Wie ich für meine Tochter ein Vermögen aufbaue (und gleichzeitig die Welt verbessere)
Ich habe nach einer unkomplizierten und nachhaltigen Geldanlage gesucht. So habe ich sie gefunden.
»Sind Sie damit einverstanden, dass wir ihr Geld an Unternehmen weiterverleihen, die mit Kinderarbeit ihr Geld verdienen, Öl und Kohle in sensiblen Ökosystemen fördern und Kriegswaffen produzieren? Dann unterschreiben Sie bitte hier, hier und hier!«
Ein Bankberater, der seinen Kunden im Verkaufsgespräch eine derartige Frage stellt, wäre seinen Job wohl ziemlich schnell wieder los – wer würde das schon unterschreiben? Dabei ist es durchaus berechtigt, diese Frage zu stellen: Bei vielen modernen Finanzprodukten wird das investierte Geld so breit gestreut, dass fast immer das ein oder andere Unternehmen unter den Empfängern des Geldes ist, das solche fragwürdigen Geschäftspraktiken betreibt.
Wir wollen Monat für Monat einen kleinen Betrag für unsere Tochter beiseitelegen.
Seit einigen Jahren gibt es deshalb eine Handvoll Banken und Anbieter von Finanzprodukten, die anders arbeiten. Sie versprechen ihren Kunden explizit, ihr Geld ausschließlich in ökologisch und ethisch korrekte Bahnen zu lenken.
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- Zinsanlage: Dazu gehören zum Beispiel Giro- oder Tagesgeldkonten und Festgeldanlagen. Das Prinzip hinter diesen Zinsanlagen ist immer: Man stellt sein Geld der Bank zu festen Konditionen zur Verfügung und erhält im Gegenzug die vereinbarten Zinsen. Das Geld ist sicher, doch die Rendite ziemlich niedrig. Manche Zinsanlagen haben eine flexible Laufzeit, andere sind auf mehrere Monate oder Jahre festgelegt.
- Fonds und ETFs: Ein Fonds ist ein großer Korb, in dem viele unterschiedliche Geldanlagen liegen, zum Beispiel Aktien oder Staatsanleihen. Sie können thematisch sortiert sein, sodass der Fonds etwa nur Aktien aus der Automobilbranche oder von großen Tech-Unternehmen umfasst. Manche Fonds kombinieren auch Aktien, Staatsanleihen und weitere Anlageformen. Mit Fonds lassen sich höhere Gewinne machen als mit Zinsanlagen, weil sie über längere Zeiträume in der Regel mit der Wirtschaft wachsen. Fonds sind aber auch riskanter als Zinsanlagen, weil die Kurse fallen können, wenn sich die Wirtschaft entsprechend entwickelt. Dann gibt es Verluste. Durch die Streuung auf viele verschieden Aktien oder Anleihen sind sie weniger riskant als einzelne Aktien.
Ein ETF ist ebenfalls ein Fonds; nur wird er nicht aktiv von Managern mit Inhalten bestückt, sondern automatisch nach einer bestimmten Formel. Diese Formel bastelt einen Index nach, wie zum Beispiel den Deutschen Aktien Index (DAX). In einem DAX-ETF sind dann alle DAX-Unternehmen enthalten, und zwar im selben Größenverhältnis wie im DAX selbst. Das bedeutet: Steigt der DAX in einem Jahr um 8%, steigt auch mein ETF um 8%. Weil nur der Index nachgebildet wird, fallen für ETFs oft nur geringe Gebühren an. - Sparplan: Egal ob Zinsanlagen, Fonds oder ETF: Man kann seine Anlage auch Monat für Monat kaufen und muss keine große Summe auf einmal investieren. Das senkt das Risiko weiter ab, aber auch die Chance auf Gewinn. Denn über die Zeit verteilt kauft man mal zu besseren, mal zu schlechteren Preisen ein und landet so bei einem Mittelwert.
Auch dieser Text meines Kollegen David Ehl gibt einen guten Überblick:
Nach vielen Stunden, die ich mich durch Finanzratgeber und Podcasts ackere, steht
Nun soll das Ganze eben auch möglichst nachhaltig sein, schließlich wollen wir unserer Tochter mit dem Geld helfen und ihr nicht auch noch ihre Zukunft auf diesem Planeten damit erschweren. Und da gehen die Fragen erst richtig los:
- Was hat Geldanlegen mit Nachhaltigkeit zu tun?
- Woher weiß ich, wie nachhaltig eine Geldanlage ist?
- Sind nachhaltige Geldanlagen sicher und rentabel?
- Warum habe ich da bisher noch nichts von gehört?
- Gibt es in Deutschland klare Labels oder Siegel, an denen ich mich orientieren kann?
Bei welchen Antworten ich schließlich gelandet bin – und wie wir das mit der Geldanlage nun konkret angehen wollen –, erfährst du in diesem Text.
Was hat Geldanlegen mit Nachhaltigkeit zu tun?
Zurück zum Einstieg: Kaum jemand wird mit seinem Geld Unternehmen dabei unterstützen wollen,
Beispiele gefällig? Wer etwa in einen ETF investiert, der den DAX nachbaut, stellt sein Geld auch dem Die meisten Banken investieren unter anderem in Atomkraft, Kohle- und Ölförderung, Pornografie und Tabak- sowie Alkoholkonzerne.
Wem das noch nicht genügt, der findet auch RWE in der Liste: den Energieriesen, der
Die meisten »normalen« Geldanlagen erfüllen also weder ökologisch noch sozial besonders hohe ethische Standards – sie sind daher nicht das, was man gemeinhin unter »nachhaltig« versteht.
Meiner Freundin und mir ist vor allem wichtig, dass unser Geld nicht in fossile Brennstoffe fließt;
Woher weiß ich, wie nachhaltig eine Geldanlage ist?
»Nachhaltig« ist ein ziemlich überstrapazierter Begriff – da macht das Finanzwesen keine Ausnahme. Vom Schurken-ETF mit blassgrünem Anstrich bis hin zum tief idealistischen Fonds für den Vollblut-Öko kann sich hinter diesem Schlagwort erst einmal alles verbergen.
Wichtig ist deshalb zunächst, die verschiedenen Bewertungsmethoden zu kennen:
- Ausschlusskriterien: Vor allem bei Fonds, ETFs und weiteren Finanzmarktprodukten werden problematische Geschäftsfelder ausgeschlossen. Ein Fondsanbieter garantiert dann zum Beispiel, dass Firmen, die mit fossilen Brennstoffen, Kinderarbeit oder Glücksspiel ihr Geld verdienen, kategorisch ausgeschlossen werden.
- Best-in-Class-Prinzip: Dabei wird keine Branche kategorisch ausgeschlossen, stattdessen bekommen diejenigen Unternehmen den Zuschlag, die die höchsten Umwelt- oder Sozialstandards innerhalb der Branche haben. Hat Renault zum Beispiel einen niedrigeren durchschnittlichen CO2-Ausstoß in seiner Produktpalette als Audi, BMW und Co, gilt das Unternehmen als Klassenbestes.
- Impact-Investment: Dabei investieren Geldgeber gezielt in Firmen oder Projekte, deren Sinn und Zweck sie unterstützen wollen. Das machen nicht nur die Löwen in der
Diese Bewertungsmethoden werden einerseits von nachhaltigen Finanzmarktprodukten wie Fonds oder Staatsanleihen benutzt, um die Nachhaltigkeit der eigenen Produkte zu untermauern. Es gibt aber auch Banken, die sich diesen Idealen verpflichten und garantieren, alles Geld, das die Kunden ihnen anvertrauen, nur entlang dieser Prinzipien zu verleihen.
Wer also sichergehen möchte, dass sein Geld auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto nicht für fragwürdige Zwecke weitergegeben wird, dem bleibt keine andere Option, als zu einer nachhaltigen Bank zu wechseln.
Mit diesem Wissen im Gepäck entscheiden wir uns dafür, den Zins-Sparvertrag direkt mit einer der Nachhaltigkeitsbanken zu vereinbaren. So wissen wir, dass die sichere Hälfte des Geldes nur an ethisch einwandfreie Unternehmen weiterverliehen wird. Für die wachstumsorientierte Hälfte, die wir in Aktienfonds anlegen wollen, bleiben wir bei unserer sehr benutzerfreundlichen Direktbank. Sie ist zwar keine explizite Nachhaltigkeitsbank, bietet aber ein sehr günstiges und einfach zu verwaltendes Online-Depot an, über das wir wiederum streng nachhaltige Fonds kaufen können.
Sind nachhaltige Geldanlagen sicher und rentabel?
»Es ist ganz klar empirisch nachgewiesen, dass nachhaltige Geldanlagen keine schlechteren Renditen erzielen als herkömmliche Geldanlagen«, erklärt McClellan. »Teilweise sogar bessere, und das ist auch einleuchtend: Nachhaltigkeitsbewusste Unternehmen sind langfristiger orientiert und deshalb finanztechnisch meistens besser aufgestellt.«
Es ist ganz klar empirisch nachgewiesen, dass nachhaltige Geldanlagen keine schlechteren Renditen erzielen als herkömmliche Geldanlagen.
Eine
Was die Studie außerdem zeigt: Der Markt scheint das nur langsam zu kapieren. Mangelnde Rentabilität sei nach wie vor eines der größten Vorurteile gegenüber nachhaltigen Geldanlagen, bestätigt Angela McClellan: »Viele glauben, das ist Gutmenschentum, nur was für Weltverbesserer – was manche Leute ja als etwas Naives und Negatives sehen. Dabei übersehen sie, dass es auch aus wirtschaftlicher Sicht einfach geboten ist, mit Nachhaltigkeitsstandards die Risiken zu mindern, denn nachhaltig orientierte Unternehmen performen langfristig besser. Das hat dann gar nichts mehr mit
Was Nachhaltigkeitsbanken angeht, so sind diese – wie alle Banken in der EU – gesetzlich dazu verpflichtet, alle Einlagen bis 100.000 Euro über die Einlagensicherung zu schützen. Das heißt: Wenn die Bank bankrottgeht, sind Vermögen bis 100.000 Euro sicher.
Komplette Sicherheit gibt es bei Finanzmarktprodukten dennoch nicht, das ist uns klar. Doch die gängigen Risiken sind bei nachhaltigen Geldanlagen nicht höher als bei herkömmlichen. Geht unsere Bank bankrott, sind wir durch die Einlagensicherung geschützt. (Und welche Banken in Krisenzeiten am ehesten ins Wanken geraten, haben wir in der letzten Finanzkrise gesehen – die kleinen, die nicht nur auf das schnelle Geld aus sind, waren es jedenfalls nicht.) Was die Kursschwankungen der Aktienfonds angeht, scheint das Risiko ebenfalls niedriger zu sein, denn politisch ist aus meiner Sicht in Zukunft mehr Klimaschutz alternativlos. Zudem investieren wir nicht auf einmal, sondern Monat für Monat. Dadurch profitieren wir vom sogenannten Durchschnittskosteneffekt. Das bedeutet, dass wir durch die zeitliche Streuung automatisch mal günstig und mal teuer einkaufen und so insgesamt bei einem mittleren Preis landen.
Warum habe ich da bisher noch nichts von gehört?
»Die Verbindung von Nachhaltigkeit und Geld ist einfach noch sehr neu«, sagt Angela McClellan. »Die wenigsten Leute denken daran, dass sie mit ihrem Bankkonto Unternehmen und deren Aktivitäten finanzieren und sich auch dagegen entscheiden könnten, beispielsweise Kinderarbeit und Umweltzerstörung zu unterstützen.«
Doch die Mauern der Unwissenheit bröckeln: Immer mehr Anleger fangen an nachzufragen, was mit ihrem Vermögen passiert. Wenn sie ihr Geld schon für sich arbeiten lassen, dann immer häufiger zumindest an einer »guten« Sache: Beliebt sind Wind- und Solarparks, ökologische Landwirtschaftsprojekte, Medizintechnik, E-Mobilität oder soziale Wohnprojekte, um nur einige zu nennen.
Trotzdem liegt der Marktanteil für nachhaltige Geldanlagen in Deutschland aktuell bei nur etwa 3%. Doch das wird sich ändern: »Es gibt viele
Zudem seien bereits neue
Gibt es in Deutschland klare Labels oder Siegel, an denen ich mich orientieren kann?
Die EU arbeitet derzeit daran, ihr EU-Ecolabel auch auf Finanzprodukte zu erweitern. Dies kommt im Moment für Konsumgüter aller Art zum Einsatz (zum Beispiel Waschpulver oder Leuchtmittel). »Die Ausweitung des EU-Ecolabels bezieht sich aber rein auf ökologische Kriterien. Hier geht es nur um die Umweltdimension. Im Gegensatz dazu berücksichtigt das FNG-Siegel auch Soziales und Unternehmensführung.«
Mit dem FNG-Siegel bietet das Forum Nachhaltige Geldanlage, für das Angela McClellan arbeitet, ein eigenes Siegel an, das sehr genau hinsieht. Wenn die Mindeststandards eingehalten werden – dazu zählen unter anderem der Ausschluss von Waffen, Kernkraft, Kohle, Fracking, Menschenrechtsverstößen und Korruption –, können Fondsanbieter das Logo erhalten. Durch besonders transparente und glaubwürdige Unternehmensführung lassen sich zudem 3 Bonussterne sammeln, mit denen die Anbieter ihre Fonds schmücken dürfen. Eine
Am Ende haben wir für unsere Tochter einen Fonds aus der Datenbank des FNG-Siegels gewählt, der die uns wichtigsten Ausschlusskriterien erfüllt: Also weder in fossile Brennstoffe noch in Kinderarbeit oder die Zerstörung von Ökosystemen investiert. Gleichzeitig sollen die Gebühren nicht allzu hoch sein, außerdem muss unsere Bank den Fonds auch als Sparplan anbieten. Mit diesen Einschränkungen ist die Auswahl begrenzt, sodass uns die Wahl nicht mehr schwerfällt. Mit dieser Kombination aus sicherem Zins-Sparvertrag bei der von uns gewählten Nachhaltigkeitsbank und dem wachstumsorientierten Fonds-Sparplan haben wir ein gutes Gefühl: In jedem Fall können wir unserer Tochter in 18 Jahren etwas mit auf den Weg geben. Wenn wir Glück haben und sich der Fonds gut entwickelt, sogar eine ganz stattliche Summe – und in jedem Fall können wir ihre Fragen, woher das Geld stammt, später mit gutem Gewissen beantworten.
Mit Illustrationen von Mirella Kahnert für Perspective Daily