Wir haben gefragt: Wo bist du zu Hause? Das sind eure Antworten
Hier erzählen 6 unserer Mitglieder, welche Umwege sie genommen haben, um ihr Zuhause zu finden – und warum manche von ihnen noch immer auf der Suche sind.
Vor einem Monat habe ich einen Artikel geschrieben, in dem ich eine einfache Frage gestellt habe:
- Wie möchte ich eigentlich wohnen?
- Kann ich mir das überhaupt leisten?
- Was bedeutet es in unserer mobilen Welt überhaupt, sich zu verorten und einem Ort und einer Gemeinschaft zugehörig zu fühlen?
Die Antworten darauf sind geprägt von ganz individuellen Wünschen und Motiven. Zugleich ist die Wohnfrage eine, die die ganze Gesellschaft betrifft. Wohnungsmangel, teure Mieten und Immobilien, gierige Eigentümer, steigende Baukosten; all das sind Entwicklungen, die Wohnen zur Existenzfrage gemacht haben. Es ist eine politische Aufgabe, dem menschlichen Grundbedürfnis nach einem Platz in der Welt zu begegnen –
Als Reaktion auf meinen Beitrag habe ich viele Mails bekommen, ich habe Diskussionsbeiträge gelesen und
Mit 6 Mitgliedern von Perspective Daily bin ich näher ins Gespräch gekommen. Ihre Geschichten handeln von Aufbruch und Rückkehr, von Rückzug und Gemeinschaft, von Urbanität und dörflicher Tradition. Und das erzählen sie jetzt am besten selbst.
Wohnen als Gemeinschaftsprojekt
Christine Nippoldt, 40, Illustratorin und Kinderbuchautorin, lebt in einer Mehrgenerationen-WG in Münster und engagiert sich für die Wohnungsgenossenschaft »Grüner Weiler«.
Ich lebe seit 15 Jahren in Münster und seit 20 Jahren in WGs. Meinen Mann habe ich kennengelernt, als ich mit einem Koffer bei ihm eingezogen bin. Wir haben von Anfang an in einer WG gewohnt und wollten das auch mit Kindern weiter so machen. Als ich schwanger war, haben wir durch Zufall ein großes Haus gefunden, das privat vermietet wurde. Dort sind wir zu zehnt eingezogen.
Wir waren alle um die 30 und keine Studenten mehr. Wir waren weder besonders links, noch besonders öko. Wir wollten einfach mit Freunden zusammenleben. Als wir vor ein paar Jahren ausziehen mussten, war ich 37, hatte 2 Kinder und immer noch nicht genug vom WG-Leben.
»An Kaufen ist in dieser Größenordnung für uns nicht zu denken.« – Christine Nippoldt, PD-Mitglied
Also haben wir nach einem Haus gesucht und durch Glück wieder eines gefunden. Leider konnten wir nicht mit allen aus dem alten Haus umziehen, denn das Stadtzentrum ist 7 Kilometer entfernt. Aber wir haben neue Mitbewohner gefunden. Im Moment wohnen wir mit 9 Menschen in einem Haus mit einer Küche, 3 Kühlschränken, 2 Bädern. Wir, das ist eine Familie mit 2 Kindern, eine Familie mit Baby, eine Studentin und eine Sprachschülerin. Wir werden älter, unsere Mitbewohner eher jünger. Der Stimmung tut das keinen Abbruch, wir verstehen uns gut. Unsere Kinder freuen sich über das Baby und erwachsene Freundinnen zum Spielen.
Das einzige wirkliche Problem ist: Das Haus ist nur gemietet und auch hier droht uns möglicherweise in ein paar Jahren die Kündigung wegen Eigenbedarf. Aber an Kaufen ist hier in Münster in dieser Größenordnung für uns nicht zu denken.
Unser Plan ist also, bei einer neuen Genossenschaft mitzumachen: dem
Titelbild: Daan Stevens - CC0 1.0