Liebeserklärung an eine Partei, die es nicht gibt
Parteien verwalten den Status quo, statt Veränderung anzustoßen. Wie kann sich das ändern? Unsere Autoren entwerfen einen Leitfaden für die Partei der Zukunft, die Leidenschaft für Politik und Demokratie weckt.
Wir stehen vor existenziellen politischen Herausforderungen. Und wir wissen es. Alle sprechen von Transformation, von Veränderung, von neuen Zeiten. Unzählige Bücher werden geschrieben, kluge Menschen diskutieren über Ungleichheit und unser Wirtschaftsmodell, und bis zum Ausbruch der Coronapandemie
Es scheint, als seien Parteien zu Sachwalterinnen des Status quo geworden, zur institutionellen Erklärinstanz dafür, warum die aktuelle Realität nicht veränderbar sei. Entsprechend wecken politische Parteien heute kaum noch Begeisterung. Das Verhältnis zu ihnen ist von einer gewissen Lieblosigkeit geprägt, wie in einer schal gewordenen Beziehung. Den Parteien schlägt Skepsis und Resignation entgegen, an mancher Stelle auch Frust und Wut.
Wann haben wir das letzte Mal voller Begeisterung und mit leuchtenden Augen über eine Partei gesprochen? »Noch nie«, werden die meisten antworten. Und selbst wenn wir die Positionen einer Partei grundsätzlich unterstützen, sind unsere Gefühle für sie äußerst gedämpft. Parteien erscheinen uns nicht als wirkmächtiges Werkzeug der Veränderung, sondern eher als unliebsamer, aber notwendiger Teil des Systems, so wie Behörden und Versicherungen.
Titelbild: Federico Di Dio - CC0 1.0