Wie privilegiert bist du? Mache den Test!
Hast du einen Migrationshintergrund? Haben deine Eltern studiert? Deine Antworten auf diese und andere Fragen verraten viel darüber, mit wie viel Vorsprung du ins Rennen des Lebens gegangen bist.
Wir wollen dich heute dazu einladen, deine Privilegien zu reflektieren, also dich mit den Faktoren zu beschäftigen, die dein Leben begünstigen. In welchen Bereichen bist du privilegiert, in welchen benachteiligt? Und wie können wir uns alle gegenseitig unterstützen?
Wenn du nicht darüber nachdenken musst, bist du privilegiert.
Wenn wir uns den Lebensbeginn als Startlinie vorstellen, sind angeborene Privilegien wie ein Rückenwind, der manche Menschen automatisch auf die »Überholspur« befördert. Dabei ist die Vergabe der Privilegien nicht beeinflussbar. Meistens sind sie historisch gewachsen. Privilegien reichen von der eigenen Hautfarbe über die sexuelle Orientierung bis hin zur finanziellen Situation der Eltern.
Der Privilegiencheck ist kein Angriff, sondern ein Werkzeug
Phillips weiß, dass es unangenehm sein kann, sich mit den eigenen Privilegien auseinanderzusetzen. Privilegierte Menschen fühlen sich angegriffen und gehen in den Verteidigungsmodus. Dabei ist die Auseinandersetzung mit den eigenen Privilegien kein Angriff, sondern kann als Werkzeug dienen. Denn wer sich seiner angeborenen Vorteile in unserer Gesellschaft bewusst ist, erkennt Diskriminierung besser und kann Betroffene unterstützen – Reflexion ist der erste Schritt zur Umverteilung von gesellschaftlicher Teilhabe. Ein Beispiel sind Quoten – für Frauen, Migrant:innen oder behinderte Menschen.
Ein Konzept, das dazu anregt, die eigenen Vorteile zu reflektieren, ist der »Walk of Privilege«. Er ist ein hilfreiches Werkzeug, den unsichtbaren Rucksack an Chancen sichtbar zu machen. In einem Bereich privilegiert zu sein heißt übrigens nicht, dass das auch für alle anderen gilt. Ich kann hinsichtlich mancher Aspekte privilegiert sein, bei anderen aber Nachteile erfahren. Zudem können sich verschiedene Diskriminierungen verschränken und mehrfach verstärken. So kann ich sowohl eine psychische Erkrankung haben als auch von Altersarmut betroffen sein.
Bevor du dich durch die Fragen klickst, ist es uns wichtig zu betonen, dass wir in unserem interaktiven Quiz aus Platzgründen nur eine Auswahl an Privilegien erfragen können, die sich in der deutschen Gesellschaft manifestieren.
Bist du bereit für die Startlinie?
So geht es: Klicke dich durch das Quiz. Am Ende erhältst du eine Punktzahl, die dir verrät, wie privilegiert du bist. Falls dich zusätzlich zu deiner Position eine andere interessiert, kannst du diese anklicken und der entsprechende Text erscheint. Um zum Schluss die korrekte Punktzahl zu erhalten, solltest du aber immer wieder zu deinen richtigen Antworten zurückkehren, das heißt, alle 9 Antworten ausgewählt haben, die auf dich zutreffen.
Dein Leben beginnt: Du wirst geboren.
Herzlichen Glückwunsch! Du wirst in deinem Leben viele Vorteile genießen, denn du gehörst zum
Auch wenn dein Geschlecht viele Vorteile für dich bereithält, heißt das nicht, dass du es immer leicht haben wirst. Denn nicht nur Frauen werden aufgrund ihres Geschlechts Verhaltensweisen zugeschrieben, sondern auch dir. Ein Mann hat immer stark zu sein, darf nie weinen und keine Gefühle zeigen – so besagt es das traditionelle Rollenbild. Eine US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2014 hat gezeigt, dass diese sogenannte
Was du gegen toxische Männlichkeit tun kannst:
- Gestehe dir Schwächen ein: Niemand kann immer stark sein, auch du darfst Gefühle zulassen.
- Führe Gespräche: Tausche dich mit Menschen aus, die aufgrund ihres Geschlechts andere Erfahrungen machen als du, und frage nach, wie sich dein Verhalten auf andere auswirkt.
- Arbeite an dir: Toxische Denk- und Verhaltensmuster zu lösen ist ein Prozess und braucht Zeit.
Du wirst in eine Welt hineingeboren, die auf ein bestimmtes Geschlecht ausgerichtet ist: das männliche. Willkommen im Patriarchat! Für dich bedeutet das, scheinbar unsichtbar zu sein,
Auch in anderen Lebensbereichen wirst du mit Benachteiligung zu kämpfen haben, vor allem wenn du Mutter wirst. Damit steigt dein Armutsrisiko, da du statistisch gesehen weniger Erwerbs-, dafür aber mehr unbezahlte Sorgearbeit leistest.
Weltweit kämpfen Feminist:innen für eine Verbesserung der Lebenschancen von Frauen und konnten damit unter anderem diese positiven Entwicklungen bewirken:
- Seit 1993 müssen Frauen bei staatlich finanzierten medizinischen Studien in den USA berücksichtigt und seit 2016 müssen die
- Der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern in Deutschland hat sich seit Erhebung des
- Auch in diesem Jahr haben die Frauen nach langem Kampf ein Ziel erreicht: Die Abschaffung von § 219a. Darin war ein Werbeverbot festgeschrieben, das es Ärzt:innen erschwerte, über Schwangerschaftsabbrüche zu informieren.
Bei etwa jedem tausendsten Kind kann das Geschlecht bei der Geburt nicht eindeutig festgestellt werden – so wie bei dir. Man spricht dann von
Um intersexuelle Kinder davor zu bewahren, wurden folgende Gesetzesänderungen eingeführt:
- Seit 2017 gibt es neben »weiblich« und »männlich« für intergeschlechtliche Menschen den
- Im Jahr 2021 verabschiedete der Bundestag ein
Endlich bist du groß genug für den Kindergarten. Du freust dich schon sehr darauf, mit den anderen Kindern zu spielen. Fallen dir Unterschiede zwischen dir und den anderen Kindern auf? Sprichst du eine andere Sprache oder hast du eine andere Hautfarbe? Laut Definition hat eine
Du gehörst also zu den 3/4 der Deutschen, die man gelegentlich scherzhaft-sarkastisch als »bio-deutsch« bezeichnet. 27,3% der Gesamtbevölkerung in Deutschland haben im Gegensatz zu dir einen Migrationshintergrund –
Im Vergleich zu Kindern ohne Zuwanderungsgeschichte haben sie im deutschen Bildungssystem immer noch Nachteile: Sie nutzen seltener ein Angebot frühkindlicher Bildung, besuchen weniger häufig das Gymnasium und benötigen mehr Zeit für einen erfolgreichen Berufseinstieg. Zurückführen lässt sich das häufig auf die familiären Herkunftsmerkmale, wie zum Beispiel
Das kannst du tun, um Menschen mit Migrationshintergrund zu unterstützen:
- Werde Schüler:innenpate oder -patin und unterstütze Kinder ehrenamtlich bei ihren Hausaufgaben und Vorbereitungen für Klausuren.
- Bist du Arbeitgeber:in? Dann verbessere die Chancen von Berufseinsteigenden mit Migrationshintergrund in deinem Unternehmen.
- Informiere dich über die Themen Migration und Rassismus, um die Situation Betroffener besser nachvollziehen und Menschen in deinem Umfeld aufklären zu können.
Die Erfahrungen von Menschen mit Migrationshintergrund sind sehr vielfältig und individuell. Jede Form von Zuwanderung – egal ob du in Deutschland geboren oder hierher immigriert bist – prägt Lebenswege nachhaltig und kann belastend, mühevoll und traumatisch sein. Es kann auch eine große Herausforderung sein, wenn nicht die gesamte Familie im Einwanderungsland lebt und ein Familienleben zwischen 2 Ländern geführt werden muss.
Außerdem spielt das Herkunftsland der Betroffenen eine entscheidende Rolle, denn in unserer Gesellschaft wird zwischen einem »guten« und einem »schlechten« Migrationshintergrund unterschieden. Menschen mit Wurzeln in Frankreich oder Italien wird häufig offener gegenübergetreten, ihr Akzent wird als »schön« empfunden und
Das wird für eine bessere Integration von Menschen mit Migrationshintergrund getan:
- Das Bundesministerium unterstützt mit dem Bundesprogramm »Sprach-Kitas« die alltagsintegrierte sprachliche Bildung von Kindern. Das Programm richtet sich hauptsächlich an Kitas, die viele Kinder mit sprachlichem Förderbedarf besuchen. So sollen alle Kinder die gleichen Bildungschancen bekommen.
- Seit August letzten Jahres darf Eltern bzw. Kindern der Familiennachzug auch dann nicht verwehrt werden, wenn das Kind im Laufe des Verfahrens volljährig geworden ist. Bislang galt das Nachzugverfahren als »abgelaufen«, wenn das Kind währenddessen die Volljährigkeit erreicht hat. Das Asylverfahren ist weiterhin sehr langwierig und viele Betroffene fordern die Bundesregierung auf, ihr Versprechen, den Familiennachzug zu verbessern, endlich umzusetzen.
Dein großer Tag ist endlich gekommen: Du wirst eingeschult. Schnell fällt dir auf, dass manche Kinder angesagtere Kleidung tragen und manchen das Lernen leichter fällt. Können dir deine Eltern Markenklamotten kaufen oder beim Lernen helfen? In Deutschland gelten Menschen als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60% des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügen. Armutsgefährdet ist also, wer als Einzelperson weniger als 1.148 Euro im Monat verdient.
Haben deine Eltern einen hohen Abschluss? Dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch du ein akademisches Zeugnis erreichst, deutlich höher. Denn die soziale Herkunft entscheidet in Deutschland meist über die Bildungs- und Lebenschancen einer Person.
Laut nationalem Bildungsbericht ist der Bildungserfolg von Kindern vor allem durch 3 Risiken gefährdet:
Kinder und Jugendliche aus einem armutsgefährdeten Elternhaus haben zudem schlechtere Chancen, gesund aufzuwachsen. Sie leiden öfter unter psychischen Problemen, ernähren sich ungesünder und treiben seltener Sport.
So kannst du Kinder und Jugendliche aus sozial schwächeren Verhältnissen unterstützen:
- Du kannst zum Beispiel an Schulen anbieten, Kinder aus vulnerablen Familien bei ihren Hausaufgaben zu unterstützen oder ihnen Nachhilfe zu geben.
- Bist du in einem Sportverein aktiv? Setze dich dafür ein, dass Kinder und Jugendliche, deren Eltern eine Mitgliedschaft nicht zahlen können, kostenlos oder für einen geringeren Preis am Sportangebot teilnehmen dürfen.
Du gehörst zu den knapp 2,9 Millionen Kindern und Jugendlichen, die von Armut bedroht sind. Meist haben deine Eltern kein Geld fürs Kino, ihr fahrt selten in den Urlaub und gegen Ende des Monats ist der Kühlschrank manchmal ziemlich leer. Vielen betroffenen Kindern wird das erst bewusst, wenn sie in die Schule kommen. Sie leiden täglich unter Mangel, Verzicht und Scham.
Die soziale Herkunft begleitet sie auch im Erwachsenenalter, denn sie hat Auswirkungen auf den Bildungserfolg sowie die Gesundheit. Außerdem schaffen es Menschen, die in Armut aufgewachsen sind, häufig nicht aus der vulnerablen Gruppe heraus. So sind in Deutschland
In Deutschland sollen Kinder aus armutsgefährdeten Familien so unterstützt werden:
- Frühkindliche Bildung kann die Entwicklungschancen von Kindern nachhaltig verbessern. Die Bundesregierung will die Qualität der frühen Bildung dauerhaft verbessern und so Familien mit geringem Einkommen entlasten. Dafür sollen auch neue Kitaplätze geschaffen werden.
- Die sogenannte »Kindergrundsicherung« ist eines der Kernvorhaben der Bundesregierung. Staatliche Hilfsangebote wie Kindergeld oder Zuschüsse für Schul- und Freizeitaktivitäten sollen darin zusammengefasst und ab 2025 an betroffene Familien ausgezahlt werden. Seit dem 1. Juli 2022 erhalten von Armut betroffene Kinder jeden Monat einen »Sofortzuschlag« in Höhe von 20 Euro – bis zur Einführung der Kindergrundsicherung.
- Vereine wie das Deutsche Kinderhilfswerk setzen sich für die Chancengleichheit von Kindern ein. Dort können Kinder in Kursen lernen, gesund zu kochen, oder ihnen wird ein kleines Reiseerlebnis ermöglicht.
Dein Körper verändert sich. Dir wachsen Haare unter den Achseln und im Intimbereich. Wenn du ein Junge bist, bekommst du vielleicht auch Gesichtsbehaarung und der Stimmbruch setzt ein. Bist du ein Mädchen, wachsen dir Brüste und deine Hüften werden breiter.
Vor über 30 Jahren erschien das Buch »Gender Trouble« von Judith Butler, das bis heute die Geschlechterforschung prägt. Darin kritisiert Butler die Trennung vom biologischen Geschlecht (Sex) und dem sozialen Geschlecht (Gender). Das biologische Geschlecht ist jenes, das dir bei deiner Geburt zugeteilt wird. Das soziale Geschlecht unterliegt gesellschaftlichen Vorstellungen und Normen, die mit »Weiblichkeit« und »Männlichkeit« verknüpft werden. Laut Butler ist auch das biologische Geschlecht sozial konstruiert, das heißt, dass es kein »eigentliches« Geschlecht gibt. Vielmehr sei unsere Wahrnehmung von Körper durchdrungen von Kultur, Sprache und Gesellschaft, sodass wir genaue Vorstellungen davon hätten,
Identifizierst du dich mit deinen Geschlechtsmerkmalen, wirst du in unserer Gesellschaft als »normal« wahrgenommen, denn die Zweigeschlechtlichkeit gilt als »Norm«. In der Regel wirst du mit den für dich zutreffenden Pronomen angesprochen.
So kann die Diskriminierung gegenüber nichtbinären, trans- oder intersexuellen Menschen bekämpft werden:
- In den 90er-Jahren wurde für Menschen, die sich mit dem ihnen zugewiesenen Geschlecht identifizieren können, der Begriff »cis« eingeführt. Indem nicht nur trans, intersexuelle und nichtbinäre Menschen, sondern auch cis-Personen benannt werden, wird hervorgehoben, dass alle gleichermaßen »normal« sind. Du kannst den Begriff auch für dich verwenden, um nichtbinäre, trans- oder intersexuelle Menschen zu unterstützen.
- Wichtig ist es, dass du Menschen nicht wegen ihres Aussehens in Geschlechterschubladen steckst, sondern sie fragst, wie sie sich selbst bezeichnen – und das dann auch so respektierst.
Du fühlst dich unwohl mit deinen körperlichen Veränderungen, denn du bist nichtbinär, trans oder intersexuell. In unserer Gesellschaft gilt die Zweigeschlechtlichkeit, cis-Menschen sind also die »Norm«. Da du nicht den Geschlechtserwartungen der Gesellschaft entsprichst, wirst du strukturell diskriminiert – ob im Beruf, bei der Familiengründung oder wenn es um deine Namens- und Geschlechtsänderung geht.
Letztere kannst du durch das im Jahr 1980 verabschiedete Transsexuellengesetz (TSG) beantragen. Doch ganz so einfach ist es leider nicht. Der Weg zu deinem neuen Namen und Geschlecht ist sehr lang und teuer. Mehrere Gutachten sind notwendig, bevor ein Gericht über die Änderung deiner Daten entscheidet. Bereits 6-mal hat das Bundesverfassungsgericht einzelne Vorschriften des Transsexuellengesetzes für verfassungswidrig erklärt,
Das will die Ampelkoalition ändern:
- Das Transsexuellengesetz soll aufgehoben und an dessen Stelle das
- Damit soll ein einfaches und einheitliches Verfahren für eine Änderung des Geschlechtseintrags ohne diskriminierende Begutachtung und Fremdbestimmung geschaffen werden.
- Außerdem sollen die Kosten für geschlechtsangleichende Behandlungen vollständig von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werden.
- Das neue Gesetz soll bis Ende September 2023 verabschiedet werden.
Die ersten Ja-nein-vielleicht-Briefchen machen ihre Runde und du bist vielleicht das erste Mal verliebt. Oder zumindest spürst du einen gewissen Druck, erste romantische und sexuelle Erfahrungen zu sammeln.
Du begehrst Personen des anderen Geschlechts. Du musst dich nicht outen, kannst ohne Zwischenfälle Händchen halten, mit wem auch immer du willst, und die Krankenkasse beteiligt sich bei künstlichen Befruchtungen.
So kannst du Personen unterstützen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden:
- Informiere dich darüber, welche Arten von Diskriminierung nichtheterosexuelle Personen erfahren. Ein Beispiel ist die Hassgewalt, die offen homosexuelle Menschen im öffentlichen Nahverkehr trifft. Studien belegen, dass mit Diskriminierungserfahrungen in der Öffentlichkeit ein signifikant höheres Risiko einhergeht, psychisch zu erkranken.
- Höre nichtheterosexuellen Menschen zu und frage nach, wie du sie unterstützen kannst.
- Wenn du dich sicher fühlst, ist es immer gut einzuschreiten, wenn du
Obwohl Deutschland als das
Diese Entwicklungen machen Hoffnung:
Queere Menschen werden in Deutschland sichtbarer. So gibt es seit 2022 einen Beauftragten der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Die Ampelkoalition hat einige Veränderungen umgesetzt oder auf den Weg gebracht, unter anderem:
- Das Diskretionsgebot wurde gekippt, welches queere Geflüchtete zuvor zu einem diskreten Leben im Herkunftsland riet, statt ihnen aufgrund der Verfolgung im Heimatland Schutz zu bieten. Das hilft Geflüchteten, die aufgrund ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität verfolgt werden, Asyl zu bekommen.
- Es liegt ein Gesetzentwurf vor, der geschlechtsspezifische und gegen die sexuelle Orientierung gerichtete Motive als strafverschärfend anerkennt. Damit kann unter anderem Homophobie stärker geahndet werden.
- Mitte März 2023 hat der Bundestag das Transfusionsgesetz geändert, wodurch auch
Anderes wurde von der Ampelkoalition bisher nur angekündigt:
- Mehr Aufklärungsarbeit an Schulen
- Ein Familienrecht für homosexuelle Paare, bei dem automatisch beide Mütter die rechtlichen Mütter des Kindes sind und es keiner Stiefkindadoption mehr bedarf
- Künstliche Befruchtung soll unabhängig von der sexuellen Orientierung förderfähig werden.
Damit aus Aktionsplänen rechtliche Reformen werden, machen Bürger:innenrechtsverbände wie der Lesben- und Schwulenverband weiter Druck auf die Regierung.
Deine Schulzeit neigt sich dem Ende zu. Sie war nicht immer leicht. Erschweren körperliche und/oder mentale Probleme dein Leben zusätzlich?
Du hast großes Glück, gesund zu sein – denn Gesundheit ist nicht selbstverständlich. In Deutschland sind die Chancen für ein gesundes Leben nicht gleichmäßig verteilt. Studien belegen, dass es einen Zusammenhang zwischen der Gesundheit und dem sozialen Status gibt. Menschen mit geringerem Einkommen und schlechter Bildung leiden öfter an Krankheiten. Sie sind häufiger von psychosomatischen Beschwerden, chronischen Krankheiten und/oder Behinderungen betroffen. Das zeigt: Nicht alle Menschen haben den gleichen Zugang zu gesundem Essen, Sportangeboten und zu gesundheitlicher Vorsorge.
So kannst du Menschen helfen, die nicht das Glück haben, gesund zu sein:
- Hast du Menschen in deinem Umfeld, die an einer körperlichen oder psychischen Erkrankung leiden? Informiere dich in einem ersten Schritt über die Krankheit und deren Folgen. Beziehe die Person in dein Leben ein und schlage ihr Unternehmungen vor, die für sie möglich sind. Falls die Person noch keine Hilfe in Anspruch genommen hat, kannst du sie zu Ärzt:innen, einem Psychologen oder einer Psychotherapeutin begleiten.
- Grundsätzlich gilt: Frage Menschen immer, ob sie Hilfe brauchen, bevor du ihnen hilfst. Einen blinden Menschen ungefragt über die Straße zu führen oder den Rollstuhl eines Menschen zu schieben, ist übergriffig.
- Engagiere dich bei der Lebenshilfe in deiner Umgebung. Hilf bei der Organisation des nächsten Sommerfestes oder gehe gemeinsam mit einem Menschen mit Behinderung ins Kino.
In Deutschland hat rund jeder sechste Mensch eine Schwerbehinderung oder eine chronischen Krankheit und rund 43% der Erwachsenen in Deutschland leiden einmal in ihrem Leben an einer psychischen Erkrankung – Tendenz steigend.
Chronische und psychische Erkrankungen sind oft Ursache für Fehltage im Beruf und häufig Grund für Frühverrentungen. Viele Betroffene leiden dadurch auch unter
Menschen mit Behinderung sind in ihrem Alltag häufig mit erheblichen Hindernissen konfrontiert, die ihre gesellschaftliche Teilhabe deutlich einschränken. So gibt es beispielsweise kaum barrierefreie Spielplätze und
Das will die Bundesregierung ändern:
- Das Behindertengleichstellungsgesetz und das Gesetz zur Allgemeinen Gleichbehandlung sollen überarbeitet werden, um die Teilhabe von Menschen mit Einschränkungen im öffentlichen und privaten Raum zu verbessern. Vor allem die Bereiche Mobilität, Wohnen, Gesundheit und Digitales sollen inklusiver werden.
- Mit dem »Gesetz zur Förderung eines inklusiven Arbeitsmarkts« will die Bundesregierung mehr Menschen mit Behinderungen in reguläre Arbeit bringen und mehr Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen in Arbeit halten.
- Die monatelange Wartezeit auf ambulante Behandlungsplätze für Psychotherapien soll deutlich reduziert werden. Dabei sollen vor allem Kinder und Jugendliche schneller therapeutische Hilfe bekommen.
Du hast das (Fach-)Abitur in der Tasche und die Schule hinter dir. Ob du dich für ein Studium entscheidest, hängt auch damit zusammen, wie selbstverständlich es dir erscheint.
Gute Nachrichten: Immer mehr Menschen in Deutschland studieren. Aber wer sind die Studienanfänger:innen? Der Zugang zu Bildung hängt immer noch von der sozialen Herkunft ab. So studieren 79% der Akademiker:innenkinder,
Unterstütze Forderungen für mehr Bildungsgerechtigkeit:
- Der Ausbau von Ganztagesschulen und mehr Investitionen in Kitas und Grundschulen könnte bildungsbenachteiligte Kinder von Anfang an besser unterstützen
- Nur jedes zweite Arbeiter:innenkind erhält BAföG. Ein BAföG-Ausbau fördert Aufstiegschancen.
- Expert:innen schlagen
Das kannst du tun:
- Falls du Personaler:in oder Arbeitgeber:in bist, ist es wichtig, Leistungen wie Auslandsaufenthalte, Freiwilligendienste oder Ehrenämter im Kontext zu sehen. Wer sich während des Studiums selbst finanzieren musste, hatte dafür kaum Kapazitäten.
Hast du es an die Universität geschafft? Wenn ja, bist du ein:e Bildungsaufsteiger:in. Herzlichen Glückwunsch, du hast den Schritt in eine fremde Welt geschafft. Doch ab hier wird der Bildungstrichter noch enger. Nur 11% der Arbeiter:innenkinder machen einen Masterabschluss. Und nur 1% der Arbeiter:innenkinder schafft die Promotion.
So werden Arbeiter:innenkinder unterstützt:
- Die 80 Ortsgruppen der Initiative »Arbeiterkind.de« unterstützt Nichtakademiker:innenkinder vom Studienbeginn bis in den Beruf mit Mentoringprogrammen. Wer seine Erfahrungen nach dem Studium teilen will, kann als ehrenamtliche Mentor:in anderen Arbeiter:innenkindern helfen.
- Auswahlverfahren vor Beginn des Bachelor- und Masterstudiums bevorzugen Akademiker:innenkinder, da diese selbstsicherer sind und sich oft besser präsentieren können. Deshalb hilft die gemeinnützige Organisation »ApplicAid« Bildungsaufsteiger:innen kostenlos bei der Stipendiumsbewerbung mit Mentoring-Programmen und Workshops.
- Der Kölner Verein »Erste Generation Promotion« unterstützt und berät Wissenschaftler:innen aus Nichtakademiker:innenhaushalten. Gleichzeitig hilft er beim Vernetzen.
Arbeitest du wöchentlich 40 Stunden oder mehr? Dann widmest du der Erwerbsarbeit viel Zeit. Aber wie steht es um die Care-Arbeit, die Sorgearbeit, die dein und eventuell das Leben anderer instand hält?
Care-Arbeit ist wie die Luft zum Atmen – oft unsichtbar, aber lebensnotwendig. In Deutschland wird 1/3 mehr Care- als Erwerbsarbeit geleistet. Trotzdem wird Care-Arbeit häufig kaum gewürdigt und bleibt unbezahlt.
In Deutschland leisten Frauen in heterosexuellen Beziehungen 1,5-mal so viel Care-Arbeit pro Tag wie Männer. Das wird als »Gender Care Gap« bezeichnet. 34-jährige Frauen
Checkliste für gleichberechtigte Care-Arbeit:
- Teile dir die Erwerbsarbeit und auch die unbezahlte Care-Arbeit möglichst gleich mit deiner/deinem Partner:in auf, wenn es die Situation zulässt.
- Falls eine faire Verteilung nicht möglich ist, überlege, wie beide finanziell abgesichert werden können.
- Teile dir die Elternzeit mit deiner/deinem Partner:in gleich auf. Falls der Arbeitgeber zustimmt, lohnen sich auch Teilzeitmodelle für beide. Denn dafür erhält man trotzdem Elterngeld.
- Schätze dich oder andere Personen für getane Care-Arbeit mehr wert.
- Teile Familienpflegezeiten mit deiner Partnerin/deinem Partner gleichmäßig auf.
- Mache eine Liste, welche Aufgaben rund um Haushalt und Familie anfallen, wie viel Zeit die Aufgaben brauchen und
Ohne Care-Arbeit funktioniert der Alltag nicht. Und doch ist diese Arbeit oft unsichtbar, unbezahlt und verlangt Multitasking. Stelle dir vor, du würdest für Care-Arbeit bezahlt werden. Einkaufen, kochen, Kinder erziehen oder ältere Angehörige oder Nachbar:innen pflegen – für all das würdest du einen festen Stundenlohn erhalten.
Diese Ideen machen Hoffnung für gleichberechtigte Care-Arbeit:
- Die Ampelkoalition will das Ehegattensplitting abschaffen. Das belohnt große Einkommensunterschiede innerhalb von Ehen steuerlich. Je größer die Unterschiede im Einkommen, desto mehr Steuern lassen sich sparen. Dadurch fördert der Staat das 1,5-Personen-Modell, wobei meist Frauen unter der Doppelbelastung von Care-Arbeit und Teilzeitjob und wirtschaftlichen Nachteilen leiden.
- Britische Unternehmen testeten 2022 die 4-Tage-Woche. Wenn wir weniger arbeiten, sind wir weniger gestresst, seltener krank und Care-Arbeit kann gerechter verteilt werden.
- Das
- Der aktuelle Koalitionsvertrag will subventionierte Gutscheine für Haushaltshilfen einführen, um Familien, Alleinerziehende und pflegende Angehörige zu entlasten.
- Sinnvoll könnten Lohnersatzleistungen für Erziehungs- und Pflegezeiten sein.
Wie stellst du dir deinen Lebensabend vor? Viele sehnen sich nach Ruhe, nach mehr Zeit mit Familie und Freund:innen oder wollen Reiseträume verwirklichen. Doch dafür braucht es Geld. Bist oder wirst du (vermutlich) von Altersarmut betroffen sein? Dies wäre der Fall,
Du gehörst nicht zu den 17%, die mit 65+
Unterstützenswerte Forderungen gegen Altersarmut:
- Eine
- Wiedereinführung einer
- Informelle Arbeit führt in die Altersarmut. Haushaltshilfen arbeiten in Deutschland zu 75% schwarz. Der Sozialverband Deutschland fordert
Das kannst du tun: - Falls du in einer Partnerschaft bist und dein:e Partner:in für die Kinderbetreuung zu Hause bleibt,
Immer mehr ältere Menschen sind arm oder armutsgefährdet.
Ansätze gegen Altersarmut und Hilfsangebote:
- Nur ungefähr die Hälfte aller Rentner:innen, die einen Anspruch auf die Grundsicherung haben, beantragen diese.
- Vereine wie Ein Herz für Rentner e. V. unterstützen Rentner:innen ab 58 Jahren, die unter 960 Euro verdienen, und Erwerbsminderungsrentner:innen. Neben Soforthilfen für Lebensnotwendiges werden Kulturgutscheine vergeben.
- Wohlfahrts- und Senior:innenverbände wie die Caritas bieten Sozialberatungen und aktive Hilfe an.
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily