Diese deutschen Start-ups machen unser Leben einfacher
Sie bieten Lösungen für eine grüne Zukunft und verdienen damit Geld. Die Politik wäre gut beraten, ihnen keine Paragraphen in den Weg zu stellen und ein bisschen Geld locker zu machen.
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Was geht dir durch den Kopf, wenn du hungrig den Kühlschrank öffnest?
Wenn du ein Taxi rufst, machst du dir über mehr Gedanken als über die Frage, wann du an dein Ziel kommst?
Wenn du in der Stadt herumfährst und zunehmend frustriert nach einem Parkplatz Ausschau hältst, ist da neben deinem Ärger noch Platz für Kreativität?
Für die Köpfe hinter Deutschlands
Die Ideen sprudeln.
Während die Ideen sprudeln, ist die Start-up-Szene selbst nicht so gut aufgestellt, vernetzt, finanziell gut abgesichert und erfolgreich, wie sie es sein könnte. Und trotzdem bewegen schon heute viele neue, umweltfreundliche Start-ups etwas und könnten in Zukunft einen größeren Einfluss haben. Vorausgesetzt, sie werden in den richtigen Bereichen gefördert.
Was sie brauchen, ist leichter zu verstehen, wenn man ihre Ziele kennt. Wir stellen euch 3 spannende Start-ups in Deutschland vor und zeigen, was sie bislang getan haben und wohin es mit ihnen noch gehen könnte.
CleverShuttle – sharing is caring
Viele Menschen bewegen sich oft in dieselbe Richtung fort, ohne das Fortbewegungsmittel zu teilen. In einer Großstadt ergibt das keinen Sinn. Wir finden es ethisch falsch, es sich alleine in einem Auto mit dickem Motor bequem zu machen, während der Platz auf den Straßen rar ist.
Deutschlands erklärte Ziele in Bezug auf die Energiewende sind löblich, aber auch
So funktioniert ihr Konzept: Fahrgäste buchen wie in einer normalen Taxi-App eine Fahrt. Wer in die gleiche Richtung möchte, wird im selben Wagen befördert und unterwegs abgeholt. Das an sich ist schon umweltfreundlich, CleverShuttle verwendet darüber hinaus aber auch ausschließlich
Das Modell von CleverShuttle hat die Aufmerksamkeit einiger Nahverkehrsbetriebe auf sich gezogen, die es in den eigenen Service integrieren möchten. Erst in dieser Woche hat das Start-up einen Vertrag mit Stadtverkehr Lübeck geschlossen: Bald werden in Lübeck öffentliche CleverShuttles fahren.
Der Gedanke dahinter ist, dass du eher eine App öffnest, um eine Mitfahrgelegenheit zu buchen, als auf den Bus zu warten. Das gegenwärtige Nahverkehrs-System ist im Großen und Ganzen nicht effizient. Vor allem nachts könnte es durch kleinere Verkehrsmittel ersetzt werden, die auf Nachfrage fahren.
evopark – das Suchgebiet einschränken
Carsharing und der Umstieg auf Fahrzeuge, die elektrisch oder mit alternativen Kraftstoffen betrieben werden, ist zwar der direkte Weg zu weniger Emissionen, doch noch sind deutsche Straßen mit Benzin- und Dieselautos verstopft. »In Studien wird häufig deutlich, dass 30% des innerstädtischen Verkehrs
Der Gedanke hinter seiner Kölner Firma ist, dass diese Autos künftig weniger Zeit auf der Straße verbringen sollen. evopark ist eine Park-App, die ihren Nutzern Informationen über Parkmöglichkeiten anzeigt, während diese
evopark arbeitet mit Parkhausbetreibern – hauptsächlich außerhalb der Zentren – zusammen und speist deren Daten ins System ein. Die derzeit etwa 30.000 regelmäßigen Nutzer sehen in der App freie Parkplätze in Echtzeit und können so Parkhäuser reibungslos befahren und wieder verlassen.
Die 2014 gegründete Firma ist mittlerweile in 25 deutschen Städten vertreten und hat vor, bald in weitere europäische Länder zu expandieren.
Coolar – solarbetriebene Kühlschränke?
Verkehr ist ein naheliegender Schwerpunkt der Energiewende – aber Kühlschränke? In seinem neuen Buch
Das spricht für das Potenzial von Coolar – ein deutsches Start-up, das seit 2016 nachhaltige Kühllösungen für Gebiete auf der ganzen Welt entwickelt, die keinen oder nur einen begrenzten Zugang zu Strom haben. Solche Kühllösungen sind auch nach Naturkatastrophen wichtig, wenn Medikamente und Lebensmittel
Das Kühlsystem von Coolar ist solarbetrieben: Sonnenergie erwärmt Wasser entweder direkt oder wird gespeichert. Die Vermeidung von beweglichen Teilen, Kühlflüssigkeiten oder Schmiermitteln macht das
Coolar ist noch immer ein kleines Projekt in einer frühen Entwicklungsphase. Insofern ist unklar, wie weit verbreitet derartige Kühlsysteme
Start to meet up?
Obwohl einzelne grüne Start-ups in Deutschland – wie die erwähnten – innovative Konzepte entwickeln, ist der Sektor in Deutschland insgesamt noch unterentwickelt. Erst 14% der deutschen Start-ups sind
Was ist das Problem?
Eine Studie des Green Economy Start-up-Monitors aus dem Jahr 2015 hat festgestellt, dass die deutsche Wirtschaft zwar ein starkes System entwickelt hat, um Start-ups zu unterstützen, insbesondere in Berlin, das als die europäische Start-up-Hauptstadt angesehen wird. Gleichzeitig mangelt es in diesem System jedoch an Programmen, die speziell Unternehmen mit Schwerpunkt auf ökologische Nachhaltigkeit unterstützen. Mit anderen Worten: Es gibt nicht genügend ausgewiesene staatliche Förderprogramme, Gründerzentren oder relevante Wettbewerbe für grüne Start-ups.
Klaus Fichter, einer der Autoren der Studie von 2015, fasst einige Schwierigkeiten für grüne Start-ups zusammen:
- Sie sind häufig Technologie-intensiv und brauchen eine lange Entwicklungszeit.
- Sie sind häufig selbst technisch außerordentlich innovativ, befinden sich dadurch aber in einem Bereich, der sehr stark reguliert ist.
- Sie müssen sich mit mächtigen und bereits bestehenden Unternehmen messen.
Die Unterstützung auf verschiedenen Regierungsebenen wächst, sowohl finanziell als auch moralisch. Doch das Hauptproblem ist, dass alles sehr langsam geht, sobald Verhandlungen stattfinden. Wenn ich mit Regierungsvertretern spreche, rate ich ihnen deshalb dazu, die bürokratische Blockade aufzulösen.
Doch seit 2015 hat sich einiges verändert. Die »Start Up Energy Transition«, eine globale Initiative der deutschen Netzagentur Dena, die auch vom Bundesministerium für Energie und Wirtschaft unterstützt wird, versucht, die Start-Up-Gemeinschaft in Deutschland untereinander und
Einen Teil der deutschen Wirtschaft zu vernetzen, der so neu, breit gefächert und komplex ist wie die Start-up-Szene, braucht natürlich Zeit. Aber das Potenzial der Szene ist eindeutig: Geld für nachhaltige Technik gibt es in Deutschland, viel Geld sogar. 2015 hat Bloomberg New Energy Finance in einer Studie herausgefunden, Keine Entwicklungsbank der Welt hat so stark in erneuerbare Technologien investiert wie die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau.
dass bis Ende 2014 keine Entwicklungsbank der Welt so stark in erneuerbare Technologien investiert hat wie die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau: Sie hat Kredite im Wert von insgesamt
Natürlich ist der Großteil dieses Geldes nicht in die Start-up-Szene geflossen. Doch die Überzeugungskraft der
Ein Problem, das bleibt, ist die Rentabilität. Eine 2016 erschienene Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) fand heraus, dass Cleantech-Start-ups im Vergleich mit Start-ups aus der Software- und Medizinbranche finanziell sehr schlecht abschnitten. Im Zeitraum zwischen 2006 und 2011 schafften es 90% der jungen Unternehmen nicht, einen Gewinn
Das wird die traditionell vorsichtigen, deutschen Investoren sicher nicht für den Sektor begeistern. Aber es gibt zaghafte Anzeichen dafür, dass sich das Investitionsklima für kleinere Cleantech-Innovatoren verbessert. Immer mehr grüne Start-ups arbeiten mit etablierten Branchenführern zusammen, die sich bewusst sind, dass sie grünere Geschäftsmodelle umsetzen müssen.
So hat zum Beispiel evopark, die App, die dir den nächsten freien Parkplatz sucht, Vereinbarungen mit Porsche, Mercedes und der Versicherung AXA getroffen. Diese Firmen geben die App an ihre eigenen Mitarbeiter weiter. Solarkiosk, die skalierbare, solarbetriebene Shop-Module für Entwicklungsländer bauen, kündigte eine Partnerschaft mit dem Versicherungskonzern Munich RE an, um den Klimawandel zu bekämpfen.
Stadt für Stadt, Mensch für Mensch
Es ist schwierig, ein bewegtes Objekt zu fotografieren – genauso macht die Geschwindigkeit, mit der sich die grüne Start-up-Szene in Deutschland entwickelt, es schwer, ihren allgemeinen Zustand genau einzuschätzen. Eins ist aber klar: Eine organisierte, besser vernetzte Struktur in Kombination mit einer klaren Strategie aufseiten der Politik könnte dem Sektor das geben, was er braucht, nämlich mehr Zeit, Unterstützung und Ressourcen. So könnte er die Finanzmittel anziehen, die ihn überlebensfähig und rentabel machen.
Wer einen kurzen Blick auf die grüne Start-up-Szene in Deutschland wirft, wird feststellen: Innovation und neue Ideen blühen auf – sie brauchen nur ab und an ein wenig Dünger.
Dieser Beitrag ist Teil des Projekts »Die Lösungen liegen in Deutschland«. Darin stellen die »Global Ideas« der Deutschen Welle und Perspective Daily im Vorlauf zur 23. Klimakonferenz im November 2017 in Bonn gemeinsam in 3 Etappen Lösungen zur Bewältigung des Klimawandels vor.
Etappe 1: »Wärmewende in Deutschland – Diese Heizung kannst du guten Gewissens voll aufdrehen« auf Perspective Daily sowie »Smart Solutions – Intelligente Technik treibt die Energiewende in Deutschland voran« bei Global Ideas.
Etappe 2: »Grüne Start-up-Szene – Diese deutschen Start-ups machen unser Leben einfacher« auf Perspective Daily sowie »Geo-Engineering – Ist es eine gute Idee, das Klima zu manipulieren?« bei Global Ideas.
Etappe 3: »Vegane Ersatzprodukte – Wir schlachten 5 Mythen über falsches Fleisch« auf Perspective Daily sowie »Sojaanbau in Deutschland – Darum bekommen wir die Sojabohne in Deutschland künftig öfter zu Gesicht« bei Global Ideas.
Titelbild: Philippe Put - CC BY-NC-ND 2.0