Wer gegen Konstruktiven Journalismus ist, hat ihn nicht verstanden
Die Welt besteht nicht aus Zuckerwatte. Genau deshalb sollten Medien darüber berichten, wie wir sie besser verdauen können.
Für die Nachrichten brauchst du starke Nerven: Schon wieder ein Lastwagen, der in eine Menschenmenge rast, der nächste Krieg tobt, und gleichzeitig sind noch mal 80 Geflüchtete ertrunken. Als wäre die Welt nicht verrückt genug, kommt noch Donald Trump. Kurz bevor du verzweifelt abschaltest, beginnt der Wetterbericht: Sonnig bis heiter, dem Grillen mit Freunden steht nichts im Weg und beim ersten Bissen ist der vermeintliche
Bist du
Weder noch.
Nachrichten informieren dich in erster Linie darüber, was alles schiefläuft in der Welt. Das ist wichtig – aber zu wenig. Nicht erst seit Donald Trump ist es Zeit für einen Journalismus, der schon vor dem Wetter damit anfängt, dir die Welt realistisch zu erklären.
Hier sind 3 Gründe, warum die Welt so dringend mehr Konstruktiven Journalismus braucht.
1. Weil es nichts bringt, den Kopf in den Sand zu stecken
Wo die Welt Fieber hat, sollten Journalisten recherchieren, wie es geheilt werden kann.
Genauso wird Journalismus besonders dort gebraucht,
Was wäre also, wenn Journalisten bei jeder Recherche zu einem Problem auch die Frage stellten, wie es gelöst werden kann? Wenn sie nicht nur über Krankheiten, sondern auch über Medikamente –
Leider wird der Konstruktive Journalismus oft missverstanden: Er sei belangloser Rosa-Zuckerwatte-Journalismus, meinen die einen.
Deshalb eine kurze Auffrischung, worum es eigentlich geht. Wichtigste Zutat ist die zusätzliche W-Frage: Neben Wer?, Wie?, Was?, Wo? … fragt Konstruktiver Journalismus auch: »Wie geht es weiter?«
Die Welt ist nicht komplexer geworden – sie ist nur näher an uns heran gerückt.
Viele Menschen beklagen, die Welt sei komplexer geworden. Die Welt ist schon lange komplex, aber unsere Wahrnehmung reicht jetzt dank Dauerinternet und Smartphone viel weiter als noch vor wenigen Jahren. Mit einem stärkeren Fokus auf Langzeitentwicklungen können Journalisten für mehr Verständnis sorgen. (Auch ohne die wichtigen Ereignisse des Tages auszublenden.) Das hilft dabei, sich weniger erschlagen zu fühlen von der Fülle an Nachrichten, die jeden Tag auf dich einprasseln. Dabei den Blick auf die Zukunft zu richten – und die willst du doch auch miterleben, oder nicht? –
2. Weil Zusammenhänge die Welt besser erklären
Deshalb berichten wir über Langzeitenwicklungen statt über Einzelereignisse. Konstruktiver Journalismus zeigt mögliche Szenarien, wie sich Dinge weiterentwickeln können und wie wir das beeinflussen. Das heißt, ein Ereignis – sagen wir, ein Terroranschlag – wird eingeordnet. So kann die Wahrscheinlichkeit genannt werden, selbst zum Opfer zu werden
Es ging der Menschheit nie besser als jetzt.
Wusstest du, dass es der Menschheit
Dadurch verschieben sich die Prioritäten.
3. Weil Journalisten auch nur Menschen sind
Egal ob bei Workshops von Perspective Daily oder von unseren internationalen Kollegen – überall auf der Welt äußern Journalisten dieselbe Motivation, warum sie ihren Job machen: »Ich bin Journalist geworden, nicht nur weil ich dabei an interessante Orte komme, spannende Menschen treffe und die auch noch alles fragen kann. Vor allem bin ich Journalist geworden, weil ich etwas bewegen und mich in die Gesellschaft einbringen will. Meine Arbeit als Journalist hat direkte Auswirkungen auf die Welt, in der ich lebe«, sagt David Ehl.
»Meine Arbeit hat direkte Auswirkungen auf die Welt – und ist immer Produkt meines Weltbilds.«
»Ich bin zwar nur ein kleiner Schreiberling in einer
Konstruktiver Journalismus gibt sich gar nicht erst der Illusion hin, objektiv zu sein. Vielleicht denkst du jetzt: Moment, aber ich will doch objektiv informiert werden! Das ist schlichtweg nicht möglich. Ob Journalisten zuerst über die Opfer oder die Täter schreiben,
Wenn wir Journalisten es schaffen, in unserer Berichterstattung ein realistisches Weltbild zu vermitteln, dann schafft das auch eine stärkere Bindung zu dir. Als Leser (oder Hörer oder Zuschauer) bist du genauso Teil dieser Welt. Konstruktiver Journalismus diskutiert nicht nur Lösungen – er ist Teil der Lösung für viele Probleme unserer Zeit.
Dieser Text wäre nicht ohne die Unterstützung von Han Langeslag und Felix Austen entstanden.
Titelbild: Oleg Kr - copyright
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