, strahlt mir durch das Dachfenster ein gleißend blauer Himmel entgegen. Der Wind weht die Blätter eines Vogelbeerbaums sanft hin und her. Zwischen ihnen repariert eine fingernagelgroße Spinne gerade ihr Netz. Sie ist beige. Von draußen dringt das Vogelgezwitscher zu mir durch. Eine Fliege verfängt sich im Netz. Während ich richtig wach werde, verfolge ich interessiert das Geschehen durch das Glas wenige Zentimeter vor meinem Gesicht.
Die Natur scheint zum Greifen nahe. Das ist sie auch, denn ich befinde mich nicht in der Stadt. Ich schlafe nicht in 4 stabilen Wänden, sondern im Schatten einer Baumreihe in einem Campervan. Genau dort, wo ich ihn am Vorabend abgestellt habe. Für einen Moment genieße ich diese absolute Freiheit – dann meldet sich meine Blase zu Wort.
Notgedrungen schlage ich die wohlig warme Decke beiseite, um von überraschend kühler Luft empfangen zu werden. Wenige Sekunden später bin ich angezogen und hellwach. Meine Ausrüstung besteht aus Jogginghose, Pullover, Wanderschuhen, Klopapier, Hundekotbeutel, einem kleinen Spaten, einem Moskitonetz und einem gequälten Gesichtsausdruck.
Ich öffne die Tür meines Vans und stolpere nach draußen. Der Boden unter meinen Füßen ist etwas sumpfig. Hier muss irgendwo ein Wasserlauf langführen. Mit Blick auf den Laubwald laufe ich ein paar Hundert Meter, weg von der Straßenbucht, in der der Van geparkt ist. Zum Glück ist um diese Uhrzeit – 7 Uhr morgens – noch nicht so viel los. Im Schutz der Bäume hoffe ich auf etwas Privatsphäre. Doch ich werde, wie erwartet, nur von einem
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily