Wie ich für meine Tochter ein Vermögen aufbaue (und gleichzeitig die Welt verbessere)
Ich habe nach einer unkomplizierten und nachhaltigen Geldanlage gesucht. So habe ich sie gefunden.
»Sind Sie damit einverstanden, dass wir ihr Geld an Unternehmen weiterverleihen, die mit Kinderarbeit ihr Geld verdienen, Öl und Kohle in sensiblen Ökosystemen fördern und Kriegswaffen produzieren? Dann unterschreiben Sie bitte hier, hier und hier!«
Ein Bankberater, der seinen Kunden im Verkaufsgespräch eine derartige Frage stellt, wäre seinen Job wohl ziemlich schnell wieder los – wer würde das schon unterschreiben? Dabei ist es durchaus berechtigt, diese Frage zu stellen: Bei vielen modernen Finanzprodukten wird das investierte Geld so breit gestreut, dass fast immer das ein oder andere Unternehmen unter den Empfängern des Geldes ist, das solche fragwürdigen Geschäftspraktiken betreibt.
Wir wollen Monat für Monat einen kleinen Betrag für unsere Tochter beiseitelegen.
Seit einigen Jahren gibt es deshalb eine Handvoll Banken und Anbieter von Finanzprodukten, die anders arbeiten. Sie versprechen ihren Kunden explizit, ihr Geld ausschließlich in ökologisch und ethisch korrekte Bahnen zu lenken.
Update: Inzwischen sind 5 Jahre vergangen. Nach meiner Überzeugung sollte man die eigene Finanz- und Sparstrategie nicht täglich über den Haufen werfen, doch hier und da kann man sie anpassen und verändern. Je nachdem, wie sich der Markt und die eigenen Bedürfnisse verändern. An allen Stellen, an denen wir die Sparstrategie für unsere Tochter oder andere Dinge verändert haben, merke ich das in dieser überarbeiteten Fassung an.
Vorab 3 wichtige Grundbegriffe, mit denen ich mich zunächst vertraut gemacht habe:
- Zinsanlage: Dazu gehören zum Beispiel Giro- oder Tagesgeldkonten und Festgeldanlagen. Das Prinzip hinter diesen Zinsanlagen ist immer: Man stellt sein Geld der Bank zu festen Konditionen zur Verfügung und erhält im Gegenzug die vereinbarten Zinsen. Das Geld ist sicher, doch die Rendite ziemlich niedrig. Manche Zinsanlagen haben eine flexible Laufzeit, andere sind auf mehrere Monate oder Jahre festgelegt.
- Fonds und ETFs: Ein Fonds ist ein großer Korb, in dem viele unterschiedliche Geldanlagen liegen, zum Beispiel Aktien oder Staatsanleihen. Sie können thematisch sortiert sein, sodass der Fonds etwa nur Aktien aus der Automobilbranche oder von großen Techunternehmen umfasst. Manche Fonds kombinieren auch Aktien, Staatsanleihen und weitere Anlageformen. Mit Fonds lassen sich höhere Gewinne erzielen als mit Zinsanlagen, weil sie über längere Zeiträume in der Regel mit der Wirtschaft wachsen. Fonds sind aber auch riskanter als Zinsanlagen, weil die Kurse fallen können, wenn sich die Wirtschaft entsprechend entwickelt. Dann gibt es Verluste. Durch die Streuung auf viele verschieden Aktien oder Anleihen sind sie weniger riskant als einzelne Aktien.
Ein ETF ist ebenfalls ein Fonds; nur wird er nicht aktiv von Managern mit Inhalten bestückt, sondern automatisch nach einer bestimmten Formel. Diese Formel bastelt einen Index nach, wie zum Beispiel den Deutschen Aktien Index (DAX). In einem DAX-ETF sind dann alle DAX-Unternehmen enthalten, und zwar im selben Größenverhältnis wie im DAX selbst. Das bedeutet: Steigt der DAX in einem Jahr um 8%, steigt auch mein ETF um 8%. Weil bloß der Index nachgebildet wird, fallen für ETFs oft nur geringe Gebühren an. - Sparplan: Egal ob Zinsanlagen, Fonds oder ETF: Man kann seine Anlage auch Monat für Monat kaufen und muss keine große Summe auf einmal investieren. Das senkt das Risiko weiter ab, aber auch die Chance auf Gewinn. Denn über die Zeit verteilt kauft man mal zu besseren, mal zu schlechteren Preisen ein und landet so bei einem Mittelwert.
Nach vielen Stunden, die ich mich durch Finanzratgeber und Podcasts ackere, steht
Update: In den vergangenen 2 Jahren sind die Zinsen stark angestiegen. Deshalb habe ich den Zinssparplan meiner Tochter, in den die Hälfte der Sparquote geflossen ist, inzwischen aufgelöst; die Konditionen waren uns schlicht zu schlecht. Im Rahmen dieser Änderung haben wir aber auch die Gesamtstrategie geändert. Nach einigen Jahren Erfahrung mit ETFs haben wir gemerkt: Die Aufs und Abs an der Börse bringen uns nicht wirklich aus der Ruhe. Zugleich macht das Vermögen unserer Tochter nur einen relativ kleinen Anteil am Gesamtvermögen von uns als Familie aus. Ein Verlust würde weder für sie noch für uns den finanziellen Ruin darstellen.
Daher haben wir beschlossen, das Risiko und die Renditechancen der Geldanlagen für meine Tochter zu erhöhen. Beim langen Anlagehorizont unserer Tochter bis zu ihrer Volljährigkeit keine unvernünftige Entscheidung, wie ich finde. Jetzt fließen 90% der monatlichen Sparquote in Aktien-ETFs. Die restlichen 10% investiere ich in sicherere, nachhaltige Anleihen-ETFs.
Nun soll das Ganze eben auch möglichst nachhaltig sein, schließlich wollen wir unserer Tochter mit dem Geld helfen und ihr nicht auch noch ihre Zukunft auf diesem Planeten damit erschweren. Und da gehen die Fragen erst richtig los:
- Was hat Geldanlegen mit Nachhaltigkeit zu tun?
- Woher weiß ich, wie nachhaltig eine Geldanlage ist?
- Sind nachhaltige Geldanlagen sicher und rentabel?
- Warum habe ich da bisher noch nichts von gehört?
- Gibt es in Deutschland klare Labels oder Siegel, an denen ich mich orientieren kann?
Bei welchen Antworten ich schließlich gelandet bin – und wie wir das mit der Geldanlage nun konkret angehen wollen –, erfährst du in diesem Text.
Mit Illustrationen von Mirella Kahnert für Perspective Daily