»80% der Menschen interessieren sich einen Scheiß für irgendwas und machen alles mit«
Der Sozialpsychologe und Bestseller-Autor Harald Welzer will niemanden mehr davon überzeugen, die Welt zu retten. Er schreibt lieber Bücher für Menschen, die sich längst fragen, wie das geht. Doch auch die machen häufig denselben Fehler.
Die Autoindustrie gehört abgeschafft. Eltern, die ihre Kinder über die Straße begleiten, aber nicht demonstrieren gehen, sind wahnsinnig. Und Klimaforscher fördern einen Tunnelblick, weil sie nicht verstehen, was Gesellschaft ist.
Harald Welzer denkt seit 40 Jahren darüber nach, wie sich Gesellschaften positiv verändern lassen – und macht gern klare Ansagen. In seinen Büchern, auf Podien oder im Fernsehen erklärt er, dass Veränderung Zeit braucht und es keine Garantie für einen erfolgreichen Ausgang gibt. Genau darum müssten wir experimentieren, sagt er im Interview. Denn das »Experiment Kapitalismus« hält er für gescheitert.

Insofern sind viele der Probleme, die wir im Moment haben, hausgemacht. Man muss in Rechnung stellen, dass wir eine dass Leute konsumabhängig sind, dass sie sich in vielfältigen Suchtstrukturen befinden, in denen sie sich auch befinden sollen. Vor diesem Hintergrund kann man nicht so einen Unfug verkünden wie ein politisches und sich dann wundern, dass niemand darauf hört.
Unsere ganzen wirtschaftlichen Grundparameter sind darauf eingestellt, dass immer mehr Emissionen produziert werden, und nicht das Gegenteil davon.
So hat übrigens auch die frühe Ökologiebewegung angefangen. Die hat sich nicht auf Windräder sondern über die Veränderung der Gesellschaft nachgedacht und sie auch gefordert.