Wie der Glaube an Gott unser Klima retten kann
Im Kampf gegen den Klimawandel ist es kurz vor 12. Darum rufen Muslime zum Öko-Dschihad auf.
Dass ausgerechnet Religion unser Klima retten könnte, daran glauben wohl die wenigsten – egal ob selbst religiös oder nicht. Denn wer würde sich schon beim Pfarrer, Rabbi oder Imam Tipps und Tricks holen, um grüner, bewusster und nachhaltiger zu leben?
Große Organisationen wie Greenpeace, wissenschaftliche Institute, die zum Klimawandel forschen – die Frontkämpfer präsentieren sich allesamt als säkular. Das fällt ihnen meistens sicher gar nicht auf.
Oder noch kontroverser gefragt:
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Dem christlich-jüdischen Glauben gab
Religiös sein heißt nicht automatisch umweltbewusst leben – denkt man an die Müllberge, die sich entlang der Pilgerwege nach Mekka oder
Was ist Öko-Dschihad?
Ein muslimischer Kalender aus Filz,
Ich sehe die Rolle des Islam auf jeden Fall als entscheidend für den Klimawandel an. Weil ich glaube, man muss die Menschen da ansprechen, wo sie zugänglich sind.
Ursula Kowanda-Yassin
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Ursula Kowanda-Yassin studierte in Wien Islamwissenschaften. Seit dem Jahr 1999 arbeitet sie in der Erwachsenenbildung und als freiberufliche Autorin. In den Jahren 1997–2014 war sie maßgeblich am Aufbau der islamischen Seelsorge in österreichischen Gefängnissen beteiligt.
Bildquelle: privatWie sich die Bewegung seit den Anfängen vor gut 40 Jahren entwickelte, hat die in Österreich lebende Islamwissenschaftlerin Ursula Kowanda-Yassin in ihrem Buch mit dem provokanten Titel
»Muslime und Nicht-Muslime fanden, dass Dschihad einen negativen Beigeschmack hat. Dabei beschreibt er eine wirklich intensive Bemühung für eine gewisse Sache. Ich wollte den Begriff nicht vermeiden, nur weil er irgendwie heikel ist«, sagt die Islamwissenschaftlerin und erklärt weiter, dass »Öko-Dschihad« gar nicht oft von muslimischen Aktivisten benutzt werde.
Im Jahr 2015 organisierte unter anderem die britische islamische Umweltorganisation
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Doch auch hier gilt wie für jeden Islamdiskurs: Den grünen Islam mit den Prinzipien gibt es nicht. Ein Irrtum, dem Kowanda-Yassin ständig begegnet: »Der Koran ist kein Gesetzestext. Man kann nicht sagen, Umweltschutz steht in dieser Form darin. Man geht eher der Frage nach: Was gibt es im Islam, das uns dahin bringt, die Natur zu bewahren?«
Genauso müssen die Prinzipien auf die Gegenwart anwendbar sein, obwohl sie vor 1.400 Jahren aufgeschrieben wurden. »Wir schauen in die Zeit des Propheten und sehen, dass er sehr wenig Fleisch konsumiert hat, ein schlichtes, einfaches Leben führte. Heute ist die Situation sicher eine andere. Aber trotzdem können wir versuchen, nicht verschwenderisch zu leben und nicht mehr zu konsumieren, als wir brauchen.«
An Solarzellen auf Moscheen hat im 7. Jahrhundert sicher auch niemand gedacht. Aber so sieht Öko-Islam in der Praxis heute aus.
So sieht grüner Islam aus
Der Aufruf zum Öko-Dschihad richtet sich nicht nur an die Klimasünder China und westliche Industrienationen, sondern auch an mehrheitlich muslimische Länder. Schlechtes Ressourcenmanagement, hoher Import,
Um gegen letzteres anzukämpfen, muss der CO2-Ausstoß überall radikal eingedämmt werden. Den Umweltschutz in den mehrheitlich muslimischen Ländern kann der Öko-Islam vorantreiben. Hier sind 2 Beispiele:
Grüne Moscheen
Wer aus dem Flugzeug bei Nacht auf eine arabische Metropole schaut, dem strahlen grün beleuchtete Moscheen entgegen. Doch das macht noch keine »grüne Moschee« aus.
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Die grüne Pilgerreise
Jedes Jahr brechen Millionen Muslime zu heiligen Pilgerstätten auf, die größte Pilgerreise ist wohl die Richtung Mekka in Saudi-Arabien. Doch dabei wächst der CO2-Fußabdruck jedes Pilgers. Der
Diese Projekte zielen zwar auf den arabischen Raum, aber gerade in westlichen Ländern ist der Öko-Islam besonders verbreitet. Allen voran in Großbritannien. Dort gründete der Öko-Theologe
Wir sind die Sklaven der Wegwerfgesellschaft. In vielen anderen Ländern wurde nie so verschwenderisch gelebt wie hier. Viele Muslime, die in Europa aufwachsen, beschäftigen sich mit dem Thema Klimawandel und haben eine bereits bestehende nachhaltige Infrastruktur wie öffentliche Verkehrsmittel oder Mülltrennung.
Doch die Motivation, den Öko-Dschihad zu führen, ist überall die gleiche: die Religion. Hilft die, am Ball zu bleiben, wo viele säkulare Öko-Kämpfer aufgeben?
Spiritualität hilft, am Ball zu bleiben
Auch in Deutschland gedeiht der Öko-Islam. Im Jahr 2013 stand der jährliche
Hima ist ein islamischer Begriff, der heute frei als »Naturschutzgebiet« übersetzt werden kann. Mit 10 Ehrenamtlichen organisiert der Verein Veranstaltungen, auch mit christlichen, jüdischen und säkularen Organisationen und Parteien wie den Grünen, und stellt Infomaterial zum Umwelt- und Naturschutz aus islamischer Perspektive zusammen.
Wir wollen Muslimen zeigen, dass Umweltschutz nichts Neues, Hippes oder Trendiges ist, sondern zu unserem Religionsverständnis dazugehört. Und wir doch immer die Erfahrung machen, dass das komplett in Vergessenheit geraten ist.
Ilhaam El-Qasem ist Vorsitzende von Hima und weiß, wie
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Erst als El-Qasem über Plastikkonsum spricht, bringt sie ihren Glauben zurück ins Spiel: »Ich fühle mich schlecht, dass ich für mein erstes Kind Wegwerfwindeln benutzt habe, auch wegen meiner Religion. Weil ich mir vorstelle, dass ich am Ende meiner Tage gefragt werde und weiß, die Windeln brauchen 300–500 Jahre, um zu verrotten.« Die Vorstellung vom Jenseits spielt eine große Rolle für Gläubige, die umweltfreundlich leben wollen. »Das Paradies ist ja auch keine Großstadt. Das Paradies ist ein Garten«, setzt El-Qasem hinzu.
Rechenschaft über sein Leben abzulegen, ist sicher ein überwältigendes Argument –
Wiederbelebte Traditionen und Sinnbilder – damit argumentieren nicht nur Öko-Muslime, sondern auch
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Weitere Informationen zu dieser Förderung findest du hier!
Titelbild: Will van Wingerden - CC0 1.0