Angst vorm Altern? Kein Wunder!
Unsere Gesellschaft wird immer älter. Trotzdem werden Menschen fortgeschrittenen Alters oft diskriminiert. Morrie Schwartz zeigt in seinem Buch, wie wir uns von negativen Altersbildern befreien.
Die Altersdiskriminierung ist ein stigmatisierendes Vorurteil, das ältere Menschen schlechtmacht, sie benachteiligt, ihnen ihr Menschsein abspricht und ihre Chancen schmälert, ein erfüllendes und lohnendes Leben zu führen. Bei den meisten Leuten ist es eine tief verwurzelte Haltung. Sie ist so unbeabsichtigt und unbewusst, dass wir sie häufig nicht erkennen, wenn wir die Opfer sind. Und es ist uns genauso wenig bewusst, wenn wir selbst die Täter sind.
Buchauszug: Trotz allem gute Jahre
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Wie schließe ich mit Dingen ab? Wie lerne ich ein Leben lang? Wie gehe ich mit Altersdiskriminierung um? In »Trotz allem gute Jahre« analysiert Morrie Schwartz die komplexen Gefühlslagen vor allem älterer Menschen und weist mithilfe von Anekdoten, Ratschlägen und Empathie den Weg zu einer aktiven und erfüllenden Zukunft. Copyright 2023, mit freundlicher Genehmigung des dtv.
Bildquelle: buxdesign I München unter Verwendung einer Illustration von Ruth BotzenhardtIch verwende den Begriff »negative Altersbilder«, um das Prinzip der Altersdiskriminierung zu veranschaulichen. Er kann genutzt werden, um die Restriktionen und Ausgrenzungen zu beschreiben, die uns auferlegt werden. Wie manche Schauspieler werden wir auf stereotype Bilder und Rollen festgelegt – besonders auf die Rolle der »alten Person« (und ihre vielen Untergruppen).
Unter den Lebewesen werden wir einer gesonderten Kategorie zugeordnet. Es ist ein Bild, dem wir auf unbestimmte Zeit entsprechen sollen – eine Rolle, an die negative Erwartungen geknüpft sind und die durch heruntergeschraubte Anforderungen und Einschränkungen charakterisiert ist.
Wenn der Stempel der Ablehnung in Form von Altersdiskriminierung zu den negativen Altersbildern hinzukommt, werden uns Identitäten übergestülpt, die uns als vitale Menschen begrenzen, herabsetzen, demütigen und uns vom Rest der Gesellschaft trennen. Somit werden wir nicht als die realen Menschen gesehen, die wir sind, sondern lediglich als Schatten, die durch altersdiskriminierende Projektionen erzeugt werden.
Allerdings müssen wir uns nicht von diskriminierenden Erwartungen oder bestimmten Bildern dominieren lassen. Wir können unsere gewählten Ziele verfolgen – besonders wenn sie diesen Erwartungen nicht entsprechen. Auch wir können sein, was im Allgemeinen als Vorrecht der Jüngeren gilt: enthusiastisch, lebendig, engagiert, vital, leidenschaftlich, vorwärtsgerichtet und optimistisch.
Angst vor dem Tod, Geld und Individualismus: Woher kommt die Altersdiskriminierung?
Es gibt natürlich eine Reihe von kulturellen Gründen, warum negative Altersbilder und Altersdiskriminierung in unserer Gesellschaft so stark vorherrschen und so tief in Form von Vorurteilen in der Psyche der meisten von uns verankert sind. Wenngleich wir es nicht auf eine einzige Ursache zurückführen können, spiegelt unsere Geringschätzung älterer Menschen wahrscheinlich einige zentrale Werte unserer Gesellschaft wider.
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Titelbild: Unsplash - public domain