Made in Germany lohnt sich nicht? Dieser Konzern wagt ein spannendes Experiment
C&A erprobt in Mönchengladbach die Deglobalisierung: Jeans nähen in Deutschland. Wie funktioniert das und welche Vorteile verspricht die lokale Produktion? Ein Besuch.
Es ist erstaunlich leise für eine Welt, in der dutzendfach Nähmaschinen rattern, Nieten in dicken Stoff getrieben werden, Dampf die frisch verschlossenen Hosenbeine bläht. Vielleicht liegt das an den hohen Stapeln von Stofflappen, die hier auf kleinen Rollwagen wie Autos auf einem Supermarktparkplatz in Reih und Glied liegen, bereit für die Verarbeitung an der nächsten Station. Vorderseite, Rückseite, Vordertaschen, Potaschen, Innenfutter.
1.200 Jeans am Tag, gefertigt in etwa 17 Minuten pro Stück – nicht in Asien, sondern in Mönchengladbach
Vielleicht liegt es an den Gummimatten, die den Arbeiter:innen an Bügelmaschinen, Knopfloch-Tackern oder am Zuschnitt das Stehen bequemer machen sollen. Vielleicht aber liegt es auch daran, dass feine Vorzeichen der Betriebsferien durch die Fabrik ziehen.
»Die Produktivität höre ich am Geräusch«, sagt der Chef dieser Welt und spitzt die Ohren. »Ja, heute liegen wir ein wenig unter dem Schnitt.« Hans-Uwe Gansfort lächelt. Macht nichts, 1.200 Jeans pro Tag sind es normalerweise, gefertigt in etwa 17 Minuten pro Stück. In Mönchengladbach.
Eine Jeansfabrik am Niederrhein 2023? Wo vor Jahren die traditionelle Textilregion abgewickelt wurde, schnurren wieder Nähmaschinen? Gansfort nickt. Die Globalisierung ist auf Rückwärtskurs, die Produktion kommt zurück ins Land. Und er will zeigen, dass das geht: Massenmode made in Germany. Günstig,
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily